130 Jahre WZ in Wuppertal Elberfelder Bayerwerk: Von der Farbenfabrik zum Weltkonzern

Beim Besuch des Elberfelder Bayerwerks lernten die Teilnehmer der WZ-Aktion viel über die Geschichte des Unternehmens.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Farbige Kleidung ist heute ganz normal, doch einst konnten sich das nur wohlhabende Menschen leisten. Denn das Färben mit natürlichen Farbstoffen war teuer. Das änderten Friedrich Bayer und Friedrich Weskott, als sie in die Produktion von künstlichen Farbstoffen einstiegen. „Farbe für das Proletariat“ — das sei eines ihrer Ziele gewesen, erfuhren die Teilnehmer der Führungen durch das Elberfelder Bayerwerk zum WZ-Geburtstag.

Mike Mattäus, Leiter des Chemiepark-Managements, verband viele Informationen über die Geschichte des Unternehmens und heutige Leistungen. Anschaulich wurde die Historie mit einigen alten Fotografien aus den Laboren der Anfangszeit: „Damals noch ohne Arbeitskleidung und mit Zigarette!“, machte Mike Matthäus auf Details einer Aufnahme von 1891 aufmerksam.

Friedrich Bayer und Friedrich Weskott begannen 1863 in Heckinghausen, wechselten drei Jahre später nach Elberfeld. Der Beginn lag bei der Farbenproduktion, der Einstieg in die Produktion von medizinischen Stoffen sei dem Wunsch nach Müllverwertung geschuldet, berichtete Mike Matthäus: Carl Duisberg habe die anfallenden Abfälle nutzen wollen. Nach einer Analyse habe sich herausgestellt, dass sie mit nur einer Transformation in den Stoff Phenacetin verwandelt werden konnten, ein fiebersenkendes Mittel.

Es folgten bald weitere heute noch verwendete Medikamente wie das weltbekannte Aspirin sowie das Breitbandantibiotikum Prontosil, für das Gerhard Domagk 1939 den Nobelpreis erhielt. Heute ist Bayer ein weltweit aktives Unternehmen mit über 100 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von fast 47 Milliarden Euro. In den letzten vier Jahren habe Bayer über eine Milliarde Euro in Wuppertal investiert, betonte Matthäus. Dazu zählten die ständige Modernisierung, aber auch die neuen Gebäude in Elberfeld und Aprath.

Beim Gang über das Gelände zwischen Backsteinbauten und Rohrverbindungen machte Mike Matthäus darauf aufmerksam, dass die Produktion heute — anders als einst — kaum Lärm und Gerüche nach draußen dringen lasse. Die Wupper, die durch das Werksgelände fließt und einst in den Farben schillerte, die gerade produziert wurden, ist heute wieder ein natürlicher Fluss. Regelmäßig komme der „Bayer-Reiher“ vorbei, versicherte Matthäus. Und demnächst werde der Wupperverband auch dieses Stück des Flusses mit Inseln und Einbauten renaturieren.

Vom Dach eines Gebäudes bekamen die Besucher einen Überblick über das Gelände und genossen die ungewohnte Aussicht durch das Tal. „Es war toll auf dem Dach“, schwärmte Susanne Kretschmer anschließend. „Es hat sich ganz schön viel verändert“, staunte ein ehemaliger Mitarbeiter. „Man denkt gar nicht, wie groß das Gelände ist“, stellt Renate Westphal fest.

„Ich hätte gern mal in die Produktion reingeguckt“, meldete sich eine Besucherin in der abschließenden Fragerunde zu Wort. Weil das mit zu viel Aufwand verbunden sie, habe man diesmal darauf verzichtet, erklärte Mike Matthäus. Für solche Führungen gebe es eine lange Wartliste.

Auf weitere Fragen der Teilnehmer erklärte er, dass die Sicherheitsstandards aus Deutschland auch an den übrigen Standorten gelten, berichtete von Vorkehrungen gegen Werksspionage, von der absoluten Unabhängigkeit des IT-Systems, von Notfallplänen für Unfälle und davon, dass Bayer zwar noch immer mehr Bewerbungen erhalte, als sie Auszubildende einstellen könnten. Aber dass sie auch durch Kontakt zu Schulen und das Angebot von Praktika daran arbeiteten, dass das Interesse bleibt.