Faultiere sind die neuen Zoo-Lieblinge

Clyde ist nicht mehr alleine: Der Zoo hat das scheue Faultiermädchen Sarita hinzugeholt.

Wuppertal. Man muss schon sehr genau suchen, um das fünfmonatige alte Faultierweibchen Sarita zu finden. Geschickt hat sie sich unter dem Dach auf eines der vielen Taue versteckt. Ihr Partner Clyde lässt sich zunächst gar nicht blicken. Er befindet sich in einem Innenbereich. Doch mit Weintrauben und gutem Zureden lockt Faultierpfleger Jürgen Abend Clyde aus seinem Versteck. Aber das anderthalb-jährige Männchen bewegt sich nicht nicht viel. Es hängt an den Kletterseilen und kratzt sich den Bauch.

Die Zoobesucher recken ihre Hälse, um einen Blick auf das Faultier zu erhaschen und schießen begeistert viele Fotos. Dann geschieht etwas ungewöhnliches: In zügigem Tempo hangelt sich Clyde an den Seilen über den Köpfen der Besucher hinweg und steuert zielstrebig auf die Palme zu. „So aktiv haben wir ihn noch nie erlebt“, sagt Zookurator André Stadler verwundert.

Aber Clyde versetzt die Zoobesucher in noch größeres Staunen: Er lässt sich kopfüber und freihändig von dem Tau baumeln und will frech nach einer der vielen Kameras greifen. „Er hat seinen Energiebedarf für die ganze Woche verbraucht“, sagt Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz lachend.

Nach seinem Auftritt macht sich das Faultier davon und klettert nach oben Richtung Dach. Die Faultiere leben in dem Tapirhaus, wo sie sich frei bewegen können und nicht in einem klassischen Gehege leben. An den gespannten Seilen und Tauen hangeln sie sich durchs Tapirhaus. Doch zwischen den Tapiren und Faultieren besteht kein direkter Kontakt. Nur mit Mühe könnten die Faultiere in das Gehege der Tapire klettern - bei dem Naturell der Tiere eher unwahrscheinlich.

In einem Innenbereich schlafen und fressen die Tiere, die Obst und Gemüse, speziell Weintrauben und Kartoffeln bevorzugen. Faultiere bewegen sich wenig und verstecken sich sehr gerne. „Faultiere schlafen am Tag 20 Stunden“, erklärt Zookurator André Stadler. Seit April lebt Clyde im Zoo, im Juli ist Sarita von Dortmund nach Wuppertal gezogen. „Wir haben richtig Glück gehabt, dass wir innerhalb von vier Monaten ein weiteres Faultier dazu gewinnen konnten“, sagt André Stadler. Normalerweise beträgt die Wartezeit zwei Jahre. Auch der Umzug von Dortmund nach Wuppertal verlief unkompliziert.

Die beiden Tiere verstehen sich und haben sich gut eingelebt. „Bis jetzt haben wir erst einen Streit zwischen den beiden miterlebt“, erzählt André Stadler. „Sarita wollte unbedingt an Clyde vorbei klettern. Er hat sich aber kein Stück bewegt, sodass sie ihm eine Ohrfeige gegeben hat. Anschließend sind beide eingeschlafen“. Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz freut sich über den tierischen Neuzugang: „Wir sind mächtig stolz, zwei Faultiere im Zoo zu haben.“ Zoodirektor und Kurator hoffen auf Faultiernachwuchs. Aber bis es so weit ist, dauert es noch ein wenig. „Sarita ist noch jung. Bis sie geschlechtsreif ist, dauert es noch drei bis vier Jahre“, sagt André Stadler. Bei den Faultieren läuft eben alles gemütlich und langsam ab.