Was glauben Sie denn? Was für ein Jahr

Wuppertal · Präses Manfred Rekowski blickt auf 2020 und die mit Corona einhergehenden Einschränkungen zurück.

07.01.2019, Rheinland-Pfalz, Bad Neuenahr-Ahrweiler: Präses Manfred Rekowski spricht bei der Eröffnung der 71. Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Das Kirchenparlament befasst sich bis Freitag unter anderem mit der Partizipation junger Kirchenmitglieder und unkonventionellen Ideen in der Gemeindearbeit. Foto: Thomas Frey/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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Inzwischen sind mehr als 1,6 Millionen Menschen an Corona erkrankt und mehr als 30 000 an oder mit Corona verstorben. Hinter diesen Zahlen stehen viele Schicksale, viele betroffene Familien: Menschen sterben unter quälenden Umständen und zum Teil einsam. Wirtschaftliche Existenzen werden durch die Folgen der Beschränkungen des öffentlichen Lebens gefährdet oder zerstört. Und uns allen, vor allem aber den Kindern und Jugendlichen, wird die selbstvergessene Unbeschwertheit genommen, die doch für eine positive Haltung zum Leben so unverzichtbar ist.

Mich beschäftigt aber an diesem Jahreswechsel noch etwas Anderes: In diesem ungewöhnlichen Jahr haben manche Themen kaum Beachtung gefunden, bei denen viel auf dem Spiel steht. Ich denke zum Beispiel an den Klimawandel, die existenziellen Nöte von Menschen, die in anderen Teilen der Erde leben und keine Lebensperspektive haben. Ich denke an die Menschenrechte, die in vielen Ländern der Erde mit Füßen getreten werden – auf der Strecke bleibt die Menschlichkeit. Weiter so?

Jesus zeigt in seinem Handeln, wie Leben und Zusammenleben gelingen kann: Als ein reicher Mann zu Jesus kommt, fordert er ihn auf, sein Geld den Armen zu geben. Jesu Herz schlägt für die Benachteiligten und diejenigen, die zu kurz kommen. Denn er glaubt an Gottes Reich der Gerechtigkeit.

Jesus stellt die Kinder, die zu seiner Zeit wenig Beachtung finden, in den Mittelpunkt und macht sie sogar zu einem Vorbild. Für die Kinder schlägt sein Herz. Denn er glaubt, dass es in Gottes Reich keine Einlassbedingungen gibt.

Einer Frau, die den moralischen Maßstäben der Zeit nicht entspricht, wendet er sich zu. Er achtet und beachtet sie. Für die Menschen am Rand schlägt sein Herz. Denn er glaubt, dass Gott jedem Menschen eine zweite Chance gibt.

Wir können gnädig und menschenfreundlich auf uns und unsere Umwelt blicken, weil Gott selbst menschenfreundlich ist. In der Bibel heißt es: „Kehrt um und bleibt am Leben!“ Also kein „weiter so“. Sondern lasst euch auf den ein, der das Leben liebt und die Liebe lebt. Umkehr meint die Hinwendung zum Leben und zu dem, was dem Leben dient. Weil der christliche Glaube Jesu Leben als Gottes Versprechen versteht, uns verlässlich nahe zu sein, haben wir allen Grund zur Hoffnung. Und wer hofft, gibt dem Leben eine Chance. Wer hofft, nimmt Rücksicht auf die Gefährdung anderer. Wer hofft, trägt seinen Teil dazu bei, dem Klimawandel entgegenzutreten. Wer hofft, dem sind Krieg, Hunger und Flucht in der Ferne nicht gleichgültig.

Unser Leben ist gefährdet. Vieles im Leben bleibt unplanbar und unverfügbar. Was es aber gibt, ist das in der Bibel seit Jahrtausenden hinterlegte und im Weihnachtsgeschehen bekräftigte Versprechen Gottes, uns nicht uns selbst zu überlassen.

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes und gesegnetes neues Jahr. Bleiben Sie behütet und Gott befohlen.

Pfarrer Manfred Rekowski ist Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und wohnt in Wuppertal. Im März 2021 geht er in den Ruhestand.