Ferienprogramm: Kinder gestalten ihre eigene Stadt
Der CVJM Oberbarmen gibt Jungbürgern das Zepter in die Hand. Diese arbeiten spielerisch in Jobcenter, Post oder Café.
Oberbarmen. Im Jobcenter der Kinderstadt hat Irini (10) nicht mehr ganz so viel zu tun. Der Betrieb im Ferienprogramm des CVJM Oberbarmen läuft. Auf Tafeln an der Wand ist notiert, wer heute was macht. Die Polizei hat Stellen zu vergeben, es gibt eine Müllabfuhr, einen Postboten, im Kindercafé kann man kellnern. Das Gehalt wird in Talern ausgezahlt. Jeder Neubürger der Kinderstadt bekommt fünf Taler Begrüßungsgeld. Wer mehr braucht, um etwa ins Kino zu gehen, muss sich Taler dazuverdienen. „Die fragen, was gebraucht wird“, erzählt Irini. Andere wüssten aber auch schon ganz genau, was sie machen wollen. Das wird jeden Tag neu geregelt. Irini: „Gestern war ich beim Nähen. Und im Kino.“ Was lief dort? „Irgendwas mit Jesus.“
Man kann herumgehen in der Kinderstadt und sehen, was angeboten wird. Im Beauty-Salon sieht es aus, wie in einer Künstlergarderobe. Plätze gegenüber kleinen Spiegeln an der Wand, Schminkutensilien liegen herum. Im Kreativraum, wo auch die Nähmaschine steht, fädeln Kinder Perlen auf Schnüre, da entstehen gerade Schmuckketten. Man kann Sport machen, sich den Fußballern anschließen, zur Schreinerei gehen. Oder Theater spielen. Jeden Tag wird ein neues Stück aufgeführt. „Dem liegt eine Jesus-Geschichte zugrunde“, sagt Sarah Felix. Sie ist die stellvertretende Leiterin des offenen Ganztags im CVJM Oberbarmen. Auf ihren Vorschlag hin probiert man es mit der Form der Kinderstadt aus. Sie ist die Bürgermeisterin.
„Die Kinderstadt ist ein neues Konzept für uns“, sagt sie. „Bisher hatten wir Workshops, zu denen man sich anmelden konnte.“ Jetzt kann man mehrere Sachen machen, wie einem gerade ist. Und man muss sich nicht für eine bestimmte Zeit anmelden. Man kommt und macht mit, einen Tag, zwei, drei, eine Woche oder gleich zwei. Dass die Karten jeden Tag neu gemischt werden, betrifft auch das Amt ihres Stellvertreters. Heute ist das Georgia (10), die gerade mit Diana (10) am Jobcenter vorbeischaut. „Gestern waren wir Reporterinnen“, erzählen die beiden. Und zeigen die Ausgabe des Kinderstadt-Newsletters. Da steht eine Reportage über den Beauty-Salon drin. Weitere Themen sind das Fitnessstudio, die Tanzgruppe und die Waffelbäcker.
Auf dem Weg nach draußen, vorbei an einem kleinen Jungen, der mit einem großen Besen saubermacht, sieht man schon das Freibad. Ein aufgeblasenes Planschbecken, daneben liegen sorgsam gefaltete Handtücher. Noch ist niemand im Wasser, der Bademeister hat noch frei. Dafür scharen sich etliche Kinder um den Feuerspucker, der sie in seine Kunst einweiht. Auf dem Rückweg kommt man am Briefkasten vorbei. Wer etwas auf dem Herzen hat oder einen Vorschlag, was man noch machen könnte, der kann das auf einen Zettel schreiben und an die Bürgermeisterin, einen aus dem Helferteam oder an einen Kinderstadt-Mitbewohner adressieren. Der Kinderpostbote stellt die Sendungen zu.
Dass die Kinder nicht nur flexibel auf die Angebote eingehen können, sondern auch die Möglichkeit haben, sich aktiv in die Gestaltung der Kinderstadt einzubringen, das ist Bürgermeisterin Sarah Felix wichtig. Darum gibt es auch jeden Tag zwei Bürgerversammlungen, am Anfang und am Ende. Die Einwohnerzahl ändert sich von Tag zu Tag. Bisher waren es immer knapp 50. Dazu kommen 15 Helfer, vom CVJM sowie Ehrenamtliche — ein stattliches Gemeinwesen.
Das Projekt Kinderstadt beim CVJM Oberbarmen, Sonntagstraße 22-24, läuft bis Freitag, 27. Juli. Jeder Tag beginnt um 9 Uhr und endet um 15 Uhr. Ob man sich für einzelne Tage oder die ganze Zeit anmeldet: einfach vorbeikommen beim Einwohnermeldeamt der Kinderstadt. Kosten: 1,50 Euro pro Tag, darin sind Frühstück und Mittagessen enthalten.