Eisbär Anori: Wuppertals neuer Weltstar trinkt nur Milch
Der kleine Eisbär Anori sorgt beim Zoo für Anfragen aus der ganzen Welt. Knuts Halbschwester soll aber nicht vermarktet werden.
Wuppertal. Kein Mensch hat sie bisher direkt gesehen, geschweige denn berührt — nicht einmal der Direktor. Und trotzdem: Das Eisbär-Mädchen Anori ist der neue Liebling im Zoo — obwohl oder gerade weil es Einblicke in Anoris geheime Kinderstube bisher nur via Überwachungskamera gibt.
Wie der Zoo seinen jüngsten Star vermarkten möchte? Die Antwort von Direktor Ulrich Schürer überrascht: „Wir möchten sie nicht vermarkten.“ Oder anders gesagt: „Wir möchten uns nicht dem Vorwurf aussetzen müssen, wir würden Anori vermarktet.“ Zoobiologe Andreas Haeser-Kalthoff formuliert es so: „Wir freuen uns erst einmal über das Tier.“ Zumal die Chancen, dass Mutter Vilma ihren Nachwuchs auch künftig nicht verstößt, groß seien.
Wer nicht gerade täglich mit exotischen, seltenen oder allgemein als „niedlich“ geltenden Tieren zu tun hat, mag sich wundern: Die Freude im Zoo ist zwar groß, klingt aber auch professionell. „Als bei uns Bonobo-Zwillinge zur Welt kamen, war das eine Weltsensation“, sagt Schürer. „Doch es gab kaum Presse.“ Junge Elefanten und Eisbären hingegen sorgten erfahrungsgemäß für Furore — und so werden auch viele Neugierige erwartet, sobald Anori (wohl im April) ihre Höhle verlässt.
Bis dahin gibt es ein kleines „Zückerchen“ — nicht für Anori, die ausschließlich von Mutter Vilma versorgt wird, sondern für menschliche Zweibeiner. Denn seit Donnerstag ist das vier Wochen alte Eisbär-Baby offiziell ein „Fernseh-Star“: Per Monitor können die Besucher sehen, was sich in der Wurfhöhle abspielt. „Sie quäkt, wenn sie nicht richtig liegt“, erklärt Schürer. Mutter Vilma kümmere sich dann sofort.
Wie es Anori geht, interessiert nicht nur die Wuppertaler. „Es gibt Medienanfragen aus der ganzen Republik, aber auch aus Japan“, sagt Haeser-Kalthoff. Zurück zur Vermarktung also: Denkbar sei, dass es Plüschtiere mit Namensbändchen geben könne. „Eigene Plüschtiere werden wir aber nicht herstellen lassen. Das können wir wirtschaftlich nicht leisten.“
Anori lassen solche Überlegungen übrigens völlig kalt: Den Rummel um ihre Person verschläft sie einfach — in ihrer auf zehn Grad Celsius geheizten Höhle bekäme sie ihn ohnehin nicht mit.