60 Minuten vor Ort Endlich ist es im Wuppertaler Freibad rappelvoll

Wuppertal · Bei Sonne und hohen Temperaturen sorgt das Wasser im Becken am Eckbusch für willkommene Abkühlung.

Die Hecke hat Karl Heinz Riewe extra runtergeschnitten, um alles gut im Blick zu haben.

Foto: Martin Gehr

Dienstag, 15 Uhr 30. Der Parkplatz am Jagdhaus ist voll. Und der am Eckbusch auch. Rappelvoll. 28 Grad. Keine Wolken. Kaum Wind. Es ist Sommer und das Freibad Eckbusch in diesen Tagen ein Anlaufpunkt für viele Wuppertaler. Endlich, denn bei der Saisoneröffnung Mitte Mai, bei der es mehr als zehn Grad kühler war, sah das Becken noch ganz anders aus. Frisch gefüllt und trotzdem so gut wie leer.

„Jetzt muss es losgehen“, sagt Frank Mühlhoff, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft. 350 bis 400 Leute sind es an diesem Nachmittag, schätzt er. „Ab 500 fängt es an, auch finanziell Spaß zu machen.“ Wenn allerdings ein extremer Hochsommer komme, 35 bis 38 Grad, „und hier über 1000 Menschen Abkühlung suchen wollen, dann wird‘s schwierig“.

So weit ist es zum Glück noch nicht. Karl Heinz Riewe bleibt entspannt auf seinem Terrassenstuhl. Aufsicht führt er heute, der 85-Jährige, sein T-Shirt hat er abgelegt, braun gebrannt ist er, und fit. Schließlich dreht er hier fast jeden Morgen die ersten Bahnen. 22 Grad Wassertemperatur sind es mittlerweile, das Becken ist nicht beheizt, das Wasser wärmt sich selbst auf. Erfrischend.

Die angrenzenden Wiesen haben die Besucher mit Handtüchern ausgekleidet. Vater mit Sohn. Junges Pärchen. Jugendliche, die nach der Schule herkommen. Die Mädchen-Clique. Senioren. Die Zielgruppe des versteckten Freibads, das doch längst kein Geheimtipp mehr ist, ist völlig gemischt.

„Ich habe die Hecke extra runtergeschnitten, damit ich drüber gucken kann und alles im Blick habe“, sagt Karl Heinz Riewe und steht von seinem Stuhl auf. „Wenn es Ärger gibt, bin ich da.“ Freundlich, aber resolut. „Man kennt mich hier.“ Seit er 2001 in Rente ging, hilft er mit.

„Es ist sehr familiär“, sagt Sebastian Scheider, der mit Benedikt Beichl hergekommen ist. „Schön gelegen. Wenn das Wetter so gut bleibt und die Zeit es hergibt, ist das hier für uns die erste Adresse“, so Scheider. Als Freizeitvergnügen. Hier geht es weniger darum, sich sportlich zu betätigen. Von den Frühschwimmern und Karl Heinz einmal abgesehen. Alles ruhig im Moment, sagt er und setzt die Sonnenbrille ab. „Ich habe Spaß am Bad, mit den Jugendlichen komme ich auch gut aus.“ Kinder schaukeln, eine Gruppe spielt Beachvolleyball. Am Sprungbrett auf der anderen Seite des Beckens bildet sich eine Schlange. Am Kiosk, der sich oberhalb der Liegewiese befindet, auch.

Wer Abkühlung sucht, wird dort genauso fündig. In der Eistruhe gibt es sogar wahre Klassiker: Flutschfinger und Ed von Schleck. Und Pommes. Nicht in der Eistruhe, aber aus der Küche. Kleine Portion drei Euro, große Portion vier Euro. Currywurst dazu? Chicken Nuggets stehen ebenfalls auf der Karte.

Der 63-Jährige, der auf einer der Holzbänke vor der Hecke sitzt, weiß die Atmosphäre zu schätzen. Seinen Namen möchte er nicht nennen, dabei hätte er 1976 beinahe an den Olympischen Sommerspielen teilgenommen, erzählt er. Im kanadischen Montreal. Disziplinen: Kraul und Delfin. Bei den Wasserfreunden Wuppertal war er damals aktiv, doch es fehlte das Geld. Schließlich ging er noch zur Schule. Bei Henkel in Düsseldorf war er später tätig, hat Klebstoff hergestellt. „Kennen Sie Pattex?“ Klebenbleiben will er jedoch nicht, was bei den schweißtreibenden Temperaturen nicht ganz so einfach ist, und legt sich wieder aufs Handtuch. „Es ist hier einfach schön. Und es gibt keine Rüpel“, betont er. Vielleicht gleich noch mal ins Wasser. „Ist aber frisch.“

Auch Romy, Pilar und Larisa haben es sich im Gras gemütlich gemacht. Die Teenager wohnen im Viertel oder gleich um die Ecke. „Das ist total praktisch“, sagt Pilar. „Schon als wir klein waren, sind wir hier hingekommen.“ Romy hofft, dass der Sommer so bleibt. Gibt es denn noch andere Anlaufpunkte am Eckbusch, das als Wohnquartier zum Stadtbezirk Uellendahl-Katernberg gehört? „Naja, die Pizzeria.“ Und was ist mit dem Jugendzentrum? „Da geht doch keiner hin“, sagt Pilar und cremt sich ein. Lichtschutzfaktor 30. Wer’s nicht tut, ist selbst schuld und sieht am nächsten Tag aus wie ein dänischer Hotdog. Die werden mit roten Würstchen zubereitet. Anders betrachtet, ist das Schwimmbad ja auch gerade das Richtige bei diesem Wetter, bei dem das Bad bis 19 Uhr geöffnet hat.

Der nächste Höhepunkt im Viertel steht hingegen schon auf der Liste, vielmehr auf dem Werbeplakat nahe des Parkplatzes: Am Sonntag, 30. Juni, begrüßt der Bürgerverein Eckbusch-Katernberg den Sommer. Von 15 bis 18 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum. Mit Bratwurst und Rudelsingen. Klein, aber fein. Und ganz entspannt. Wie im Freibad Eckbusch.