Energie: Der Stadt werden die eigenen Häuser zu teuer
Szenario: Künftig muss viel Energie gespart werden – doch der Weg dahin wird teuer.
Wuppertal. Die explodierenden Energiepreise stellen offenbar nicht nur private Haushalte vor immer schwieriger werdende Probleme. Auch die Stadt muss künftig völlig neue Prioritäten entwickeln: Hohe Investitionen könnten deshalb künftig nur noch in solche städtische Gebäude fließen, die noch langfristig genutzt werden. Das bedeutet auch: Von solchen Gebäuden, die nicht mehr dringend benötigt werden, muss sich die Stadt trennen. Und bis es so weit ist, soll in diese Häuser nur noch ein "unvermeidbares Minimum" an Geld investiert werden. Das sind zwei Schlussfolgerungen aus einem Szenario des Gebäudemanagements zur Entwicklung der Energiepreise.
Weiterer Vorschlag von Christian Gleim (Gebäudemanagement), der das Szenario geschrieben hat: Die derzeit durch Energieeinsparungen erwirtschafteten Beträge müssten über einen begrenzten Zeitraum von rund zehn Jahren wieder reinvestiert werden - und zwar in die Energieeffizienz.
Außerdem erarbeitet das Gebäudemanagement derzeit eine sogenannte "Energieeffizienzrichtlinie für öffentliche Gebäude der Stadt Wuppertal." Darin sind die energetischen Anforderungen an bereits bestehende Gebäude sowie Neubauten erklärt. Diese Richtlinie ersetzt dann den "Leitfaden für ökologisches Bauen" und wird zum Teil über gesetzliche Standards hinausgehen.
Ein Hintergrund des Szenarios: Selbst die finanziellen Auswirkungen der Einsparungen reichen nicht aus, um die Kostensteigerung aufzufangen. In dem Papier heißt es, dass der Verbrauch der zum Gebäudemanagement gehörenden Gebäude über alle Energiearten hinweg seit dem Jahr 2002 um 25 Millionen Kilowattstunden (13,5 Prozent) gesenkt werden konnte. Die Energiekosten sind jedoch im gleichen Zeitraum um 3,4 Millionen Euro (39 Prozent) gestiegen. Ohne die Einsparungen hätte der Betrag um noch einmal etwa 1,5 Millionen Euro höher gelegen.
Die Perspektive? Prognosen zufolge wird es ab 2030 einen akuten mangel an Erdöl und Erdgas geben. Das bedeutet, dass die Energiepreise aller Wahrscheinlichkeit nach weiterhin steigen werden. Bleiben nachhaltige Energiesparmaßnahmen aus, so gibt es selbst nach konservativer Rechnung die Gefahr einer Vervierfachung der jährlichen Energiekosten. Bis zum Jahr 2026 könnten sich so Mehrkosten von rund 320 Millionen Euro ergeben. Ein drastischerer Anstieg ist nicht ausgeschlossen.
Solch einem Kostenrisiko kann die Stadt eigentlich nur mit weiteren Energiesparen begegnen. Da ist unter Berufung auf den Gesetzgeber unter anderem für Neubauten und Sanierungen von einem Mindesteinsatz an erneuerbaren Energien die Rede. Viel Geld wird es zudem kosten, Gebäude energetisch zu sanieren. Geld dafür gibt es aber nur in einem von der Finanzaufsicht in Düsseldorf genehmigten Rahmen. Das wird nicht reichen. Deshalb müssten Kredite für energetische Maßnahmen von der Limitierung eigentlich ausgeschlossen sein, heißt es.
Insgesamt geht es in dem Szenario auch um die Frage, wie viel Verwaltung künftig überhaupt noch möglich ist. Das Papier des Gebäudemanagements leistet einen Beitrag zu dieser Diskussion. Weitere einzuleiten, ist nun Angelegenheit der Politik.