Wuppertal Erstklassiges vom Chor der Volksbühne

Der Konzertchor spielte in der Stadthalle ein erlesenes Programm, das erheblich mehr Zuhörer verdient gehabt hätte.

Wuppertal: Erstklassiges vom Chor der Volksbühne
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Das ist aber schwach besucht.“ Solche Bemerkungen waren in der Pause des ersten städtischen Chorkonzerts dieser Saison in der Stadthalle zu hören — und sie sind leider wahr. Man kann sich nicht daran erinnern, wann es bei solchen Veranstaltungen im Auditorium des Großen Saals viel mehr leere als besetzte Stühle gab. Aus zweierlei Hinsicht verwundert das. Zum einen gab es anlässlich des Totensonntags ein erlesenes Programm. Zum anderen trat der Chor der Volksbühne auf, der in den letzten Jahren stark an Qualität zugenommen hat.

Musiker und Sänger ließen sich davon jedoch nicht beeindrucken und erfreuten das Publikum mit einem erstklassigen Abend. Wer der Verstorbenen einen Tag vor der Eröffnung der Weihnachtsmärkte gedachte, konnte sich über das Programm wahrlich nicht beklagen. Zum einen liegen das Irdische und das Göttliche, Schicksal, Leben, Tod in Friedrich Hölderlins „Schicksalslied“ aus dem Roman „Hyperion“, das Johannes Brahms trostvoll vertonte.

Des Weiteren sei es „die höchste Stufe, die er als Kirchenkomponist, ja die neuere Kirchenmusik überhaupt, erreicht hat“. Dieses Urteil über die Vertonung des 42. Psalms über einen sich nach Gott sehnenden Menschen in einer Notsituation („Wie der Hirsch schreit“) von Felix Mendelssohn Bartholdy kommt aus berufenem Mund: Robert Schumann. Und das Requiem von Gabriel Fauré ist die Vertonung eines friedvollen Bildes über den Tod.

Diese drei Werke wurden ausgezeichnet zum Erklingen gebracht. Es war offenkundig, dass Gastdirigent Jörg-Peter Weigle ein ausgewiesener Chorfachmann ist. Mustergültig ging er auf den Konzertchor der Volksbühne (Einstudierung: Thorsten Pech) ein und kooperierte intensiv mit ihm. So überzeugten die Sänger mit exakten Einsätzen, fließenden dynamischen Übergängen und einer klaren Nachzeichnung des Notentexts. Gäbe es noch ein paar Tenöre mehr, dann wäre auch der Gesamtklang noch viel homogener.

Mit einem beweglichen Sopran konnte Karin Dahlberg viele Herzen höherschlagen lassen. Traumhaft schön, wie ein inniges Gebet gestaltete sie etwa das „Pie Jesu“ bei Fauré. Seinen tragfähigen Bariton brachte Thomas Laske voll zur Geltung, der unter anderem Faurés „Hostias“ beeindruckend andächtig interpretierte. Das Sinfonieorchester Wuppertal zeigte sich sehr flexibel, was die Sitzordnung betrifft. Früher war man von ihm die amerikanische Aufstellung gewohnt, bei der sich die ersten Geigen und die Celli gegenübersitzen. Seit einigen Jahren haben die Bratschen und Celli ihre Plätze getauscht (deutsche Aufstellung).

Aus akustischen Gründen hatte nun bei Brahms und Mendelssohn Bartholdy die europäische Aufstellung Vorrang, bei der die ersten und zweiten Geigen vis-à-vis Platz nehmen. Bei Fauré schließlich saß die Gruppe der Bratscher links vorne an der Rampe, ihr gegenüber die Geigen. Ungemein nuanciert kamen die Orchesterklänge von der Bühne. Dank sensibler Registrierungen mischte sich beim Requiem die Stadthallenorgel inklusive Fernwerk von der Decke kongenial dazu. Betulich-kontemplative Musik alternierte vorbildlich mit leidenschaftlichen Passagen. Es waren besinnliche knappe zwei Stunden auf musikalisch hohem Niveau. Die Zuhörer spendeten begeisterten Applaus.