Kultur Else Lasker-Schülers großes Werk

Neues Buch: Gabriele Sander stellt die Gedichtausgabe vor.

Foto: Schiller-Nationalmuseum Marbach am Neckar

Wuppertal. Gabriele Sander, Professorin für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Bergischen Universität, stellte am Donnerstag um 19.30 Uhr in der Johanneskirche (Elberfelder Südstadt) ein Buch vor, auf das die Freunde der Dichterin Else Lasker-Schüler schon lange gewartet haben dürften. Unter dem Titel „Else Lasker-Schüler — Die Gedichte“ hat Gabriele Sander das gesamte lyrische Werk der Elberfelder Dichterin chronologisch nach Erstdrucken geordnet, die Gedichte kommentiert sowie ein ausführliches Nachwort verfasst.

Foto: Sander

Gabriele Sander spricht im Rahmen der Vortragsreihe Offene Abende über das Werk von Else Lasker-Schüler und die von ihr herausgegebene Gedichte-Sammlung. Der Eintritt ist frei.

Drei Jahre studierte Gabriele Sander unzählige Quellen und stellte sich der großen Herausforderung, die Gedichte neu zu interpretieren. „Das war ein ziemlicher Kraftakt, weil ich sehr viel recherchieren musste“, sagt Gabriele Sander und erzählt eine Anekdote, die viel über die Dichterin und ihr Werk verrät: „In einem Gedicht zur Gründung der Preußischen Akademie der Dichtkunst zählt Else Lasker-Schüler etliche Namen auf. Da sie selbst bei der Gründung außen vor und deshalb verärgert war, hat sie mit ihrem Gedicht Stellung auf ihre Art bezogen.“ Dies sei nur ein Beispiel für Hintergrundinformationen, die den Lesern zu einem tieferen Verständnis der Gedichte verhelfen könnten.

„Dieses Buch richtet sich bewusst an einen breiten Leserkreis“, sagt die Herausgeberin. Es umfasst das gesamte lyrische Werk, darunter auch Fragmente. Dass der Reclam-Verlag gerade jetzt das Buch veröffentlicht hat, habe einen eher profanen Grund. Seit dem 1. Januar 2016 ist nach Ablauf einer 70 Jahre währenden Schutzfrist die Rechtefreiheit der Texte gegeben.

Eine chronologische Auflistung des Werkes von Else Lasker-Schüler biete dem Leser erstmals die Chance, die literarische Entwicklung von ihren Anfängen bis zu den letzten Lebensjahren in Palästina über eine Zeitspanne von mehr als 40 Lebensjahren nachzuvollziehen. „Die Lyrik ist eindeutig der Kern ihres Werkes. So eindrucksvoll und wirkungsvoll die Texte sind — so sehr benötigt der Leser doch in manchen Fällen Erläuterungen, um zeitgenössische Fragestellungen zu verstehen“, erklärt Sander.

Die Sammlung umfasst auch 20 bis 30 Porträtgedichte, zumeist über Personen aus dem Bekanntenkreis von Else Lasker-Schüler. „Das ist schon eine einmalige Sache. Es sind Namen darunter, die heute nicht mehr allen geläufig sind. Zu ihnen gibt es im Anhang Informationen.“

Gabriele Sander hat mit der kommentierten Gesamtausgabe ein Buch herausgegeben, das als neues Standardwerk über die Lyrik der großen Wuppertaler Dichterin gelten darf.

“ Else Lasker-Schüler — Die Gedichte; erschienen im Februar 2016 im Reclam-Verlag. Gebundene Ausgabe, 512 Seiten, 39,95 Euro.