IHK: Bergische Wirtschaft boomt
Präsident Thomas Meyer sieht aber Gefahren für Betriebe durch Fachkräftemangel, Arbeitskosten und auch Steuern.
Insgesamt sehr zufrieden ist IHK-Präsident Thomas Meyer mit dem Zustand der Wirtschaft im Bergischen. Am Donnerstag stellte er mit Hauptgeschäftsführer Thomas Wenge die Ergebnisse der neuen Konjunkturumfrage vor. 364 Unternehmen mit insgesamt 19 000 Beschäftigten aus dem Bergischen haben daran teilgenommen.
Die Antworten geben Meyer und Wenge Zuversicht für die Lage der Betriebe. „Der großen Masse geht es gut“, sagt Meyer — denn 44 Prozent der Unternehmen halten demnach die Geschäftslage für gut, weitere 47 Prozent sehen sie als befriedigend. „Weniger als zehn Prozent geht es schlecht“, so Meyer.
Dabei gehe es vor allem den Betrieben in Remscheid gut. Wuppertal folgt auf Platz zwei, Solingen dahinter. Im Geschäftslageindex — der als Wert die Differenz der Anzahl der Antworten „gut“ und der Antwort „schlecht“ misst — steht Remscheid mit 42 Punkten vor Wuppertal mit 37 und Solingen mit 25 Punkten.
Die am besten aufgestellten Branchen sind demnach die Dienstleister und Großhändler, gefolgt von Kreditwirtschaft, Industrie und Verkehrsgewerbe. Die Einzelhändler sind Schlusslicht in Sachen Zufriedenheit.
Meyer spricht von einem regelrechten „Boom“ — sowohl Umsätze als auch Erträge habe man steigern können. Die Unternehmen im Bergischen seien optimistisch gestimmt und würden mehr investieren wollen, mehr einstellen, mehr ausbilden. Gleichzeitig wüchsen damit aber auch die Sorgen, ob die Firmen dem standhalten könnten. Meyer sagt, allein wegen der Demografie sei das Auszubildendenpotenzial in den vergangenen Jahren von 6000 auf 5000 Personen gesunken ebenso wie die Anzahl der Fachkräfte. 40 Prozent der Unternehmen sehen den Fachkräftemangel als großes finanzielles Risiko.
Ein Teil der Wahrheit sei aber auch, so Meyer, dass auch viele Betriebe aufgehört hätten, auszubilden. Die IHK könne nur davor warnen, betonte er. Ausbildung sei ein wichtiges Instrument gegen den Fachkräftemangel — und auch, um den Herausforderungen der Digitalisierung zu begegnen. Er betonte nochmals: Was helfe, sei „ausbilden, ausbilden, ausbilden“.
Meyer möchte, dass die Wirtschaft sich dazu noch mehr an die Schulen heranbewegt. Andersherum verlangt er von der Politik, dass sie Wirtschaft als Schulfach integriert.
Als noch bedrohlicher sähen die Unternehmen die Entwicklung der Arbeitskosten (44 Prozent) und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (42 Prozent). Meyer sagt, „wir müssen aufpassen, bestimmte Themen nicht zu überziehen“. Zwar sagt er, er wolle als IHK-Vertreter nicht über den Arbeitskampf und die Forderungen der IG Metall sprechen. Als Unternehmer aber halte er die Forderungen für überzogen — gerade mit Blick auf kleine Unternehmen. Die könnten weniger Arbeit bei Lohnausgleich nicht auffangen. Das betreffe eben viele Mittelständler im Bergischen, sagt er. Lohnausgleich etwa wegen Pflegeaufgaben sei vor allem ein gesellschaftliches Thema, keine Aufgabe der Unternehmen.
Meyer, wieder als IHK-Präsident, sieht zudem einen Bedarf, die Besteuerung für Unternehmen zu reformieren. „Wir müssen aufhören, die Substanz der Unternehmen zu besteuern und das degressive Abschreiben von Investitionen wieder einführen“, fordert er ganz konkret.
Dazu verwies er auf die USA, wo die Steuerreform ganz sicher zu starken Investitionen führe. Zwar sei die Politik hier langfristig besser, aber andere Länder hätten schon Schritte in die richtige Richtung gemacht, so Meyer. Nur Deutschland eben nicht.