Umzug Evangelische Kirche kauft ehemaliges KZ Kemna

Zukünftig sollen dort das Archiv und die Historische Bibliothek unterkommen. Kaufpreis liegt bei 1,1 Millionen Euro.

In den Gebäuden sollen das Kirchenarchiv und die Historische Bibliothek untergebracht werden.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Das Mahnmal „KZ Kemna“ mit seinen mahnenden Bronzeplatten steht auf der anderen Straßenseite. Das rote Backsteinhaus mit den großen Fenstern hingegen wirkt wie ein typisches Industriegebäude. Auch den Mitarbeitern des evangelischen Kirchenkreises fiel erst beim zweiten Blick auf, dass in diesem Gebäude von Juli 1933 bis Januar 1934 das KZ Kemna als eines der ersten Konzentrationslager in Deutschland eingerichtet wurde. Sie suchten ein stabiles und günstiges Gebäude für das kirchliche Archiv und die Historische Bibliothek des Kirchenkreises.

„Für uns war ausschlaggebend, dass wir dieses Gebäude aus der kommerziellen Nutzung herausholen wollen“, erklärt Superintendentin Ilka Federschmidt. Ende September kaufte der Gesamtverband evangelischer Gemeinden im Kirchenkreis Wuppertal das Gelände für 1,1 Millionen Euro. Insgesamt umfasst es gut 4000 Quadratmeter, wovon aber etwa 1000 auf ein Naturschutzgebiet entfallen. Einige darauf stehende Industriehallen aus den 1990er Jahren sind und bleiben verpachtet.

Nutzen will die Kirche das rund 2500 Quadratmeter große Verwaltungshaus und den daneben liegenden Anbau mit rund 1600 Quadratmetern. Das Haupthaus stammt von etwa 1900 und wurde damals als Putzwollfabrik erbaut. Den Anbau mussten 1933 die KZ-Häftlinge errichten. Sie selbst hausten zu dieser Zeit erst in Zelten, dann in einfachen Baracken, die später abgerissen wurden.

Millionensumme soll in die Sanierung investiert werden

„Wir wollen dort einen angemessenen Gedenkort schaffen“, betont Ilka Federschmidt. Wie der genau aussehen soll, müsse in den nächsten Monaten erarbeitet werden. Dafür beantragt die Kirche Mittel der regionalen Kulturförderung beim Landschaftsverband für eine Machbarkeitsstudie. „Uns ist eine gute und wissenschaftliche Vorarbeit wichtig“, sagt die Superintendentin. Erst danach könne entschieden werden, in welcher Form Erinnerung am besten möglich sei.

Vorerst müssen beide Gebäude grundlegend saniert werden. „Dafür müssen wir mindestens noch einmal ebenso viel wie für den Kauf investieren“, rechnet Michael Sengstmann, Vorsitzender des Gesamtverbands. Die alten Bücher, die zukünftig dort gelagert werden sollen, stellen erhöhte Anforderungen: In den Räumen muss eine konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit gewährleistet sein. Viele der Fenster werden deshalb verschlossen. Auch der Brandschutz spielt angesichts der Papiermengen eine große Rolle. Bis Ende 2021, so hofft Sengstmann, sollen die Renovierungsarbeiten abgeschlossen sein. Bis die Gedenkstätte fertig ist, wird es noch etwas länger dauern.

Nötig werden die neuen Archiv-Räume, weil die bisherigen in Ronsdorf aus allen Nähten platzen. Obwohl das Archiv erst vor zehn Jahren dorthin gezogen war und damals alle dachten, dass noch genügend Freifläche vorhanden sei, fehlt bereits jetzt der Platz. An der Beyenburger Straße, so hoffen die Planer, soll das Kirchenarchiv auch in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten ausreichend Raum haben. Denn jedes Jahr kommen neue Kirchenbücher und Sitzungsprotokolle dazu, die aufbewahrt werden müssen. Besondere Schätze birgt die Historische Bibliothek: Dort sind besonders alte Bücher versammelt, einzelne davon noch aus dem 15. Jahrhundert, andere aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Etliche von ihnen warten noch auf eine Restaurierung.

Auch eine Kommunikationszone soll wieder geschaffen werden; denn regelmäßig kommen Menschen, um in alten Kirchenbüchern nach Daten ihrer Vorfahren zu suchen. Deshalb ist es wichtig, dass die Bushaltestelle sowie Parkplätze und ein Radweg vor der Tür liegen. Eine hauptamtliche Kraft und ein Ehrenamtler kümmern sich derzeit um das Archiv und Besucher.