Wuppertal „Fremdenhass können wir nicht gebrauchen“
Nach Absage des Erntedankfestes sieht IG FES gefährliche Tendenzen in der Diskussion.
Wuppertal. Nach der Absage des Erntedankfestes auf dem Laurentiusplatz wegen einer Überschneidung mit einem Moscheefest haben sich die Veranstalter der Interessengemeinschaft Friedrich-Ebert-Straße (IG FES) zu Wort gemeldet. Vorsitzender Michael Kozinowski und Werner Kleine, Pastoralreferent der Katholischen Kirche, luden am Freitag kurzfristig zur Pressekonferenz ein. Die „unglückliche Gemengelage“ führe zu einer Stimmungslage, die Kozinowski „bedrückend“ nennt. „Es entsteht lautstark artikulierter Fremdenhass“, sagte er. „Das können wir hier nicht gebrauchen.“ Kleine ergänzte, dass alle traurig seien um den abgesagten Markt, aber das sei kein Grund für die fremdenfeindlichen Tendenzen.
Kleine sagte, er habe früh geahnt, dass das passieren könne, als er von der Absage erfahren habe und warnte davor, Öl ins Feuer zu gießen, bei einer Stimmung wie sie nach der Bundestagswahl gerade vorherrsche, nachdem die AfD es in den Bundestag geschafft habe. Beide betonten, dass es im Viertel eine langerprobte, gewachsene Gemeinschaft vieler Kulturen und Religionen gebe, die durch die Planungsfehler nicht gefährdet werden sollte.
Unterdessen meldeten sich auch Lokalpolitiker zu Wort. „Fehler wurden auf beiden Seiten gemacht“, sagte Thomas Kring, SPD-Bezirksvertreter in Elberfeld, zu der „Doppelbuchung“ auf dem Laurentiusplatz. Dass innerhalb der Verwaltung die Termine nicht weitergegeben wurden, dürfe nicht passieren, so Kring. Die IG hätte aber auch wissen müssen, dass für ein solches Erntedankfest, zumal es zum dritten Mal stattfinden sollte, eine Sondernutzung notwendig ist. Die war offensichtlich gar nicht oder erst viel zu spät bei der Stadt beantragt worden. Dass die IG zumindest im August einen Antrag auf eine gewerbliche Genehmigung eingereicht hatte, war intern nicht weitergeleitet worden.
Um solche Fehler in Zukunft zu verhindern, regt Kring an, dass es bei der Stadt eine zentrale Stelle zum Anmelden solcher Feste geben sollte. „Dann kann man so was vermeiden.“
Zudem wünscht sich der Bezirksvertreter, dass die Verwaltung die BV zukünftig besser über große Feste im Elberfelder Zentrum informiert. „Vor allem, wenn sie das erste Mal stattfinden.“ Das viertägige Herbstfest der Moscheegemeinde sei in der BV kaum bekannt gewesen. Es könne nicht sein, dass solche Veranstaltungen nur kommentarlos im von der Verwaltung verschickten Terminkalender an die BV auftauchen. Ähnlich sieht das Klaus Lüdemann von den Grünen: „Wir möchten gerne informiert werden.“ Dass beide Veranstaltungen am kommenden Sonntag parallel hätten stattfinden können, sei auch aus Platzgründen nicht realisierbar gewesen.
Wie berichtet, hatten die Moscheegemeinde Elberfeld und die IGFES am kommenden Wochenende Veranstaltungen dort geplant. Die Überschneigung war erst in dieser Woche in der Verwaltung aufgefallen. Da die Moscheegemeinde deutlich früher den Platz reserviert hatte, musste die IG jetzt ihr Erntdeankfest absagen. ecr/est