Essen: 120 Tonnen gehen an die Tafel, noch mehr landet im Müll
Die Wuppertaler Tafel sorgt seit vielen Jahren dafür, dass brauchbares Essen verteilt wird und nicht einfach in den Abfall kommt.
Wuppertal. In Wuppertal wird sie mit gemischten Gefühlen verfolgt — die politische Diskussion um das Mindesthaltbarkeitsdatum von Lebensmitteln: Während auf Bundesebene überlegt wird, ob eine neue Kennzeichnung der Verpackungen verhindern kann, dass Unmengen von brauchbarem Essen auf dem Müll landen, gibt es mit der Arbeit der Wuppertaler Tafel seit 16 Jahren eine funktionierende Verwertungskette. Zumindest, was nicht mehr verkäufliche Lebensmittel aus dem Handel betrifft.
Die Zahlen sprechen für sich: Alleine bei der Wuppertaler Tafel werden monatlich zwischen 100 und 120 Tonnen Lebensmittel an Bedürftige weitergegeben, wie Wolfgang Nielsen, 1. Vorsitzender des Tafelvereins, auf WZ-Nachfrage berichtet. Und auch er ist davon überzeugt, dass viel zu viele Lebensmittel immer noch auf dem Müll landen: „Es könnte mehr Ware an die Tafeln gegeben werden.“
Wie in anderen Städten arbeitet auch die Tafel in Wuppertal unter anderem mit Super- und Großmärkten zusammen, um an gute Lebensmittel zu kommen. Auch ein Lieferant für Tiefkühlkost gehört zu den Sponsoren.
So werden zum Beispiel auch bei Discountern Waren, die kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) stehen, aussortiert, auf kurzen Wegen an die Tafel weiter gegeben, dort im Zuge der Qualitätskontrolle überprüft und dann an arme Menschen verteilt. „Und das sind allesamt Sachen, die in keiner Weise vergammelt sind“, stellt Nielsen klar — nicht zuletzt mit Blick auf die regelmäßigen Überprüfungen durch die Lebensmittelkontrolleure.
Bei der Tafel werden täglich 1500 Portionen Essen ausgegeben, und das an etwa 800 Gäste. Bäcker unterstützen sie mit nicht verkaufter Ware oder Überproduktionen, und dafür sei man sehr dankbar, wie Nielsen erklärt.
Und: Die Erfahrung zeige, dass Lebensmittel auch jenseits des Mindesthaltbarkeitsdatums durchaus brauchbar sein können, wenn sie zuvor richtig gelagert wurden.
Sven Krüger, Mitglied der Akzenta-Geschäftsleitung, geht es aber um noch einen anderen Aspekt: „Wichtiger ist, Lebensmittel gar nicht erst ‘alt’ werden zu lassen.“ Entscheidender als die Diskussion um Mindesthaltbarkeitsdaten sei ein grundsätzliches Umdenken der Gesellschaft beim Thema Ernährung: „Die Wertschätzung von Lebensmitteln muss größer werden.“
Bei Akzenta versuche man, durch eine regelmäßige und genaue Überprüfung des Sortiments Artikel rechtzeitig genug vor Erreichen des Haltbarkeitsdatums abzugeben — weswegen die Menge der im Endeffekt zu vernichtenden Lebensmittel „sehr klein“ sei, so Krüger.
Wolfgang Nielsen spricht offen vom Anspruchsdenken und von der Wegwerfgesellschaft, die sich im Umgang mit ihren Lebensmitteln offenbare. 14 Tafelwagen gehören mittlerweile zum Fuhrpark. Zum Teil wird die Ware für die Tafel in den Märkten abgeholt oder aber auf Paletten angeliefert.
Wie viele Lebensmittel in der Tonne landen, ist in der Müllverbrennungsanlage der AWG nicht zu beziffern. Die Anlieferung größerer Mengen sei jedenfalls die Ausnahme, berichtet ein Sprecher auf WZ-Nachfrage. Und bereits gekochtes Essen gehöre nicht in die Biotonne.
Immerhin: Um Reste aus Großküchen und Kantinen kümmern sich in der Regel Spezialfirmen, die es zum Beispiel für die Futtermittelherstellung oder die Biogas-Produktion nutzen.