Förderschulen: „Wir brauchen dringend mehr Sonderpädagogen“

In Wuppertal kümmern sich neben den Regelschulen sieben Einrichtungen um Kinder mit besonderem Bedarf an Unterstützung. Die Rahmenbedingungen könnten besser sein, sagt die Leiterin der Ulle-Hees-Schule.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Nicht erst seit der Landtagswahl ist die Diskussion um Inklusion und Fachkräftemangel auch in Wuppertal in vollem Gange — denn CDU und FDP hatten angekündigt, die Förderschulen erhalten zu wollen. „Das ist ein richtig heißes Eisen“, heißt es aus Schulen im Stadtgebiet, zu denen neben Regelschulen auch sieben Förderschulen gehören. An ihnen kümmern sich überwiegend speziell ausgebildete Sonderpädagogen um 1141 Schüler mit unterschiedlichem Unterstützungsbedarf.

Eine dieser Schulen ist die Ulle-Hees-Schule in Vohwinkel — bis vor kurzem noch als Astrid-Lindgren-Schule bekannt. Im Mittelpunkt stehen dort die Schwerpunkte Lernen, emotionale und soziale Entwicklung sowie Sprache. „Das heißt, die Schüler haben einen vermehrten Unterstützungbedarf im Bereich Lernen, oft müssen angemessene soziale Verhaltensweisen verstärkt erlernt werden“, erklärt Schulleiterin Carmen Birnbach.

Carmen Birnbach, Leiterin der Ulle-Hees-Schule in Vohwinkel

Die Ursachen seien vielfältig: „Sie können beispielsweise im Lernverständnis begründet sein, aber auch im Verständnis von Regeln.“ In der Ulle-Hees-Schule, zu der auch die Schule für Kranke an der Reichsgrafenstraße gehört, werden etwa 175 Kinder in 14 Klassen unterrichtet. Rund 35 Lehrkräfte stehen bereit, zum überwiegenden Teil Sonderpädagogen, darunter etliche in Teilzeit.

Inklusion und Personal sind auch im Wuppertaler Westen das große Thema: „Wir brauchen ganz dringend mehr Sonderpädagogen“, sagt Carmen Birnbach. „Die Inklusion wird ja quasi aus unserer Lehrerschaft bedient“, so die Schulleiterin. Nach einem bestimmten Schlüssel verteilen sich die Sonderpädagogen auf die Inklusionsklassen in den Regelschulen — „was zwangsläufig dazu führt, dass sie bei uns zumindest zeitweise fehlen“.

Über Inklusion werde engagiert diskutiert, oft aber auch zu einseitig, findet Birnbach: „Inklusion ist aus guten Gründen eingeführt worden und für manche Kinder wirklich sinnvoll. Andere fühlen sich wiederum in einer leistungshomogeneren Klasse wohler.“ Jedes Kind sei anders und beide Formen hätten ihre Berechtigung — nur sei es unter den gegenwärtigen Rahmenbedingen schwierig, beide auch angemessen zu bedienen.

Er halte es für richtig, zwei Systeme nebeneinander zu haben, sagt Wuppertals Schuldezernent Stefan Kühn (SPD) zum Thema, bei dem in Sachen Personal vor allem das Land zuständig ist. Es gehe darum, mit den Förderschulen eine bewährte Struktur zu erhalten und eine zweite gute aufzubauen. Wegen begrenzter Ressourcen „und zum Teil gar nicht vorhandenen Lehrern“ sei dies in der Praxis aber mit erheblichen Problemen verbunden.

Ebenfalls in Vohwinkel ist die Schule an der Tesche mit dem Förderschwerpunkt Sprache zu Hause. „Wir sind eine Förderschule für Kinder im Grundschulalter, bei denen ein erhöhter Förderbedarf im Bereich Sprache festgestellt wurde“, stellt sich die Einrichtung vor. Die Schule ist seit 1988 auf der Tesche, 20 Kräfte kümmern sich um die Kinder.

An der Kreuzstraße in Wichlinghausen ist die Johannes-Rau-Schule erreichbar. Förderschwerpunkt dort ist emotionale und soziale Entwicklung. Hervorgegangen ist die Einrichtung aus der früheren Schule für Erziehungshilfe in Langerfeld, die seit 1972 bestand. Von dort zog sie später an die Kreuzstraße und heißt seit 2005 nach Wuppertals berühmten Sohn. Auch die Helene-Stöcker-Schule an der Lentzestraße hat die Förderschwerpunkte Lernen und emotionale und soziale Entwicklung.

Neben dem Wichlinghauser Standort gibt es noch eine zweite Einrichtung auf dem Rott. Schüler mit komplexen Beeinträchtigungen ihrer körperlichen und motorischen Fähigkeiten werden in der LVR-Förderschule an der Melanchthonstraße in Barmen betreut. „Unsere Schwerpunkte liegen neben der Vorbereitung auf verschiedene Schulabschlüsse auch auf der ganzheitlichen Förderung der Selbstständigkeit und der Lebensbewältigung“, heißt es von der Schule.

Um geistige Entwicklung geht es in der Schule am Nordpark. Sie ist die einzige städtische Förderschule in Wuppertal mit diesem Förderschwerpunkt. Die Schülerzahl belaufe sich auf mehr als 190 in 19 Klassen, die Einrichtung verbindet Grund- und weiterbildende Schulzeit.

Auf dem Ölberg, in einem denkmalgeschützten Altbau an der Schusterstraße, ist die Peter-Härtling-Schule zu finden. Sie hat den Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung und wurde Anfang der 1970er Jahre als Schule für Erziehungshilfe an der Malerstraße gegründet. „Mit zwei Klassen und zwei Lehrern begann die Arbeit“, berichtet die Schule. 1975 zog man zur Schusterstraße, 1991 folgte die Umbenennung: Schriftsteller Peter Härtling kam dazu eigens nach Wuppertal.