Kaum Termine verfügbar Engpass beim Wuppertaler Einwohnermeldeamt hält an

Wuppertal · Personalmangel führt weiter zu Problemen. Fast jede zweite Stelle ist nicht besetzt.

Bereits 2014 verwies das Einwohnermeldeamt auf lange Wartezeiten wegen einer hohen Krankenquote.

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Wer derzeit zum Einwohnermeldeamt will, hat ein Problem: Es gibt keine Termine. Grund ist Personalmangel: Von 52 Stellen sind aktuell nur 30 ausgefüllt. Die Verwaltung setzt auf neue Mitarbeiter und effektive Schulungen.

Der WZ hat ein Vater geschildert, dass seine aus dem Ausland zurückgekehrte Tochter tagelang versuchte, einen Termin zu bekommen, um sich anzumelden. Ohne Erfolg. „Das geht so nicht“, findet er.

Ähnlich sieht es Christoph Krey, Inhaber einer Versicherungsagentur. Er will einen neuen Mitarbeiter einstellen, doch der kann kein Führungszeugnis vorlegen. Denn er bekommt keinen Termin beim Meldeamt. „Wir sind auch Finanzdienstleister“, erklärt Christoph Krey. „Ich muss prüfen, ob der Mitarbeiter einwandfrei ist.“

Bei dem Versuch, Termine auf den Internetseiten des Meldeamts zu buchen, heißt es immer wieder: „Kein Termin verfügbar“. Im allgemeinen Text zum Buchungssystem ist zu erfahren: „Aktuell können aufgrund von Personalmangel nur sehr eingeschränkt Termine vergeben werden. Wir bitten um Verständnis.“

Trotz zahlreicher Einstellungen fehlen dem Meldeamt Mitarbeiter. Denn es haben auch viele das Meldeamt verlassen, sie gehen in Elternzeit, Rente oder wechseln auf attraktivere Arbeitsplätze in der Verwaltung, wo es günstigere Arbeitszeiten, bessere Bezahlung, weniger Publikumsverkehr und die Möglichkeit zu Homeoffice gibt. Dazu kommt ein hoher Krankenstand mit aktuell drei Langzeiterkrankten.

Die Folge: Seit Monaten reicht das Personal nicht, der Berg unerledigter Aufgaben wächst. Zudem wird eine „Welle“ von Anfragen von den Bürgern erwartet, deren Pass im Frühjahr abläuft. Denn diese wurden nicht wie zuletzt im Voraus angeschrieben.

Ordnungsdezernent Matthias Nocke versichert: „Für das Einwohnermeldeamt wurden und werden zukünftig neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eingestellt. Ziel ist es selbstverständlich, ein ausreichendes Terminkontingent für den tatsächlichen Bedarf zur Verfügung zu stellen.“

Zahlreiche Beschwerden bei Meldeamt, Servicecenter und OB

Derzeit läuft das fünfte Ausschreibungsverfahren, zum dritten Mal wird auch außerhalb der Stadtverwaltung gesucht. Geschaffen wurde zudem eine Fluktuationsreserve von vier Stellen. Im Januar waren für 21,72 offene Stellen 14 Anwärter gefunden, die je nach Verfügbarkeit sofort oder in den nächsten Monaten beginnen können.

Sie durchlaufen ein dreimonatiges „eigens fortentwickeltes Einarbeitungskonzept ausschließlich für das Termingeschäft am Kunden“, erklärt Nocke. Denn „zugunsten des Antragsgeschäfts werden andere Aufgaben im nicht sichtbaren Bereich bis auf das zulässige Maß zurückgestellt. Mit Einstellung neuer Mitarbeiter soll sich die Situation im Einwohnermeldeamt wieder entspannen“, hofft der Dezernent. Dadurch werde die Krankenquote sinken. Dazu soll auch ein betriebliches Gesundheitsmanagement beitragen.

Auch die Einschränkung der Öffnungszeiten in der Zentrale am Steinweg ab 15. März soll Erleichterung bringen. Dann ist nicht mehr ein komplettes Schichtsystem nötig, es gibt nur zwei lange Tage. Das bedeutet Erleichterung für die Mitarbeiter, zudem lassen sich so ausgefallene Termine im größeren Team besser ausgleichen.

Die Probleme der Bürger sind der Verwaltung bekannt, Matthias Nocke berichtet von Beschwerden per Telefon und E-Mail beim Meldeamt, beim Servicecenter, auch bei ihm selbst und bei Oberbürgermeister Andreas Mucke, die alle beantwortet würden. Beim Vergleich mit anderen Städten verweist er auf Kommunen im Ruhrgebiet, die auch sehr große Schwierigkeiten hätten. „Kleinere Kommunen hingegen müssen nicht so stark kämpfen.“

Nocke versichert, dass die Stadt Wuppertal bei Menschen, die sich nicht ummelden können, derzeit kein Verwarngeld verlangt. Und für Menschen, die ein Führungszeugnis für einen Arbeitgeber brauchen, werde das – bei einem Nachweis des Arbeitsgebers – auch ohne Termin erstellt.