Kultur Fotografie, die Kunst und Demenz verbindet: Ausstellung in Wuppertal
Wuppertal · Anna Schwartz stellte in der Kunsthalle Wessel aus.
Rund 1,8 Millionen Menschen leben in Deutschland aktuell mit einer Demenzerkrankung. Laut Welt-Alzheimer-Report 2019 ignorieren gleichzeitig viele Menschen erste Demenz-Symptome oder verheimlichen ihre Krankheit – aus Angst, von der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden. Alles andere als Ausgrenzung erfuhren die Menschen, deren Fotos am Mittwoch auf großen Leinwänden in der Kunsthalle Wessel ausgestellt wurden.
Geschossen wurden die Porträtfotos von WZ-Fotografin Anna Schwartz in den Pflegewohngemeinschaften des Unternehmens Pflege Wessel. Sie zeigen acht Menschen, allesamt an Demenz erkrankt. Die großformatigen Bilder, die frei im Raum standen, beeindruckten in ihrer authentisch-ehrlichen Darstellung der Gesichter.
Zwar war die Veranstaltung nicht öffentlich, Außenstehende haben trotzdem die Chance, die Bilder zu erleben: Auch ein Wandkalender im A2-Format wurde produziert und steht nun für 35 Euro zum Kauf bereit. Herausgegeben wird er von Unternehmer Michael Wessel. Wer einen kaufen möchte, kann eine Mail an presse@pflege-wessel.de schreiben oder bei der Pressestelle anrufen.
„Der ursprüngliche Gedanke war, einen großen Bildband zu erstellen. Anna hat deswegen über die Jahre mehr als 500 Bilder gemacht“, berichtete Daniela Kebel vom Pressebüro von Pflege Wessel. „Dann kam aber Corona, wodurch Anna nicht mehr fotografieren konnte, weil kein Zugang mehr zu den Wohngemeinschaften möglich war.“ Da aber viele Fotos bereits vor Corona geschossen wurden, wurde nach einer Alternative zum Bildband gesucht. „Dieses Jahr haben wir uns dann entschieden, mit dem Kunstkalender anzufangen, der 13 Porträts umfasst“, so Kebel. Nach wie vor sei aber geplant, in Zukunft auch die Idee des Bildbandes noch umzusetzen.
„Es ist total beeindruckend für mich, die Fotos hier in dieser Größe zu sehen, ich sehe die ja sonst immer nur am Rechner oder noch kleiner. Das hier hat natürlich eine ganz andere Wirkung – auch auf mich selber, muss ich gestehen“, erklärt Anna Schwartz. Sie ist bereits seit über zehn Jahren Teil des Marketing-Teams Wessel. „Michael Wessel hat mir früher von seinem Wunschgedanken erzählt, irgendwann mal seine Bewohner in Schwarz-weiß zu porträtieren. Und dann haben wir genau das gemacht.“
Während des Fotografierens legt Schwartz nicht nur Wert auf das Motiv, sondern auch auf ihre Verbindung zu den Menschen, die vor ihrer Linse stehen. „Ich habe mich stundenlang zu den netten älteren Herrschaften gesetzt und hatte echt Spaß mit ihnen. Dabei haben sie mir dann quasi ihre komplette Lebensgeschichte erzählt“, so Schwartz. Auch heute könne sie sich noch an die Geschichten, die ihr erzählt wurden, erinnern. „Ich habe nicht nur mein Foto gemacht und bin gegangen, sondern man baut in den Momenten wirklich etwas zueinander auf. Und durch das Vertrauen, das einem dann geschenkt wird, kann überhaupt erst so ein Foto entstehen.“