„Gewalt gegen Frauen ist niemals ein Kavaliersdelikt“ Fast 700 Wuppertalerinnen wurden im Jahr 2020 Opfer von häuslicher Gewalt

Wuppertal · Der „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ spielt auch in Wuppertal eine Rolle.

Am Donnerstag setzte auch der Gewerkschaftsbund DGB in der Steinbeck ein Zeichen und hisste die „Nein zur Gewalt gegen Frauen“-Flagge.

Foto: dgb

Es ist ein Tag, der zwar sperrig klingt, aber extrem wichtig für die Gesellschaft -  nicht nur in Wuppertal - ist: Der „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“. Jedes Jahr am 25. November wird weltweit auf ein Thema aufmerksam gemacht, das auch im Bergischen Land gerade seit Beginn der Pandemie traurigerweise weiter an Bedeutung gewonnen hat.

„Tatsache ist, dass heute nur jede zehnte Frau nach Unterstützung sucht, weil sie nicht weiß, wo genau sie Unterstützung bekommt“, beschreibt die Leiterin der Stabsstelle für Gleichstellung und Antidiskriminierung der Stadt Wuppertal, Roswitha Bocklage, die Situation. „Deshalb ist es extrem wichtig zu zeigen, an wen sich Frauen in ihrer Notlage wenden können. Denn Gewalt gegen Frauen ist niemals ein Kavaliersdelikt.“ So zeigt eine Umfrage der Technischen Universität München, dass zur Zeit der Corona-bedingten Lockdowns drei Prozent der Frauen in Deutschland Opfer von häuslicher Gewalt wurden.

Alleine in Wuppertal registrierte die Polizei im Jahr 2020 genau 420 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. In 257 Fällen waren die Opfer hier Frauen. Dazu wurden laut Statistik 696 Wuppertalerinnen Opfer von häuslicher Gewalt, die Zahl der Vergewaltigungen von Frauen lag bei 32. Nach Angaben der Stadt suchten 122 Frauen mit ihren Kindern Schutz im Frauenhaus. Bei der Beratungsstelle „Gewalt gegen Frauen“ meldeten sich 903 Betroffene, bevor es in 241 Fällen zu Interventionen nach häuslicher Gewalt kam.

Gewaltdelikte gegen Frauen in allen gesellschaftlichen Schichten

Zahlen, die für den Vorsitzenden des DGB in Wuppertal, Guido Grüning, erneut zeigen, dass Gewalt an Frauen ein allgemeines gesellschaftliches Problem ist: „Bei der sechsstelligen Zahl von jährlich angezeigten Gewaltdelikten gegen Frauen durch ihren Partner oder Ex-Partner sind alle gesellschaftlichen Schichten vertreten.“ Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, hisste der Gewerkschaftsbund am Donnerstag vor seiner Geschäftsstelle im Bahnhof Wuppertal-Steinbeck eine Fahne mit der Aufschrift „Nein zu Gewalt an Frauen“. Es war eine von vielen Aktionen aus dem gegebenen Anlass in der Stadt. So hatten SPD, CDU, die Grünen, FDP und die Linken am Nachmittag einen Infostand auf dem Berliner Platz in Oberbarmen aufgebaut. Wuppertaler Bäckereien wie Policks Backstube nahmen an der Flyer-Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ teil, während Schüler des Gymnasiums am Kothen laut Bocklage „beeindruckende“ Kunstwerke zu dem Thema gestaltet hatten. Ab dem 30. November sind diese dann im Stadtgebiet an City-Lights und an anderen Stellen als Plakate zu sehen.

„Den von der Organisation Terres des Femmes initiierten Aktionstag gibt es mittlerweile schon seit 40 Jahren. Und nach vier Jahrzehnten ist es endlich an der Zeit, diese Art von Gewalt (gegen Frauen) zu ächten“, machte Stabsstellenleiterin Roswitha Bocklage noch einmal ganz deutlich.