Handel im Wandel Einkaufsstraßen stehen vor einem großen Wandel

Solingen. · Studie liefert Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit elf „Bausteine für neue Perspektiven“.

Die Autoren der Studie „Einkaufsstraßen neu denken – Bausteine für neue Perspektiven“, Holger Pump-Uhlmann (l.) und Rolf Junker stellten ihre Publikation in der Alten Schalterhalle in Solingen vor.

Foto: Christian Beier

Der Einzelhandel prägte viele Jahre das Gesicht der Innenstädte. Diese Zeiten scheinen zu Ende zu gehen. Alle Zahlen zur Entwicklung des Einzelhandels, zum Wachstum des Onlinehandels und zu den immer noch wachsenden Einzelhandelsflächen deuten darauf hin, dass sich die Städte und ihre Bürger von der prägenden Präsenz des Einzelhandels verabschieden müssen. Alternativen müssen her. Wie die aussehen könnten, haben Holger Pump-Uhlmann und Rolf Junker in einer Studie erarbeitet. Die Publikation „Einkaufsstraßen neu denken – Bausteine für neue Perspektiven“ der Landesinitiative StadtBauKultur NRW haben sie zuletzt in der Alten Schalterhalle in Solingen gut 100 Gästen aus ganz Deutschland vorgestellt.

Die Solinger Innenstadt mit ihrer großen Zahl an Leerständen ist ein Beispiel dafür, worauf sich die meisten Städte in naher Zukunft einstellen müssen. „Es ist klar, dass die vorhandenen Gebäude nicht alle ausgetauscht werden können“, erklärt . Pump-Uhlmann. Eine stärkere Mischung verschiedener Nutzungen sei aus seiner Sicht die Antwort. Dies seien vor allem Wohnen, Dienstleister, soziale Infrastruktur und Gastronomie. Umbau und Anpassung der vorhandenen Strukturen werde deshalb neben den strategischen Überlegungen zu einer Hauptaufgabe der künftigen Stadtplanung.

Die Autoren haben sich für ihre Studie im ganzen Bundesland nach Lösungsansätzen umgeschaut. „Damit wollen wir den Kommunen Anregungen geben“, erläutert Pump-Uhlmann. In ihrer Publikation liefern sie auch Ansätze, wie das Problem angegangen werden könnte, wobei es allerdings keine Patentrezepte gebe. Es habe sich aber gezeigt, dass vor allem ein gemeinschaftliches Denken aller Beteiligten erforderlich sei.

Konzept „City 2030“ gibt Richtung der Innenstadt-Entwicklung vor

In diesem Zusammenhang hob Dr. Pump-Uhlmann hervor, dass die handelnden Akteure in Solingen die Zeichen der Zeit erkannt hätten. „Es gibt einen breiten Konsens und die Bereitschaft zum Umdenken“, sagt er. Zudem sei der Verwaltung und der Politik bewusst, dass ein langer Weg vor ihnen liege, der viel Geduld erfordere.

Da der Niedergang des Einzelhandels die Stadt Solingen früher als vergleichbare Städte getroffen habe, könnte sich die Klingenstadt möglicherweise auch schneller als andere Städte des Problems entledigen. Immerhin gebe es mit dem Konzept „City 2030“ bereits konkrete Vorstellungen, in welche Richtung sich die Innenstadt entwickeln sollte. Auch darin sind die Konzentration der Einzelhandelsflächen auf kleinere Bereiche und mehr Wohnraum wesentliche Punkte.

Lobenswert sei aus Sicht von Pump-Uhlmann die Bereitschaft der Solinger Politik, das Problem gemeinsam anzugehen. Überall sei er bisher über die Parteigrenzen hinweg auf positive Resonanz gestoßen. Dieses Einvernehmen sei erforderlich, um Erfolge erzielen zu können. „Es darf kein Parteigezänk geben“, sagt der Architekt, Autor und Architekturhistoriker.

Der Konsens in Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit über die Notwendigkeit des Nutzungswandels in der Innenstadt ist denn auch der erste von elf Punkten, den die Autoren der Studie in einem Handlungsrahmen für Kommunen skizzieren. Wie ein derartiger Wandel erfolgreich umgesetzt werden kann, zeigt das Beispiel des ehemaligen Solinger Hauptbahnhofs. Darauf verwies Stadtdirektor Hartmut Hoferichter (parteilos), Mitglied des fünfköpfigen Vorstandes von StadtBauKultur NRW, in seiner Begrüßung. Der Bahnhof und sein Umfeld belegten, was mit neuen und kreativen Ideen bewirkt werden könne. Nach den Worten des Stadtdirektors könne der alte Bahnhof sogar ein Impulsgeber für die Entwicklung der Innenstadt werden. Auch dort müssten in den nächsten acht bis zehn Jahren radikale Veränderungen vorgenommen werden. Denn eines belege die Studie: „Einzelhandel als Lückenbüßer für die Leerstände ist nicht mehr die Lösung.“