Wuppertal Erster Bergischer Digitalkongress dient als Weckruf

Die Industrie- und Handelskammer konnte 200 Teilnehmer begrüßen. Die Branche boomt — der Nachholbedarf ist groß.

Auch um Big Data ging es bei dem Digitalkongress. Symbolbild

Foto: Ole Spata

Wuppertal. Die digitale Wirtschaft wächst im Bergischen Land unaufhaltsam. Doch in der sehr stark mittelständisch geprägten Industrie geht die digitale Transformation sehr unterschiedlich voran. „Die eine Hälfte der Unternehmen ist sehr gut aufgestellt, die andere Hälfte befindet sich im Tiefschlaf“, sagt IHK-Vizepräsident Jörg Heynkes, der am Donnerstag rund 200 Teilnehmer des ersten IHK-Kongresses der digitalen Wirtschaft begrüßt hatte.

Acht Stunden lang beschäftigten sich die Teilnehmer mit Themen wie der digitalen Transformation und Big Data — es gab Referate und Workshops, die dem Erfahrungsaustausch dienten. Vor zwei Jahren hatte die IHK den Arbeitskreis digitale Wirtschaft gegründet, kurze Zeit später hatte er bereits 100 Mitglieder. „Bei einem Wachstum der digitalen Branche von acht Prozent im Jahr kann man von chinesischen Verhältnissen sprechen“, sagte Klaus Appelt, Leiter des Stabsbereichs Innovation, Umwelt, Raumordnung, Industrie, Technologie. „Mit diesem Kongress haben wir den Nerv der Zeit getroffen“, freute sich Claudia Novak, IHK-Referentin für Informationstechnologie, über die gute Resonanz der „IHK-Digit@ble Bergisches Land“.

Es gehe darum, die Unternehmer wach zu rütteln und ihnen Orientierung in einer sich rasant wandelnden Welt zu bieten. Digitalisierungs-Experte Prof. Klemens Skibicki zog den Vergleich zur industriellen Revolution, als sich die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen in einem bis dahin unvorstellbaren Tempo vollzogen hätten.

„Genau an diesem Punkt stehen wir wieder“, sagte Skibicki. Heute seien deutsche Firmen auf vielen Gebieten Weltmarktführer. Als Fußballweltmeister würde es uns aber sehr beunruhigen, wenn wir seit Jahren mit keiner Nachwuchsmannschaft mehr erfolgreich wären. Das ist leider bei den Wirtschaftsunternehmen bis auf wenige Ausnahmen der Fall, so Klemens Skibicki. In einem weiteren Referat hatte der Start-up-Guru Frank Thelen, bekannt aus der Fernseh-Gründershow „Die Höhle der Löwen“, radikale Thesen aufgestellt. Er sagte voraus, dass einige der deutschen Konzerne den digitalen Tsunami nicht überleben werden. Die Veränderungen machten auch vor Weltmarktführern nicht halt, wie das Beispiel Nokia vor einigen Jahren gezeigt habe.

Als Erkenntnis des ersten Digital-Kongresses bleibt unter dem Strich, dass die Herausforderungen der digitalen Transformation nur aktiv gemeistert werden können. Das Bewusstsein, was auf dem Spiel steht, soll durch weitere Initiativen des digitalen Arbeitskreises geschärft werden. Oliver Haarmann, Unternehmer aus Remscheid, sieht Nachholbedarf auch in den politischen Gremien. „Ich möchte als Unternehmer dazu beitragen, dass die digitale Expertise in der Politik ankommt“, sagt Haarmann. Dies könnte ein Thema für den 2. Kongress der digitalen Wirtschaft sein.