Festtage Fischschuppen, Holzscheite und Christmas Pudding

Wuppertals Partnerstädte feiern Weihnachten fröhlich, festlich und traditionell.

Festlich: Der Weihnachtsmarkt in Schwerin.

Foto: picture alliance/dpa/Jens Büttner

Frohe Weihnachten, Feliz Navidad oder auch Wesolych Swiat: Wie wird in Wuppertals Partnerstädten gefeiert? Die WZ hat sich bei den Freundschaftsvereinen umgehört.

„Da die Polen für ihre Gastfreundschaft bekannt sind, steht in vielen Häusern auf dem Tisch ein Gedeck mehr, das für einen Besucher bestimmt ist“, berichtet Anna aus Liegnitz. Ein beliebter Brauch sei es, ein bisschen Heu unter das Tischtuch zu legen, was die Krippe symbolisieren soll, weiß auch Jörg Eckholdt vom Freundeskreis Liegnitz. Manche Polen pflegten die Tradition, nach dem Essen eine Fischschuppe in die Geldbörse zu stecken - das soll im nächsten Jahr Glück bringen.

Märchenland mit Geschenken und Leckereien

Košicer Märchenweihnachten – so heißt es schon seit einigen Jahren in Wuppertals slowakischer Partnerstadt Košice, die Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Denn die Hauptstraße, gleichzeitig längste Fußgängerzone in der Slowakei, verwandelt sich dann in ein Märchenland voll von Holzhäuschen mit Geschenken und Leckereien, beispielsweise der „Engelskrautsuppe“, die am vierten Adventssonntag gekocht wird und deren Verkaufserlös an Notleidende geht. „Die St. Elisabeth Kathedrale ist jeden Abend wunderschön beleuchtet“, schwärmt Kaus Brausch vom Freundeskreis Košice, „herrlich ist auch die Weihnachtsdekoration mit traditionellen beleuchteten Schneeflocken.“

Während ab November meist Kälte und Schnee Europa im Griff haben, beginnt in Nicaragua der Sommer, berichtet Heiner Flötotto vom Freundschaftsverein Matagalpa. „Kein ,Leise rieselt der Schnee’, auch kein ,Stille Nacht’, denn Weihnachten wird in Nicaragua mehr in der Öffentlichkeit gefeiert: Nachbarn und Freunde besuchen sich, Böller und Raketen werden in die Luft geschossen. Wer es sich leisten kann, fährt an die Pazifik-Küste und verbringt die Feiertage am Strand. Das wird jedoch in diesem Jahr für viele nichts werden, denn nach den Protesten im April 2018 gegen die Diktatur der Familie des Präsidenten Daniel Ortega hat sich die soziale Lage im Land ungemein verschärft. Proteste werden brutal unterdrückt, die Arbeitslosigkeit ist stark angestiegen ,Noche de Paz’ – Nacht des Friedens, das wünschen sich viele Menschen im ganzen Land.“

Stefan Völcker-Janssen vom Freundschaftsverein Jekaterinburg schildert, wie es in Wuppertals russischer Partnerstadt zugeht: „Weihnachten der russisch-orthodoxen Christen wird in Jekaterinburg, wie im ganzen Land, am 6. und 7. Januar gefeiert. Ein wichtiger Feiertag ist vorher der 31. Dezember, da kommt Ded Moroz (Väterchen Frost) mit seiner Tochter Snegurochka (Schneeflöckchen) zu den Familien. Er bringt Geschenke für die Kinder mit und wünscht allen ein gutes Neues Jahr. Dabei wird viel gegessen und gefeiert. In Jekaterinburg gibt es zu dieser Zeit einen deutschen Markt, auf dem man viele kleine Sachen kaufen und verkaufen kann.“

Wer Weihnachten in Frankreich verbringt, wird am 24. Dezember zunächst überrascht sein, erzählt Reiner Brinkmann vom Freundschaftsverein St. Etienne: „In den Straßen herrscht große Geschäftigkeit. Alle Läden sind bis abends geöffnet, und viele Menschen sind oft spät unterwegs.

Weihnachten ist ein fröhliches Fest, an dem man mit Freunden oder der Familie ausgeht. Der eigentliche Festtag ist der 25. Dezember, einen Zweiten Weihnachtstag gibt es nicht. Am Mittag des 1. Feiertages oder auch schon zum „Réveillon“ am Heiligabend versammelt sich die Familie zum feierlichen Weihnachtsessen. Eine Spezialität und Tradition ist die Nachspeise: ,la Bûche de Noël’. Eigentlich heißt ,bûche’ Holzscheit. Es ist ein Kuchen aus gerolltem Biskuit mit Cremefüllung und hat die Form eines Holzscheites. Dieser Kuchen soll an den Abend des 24. Dezember erinnern, an dem ein besonders großer Holzscheit den ganzen Abend im Kamin für Wärme sorgte.“

Weiße Weihnachten sind in Israel zwar sehr selten – die Temperaturen sind in vielen Teilen des Landes auch im Dezember eher mild –, doch gibt es unabhängig vom Wetter im ganzen Land zahlreiche Weihnachtsfeiern, Andachten und Messen. Zu Wuppertals Partnerstadt Beer Sheva hält der Freundeskreis um Arno Gerlach regen Kontakt. Vor allem aber nach Jerusalem strömen zur Weihnachtszeit Tausende Pilger und Besucher, um in der Heiligen Stadt Weihnachten zu feiern. Und diesmal ist auch das Lichterfest zeitlich dicht an Weihnachten.

Seit mehr als 30 Jahren besteht die Partnerschaft zu Schwerin, wo es auf dem Gelände des alten Museumsdorfes im Freilichtmuseum Schwerin-Mueß den traditionellen Kunsthandwerkermarkt „Wintersonnenwerke“ gibt. Eine wunderbare Kulisse für einen Adventsmarkt ist auch der Innenhof des Schweriner Schlosses, der in diesem Jahr erstmals zur „Höfischen Weihnacht“ einlud. Ansonsten bereitet man sich in Schwerin und in Berlin Tempelhof-Schöneberg, Wuppertals Berliner Partner-Bezirk, wie in vielen deutschen Städten auf den Heiligen Abend vor.

Die älteste Partnerschaft besteht zu South Tyneside in England. Seit 1951 werden hier Kontakte und Freundschaften gepflegt. Der Heilige Abend in England ist geschäftig, die Menschen erledigen ihre letzten Einkäufe am Morgen, für viele geht es am Nachmittag dann in den Pub. Der eigentliche Festtag ist der erste Weihnachtstag, mit Geschenken, Christmas Dinner am frühen Nachmittag und vielerorts dem traditionellen Christmas Pudding (Gewürzkuchen) mit Brandy-Vanillesoße. In der Vorweihnachtszeit und auch zum Christmas Dinner werden auch Mince Pies gereicht, ein klassisches Weihnachtsgebäck. Beliebt ist außerdem „Mince Meat“, eine Mischung aus Trockenfrüchten und Talg – eine echte englische Spezialität.