Europa bewegt Schüler
Am Berufskolleg Barmen konnten die Jugendlichen Fragen stellen und Projekte vorstellen.
Oberbarmen. Das Berufskolleg Barmen, das sich als erste Schule in Wuppertal als Europaschule zertifizieren konnte, hat am gestrigen Freitag zur 22. Europaveranstaltung eingeladen. Sie stand unter dem Motto „Europa am Scheideweg?“. Schulleiterin Brigitta Bitterich begrüßte die Gäste, zu denen auch die beiden aktuellen Gastpraktikanten der Partnerschulen in Spanien und Frankreich gehörten, in der gut gefüllten Aula im Gebäude an der Diesterwegstraße. Sie erinnerte daran, dass in jedem Ausbildungsberuf ein Bezug zu Europa zu finden ist.
Von Bürgermeisterin Maria Schürmann wurde das Engagement der Schule gelobt, das von der Stadt begleitet wird. Und der Bundestagsabgeordnete Helge Lindh (SPD) forderte, dass die Freunde Europas viel mehr Emotionen für Europa aufbringen müssten: „Wir sollten uns aktiv hinwenden, Europa als gelebte Praxis sehen und nicht den Kritikern überlassen.“ Eine spannende Diskussion bahnte sich anschließend zwischen den Schülern und der SPD-Politikerin Petra Kammerevert an, die seit 2009 Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzende im Kulturausschuss zuständig für Kultur, Jugend, Bildung, Medien, Mehrsprachigkeit und Sport ist. Die Politikerin plädierte dafür, das Positive der Europäischen Union (EU) in den Vordergrund zu stellen und warb für das „Erasmus-Plus-Programm“ das Europa stärkt, weil es die Möglichkeit bietet, für ein Jahr oder ein halbes ins Ausland zu gehen und dort zu arbeiten.
Eine Schülerin wollte wissen, ob das Leben in einem Binnenmarkt vielleicht schuld am Brexit sein könnte. „Ja, vordergründig scheint das so zu sein. Aber auch Großbritannien hat davon profitiert. Denn vor dem Beitritt hatten beispielsweise die englischen Fischer keine Existenzgrundlage mehr. Die EU hat dafür gesorgt, dass sich das wieder änderte.“ Ein Schüler fragte, ob die Vergemeinschaftung von Schulden in der EU sein müsse. Das sah die Politikerin auch kritisch und regte an, dass eventuell auch ein europäischer Finanzminister gebraucht würde. „Hilfen sind aber in Ordnung, das ist am Beispiel Irland oder auch Portugal zu sehen.“ Gefragt nach dem Datenschutz erklärte sie, dass das ein großes Thema in Europa sei: „Ich würde mir an vielen Stellen striktere Regeln wünschen.“
Schüler präsentierten im Rahmen der Europaveranstaltung ihre Ausarbeitungen. Dazu zählte auch das Projekt der Höheren Handelsschüler unter der Überschrift „Europa aktiv gestalten“. Sie hatten ein Interview vorbereitet, das sie mit Lutz Weidner, dem Wuppertaler Präsidenten der Gruppe „Pulse of Europe“ führten. Er stand den Schülern gestern in der Aula Rede und Antwort. „Was sind Ihre Ziele“, hieß die erste Frage. „Das ist mein Thema. Wir sind in Wuppertal schließlich eine produzierende Region, die gemeinsame Währung ist ganz wichtig für uns. Wir wollen die schweigende Mehrheit motivieren, etwas für die EU zu tun“, sagte Weidner und nannte als Beispiel den Brexit: „Es sind überwiegend die Älteren zur Wahl gegangen. Wären die Jüngeren aktiver gewesen, hätte das Ergebnis vermutlich anders ausgesehen.“