Frühlingsgefühle im Zoo und blühende Pflanzen auf der Hardt

Bei Temperaturen von 12 Grad kommen Frühlingsgefühle auf — doch nicht alle sind vom Ausbleiben des Winters begeistert.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Ein Hauch von Frühling, den gab es bereits im Dezember. Einzig am Nikolaustag, so berichtet es der Wupperverband, seien weit verbreitet Schneeflocken vom Himmel gefallen. Seither wartet der Wupperverband — und wohl auch viele Schlittenfahrer und Ski-Langläufer — auf den Winter. Doch längst nicht jeder hat ein Problem damit, dass die Straßen auch im Januar bisher frei von Eis und Schnee geblieben sind.

Foto: Uwe Schinkel

Carsten Jacobi handelt mit Blumen. Der Vohwinkeler ist Zwischenhändler, das heißt, er beliefert unter anderem kleinere Blumengeschäfte sowie Gastronomen. Mehrmals in der Woche muss er mit seinem Lastwagen bis hinter die holländische Grenze fahren zur Blumenversteigerung in Herongen fahren. Da kommt es dem 32-Jährigen zu Pass, dass er mit dem schweren Lkw auf den Autobahnen und Landstraßen derzeit nicht, wie sonst zu dieser Jahreszeit, mit Schnee und Eis zu kämpfen hat.

Trotz des milden Wetters sei aber nicht viel mehr los als im traditionell eher ruhigen Monat Januar, erzählt Jacobi. Allein die Art der Ware sei bereits sehr frühlingshaft: „Der milde Winter macht sich definitiv bemerkbar. Es werden jetzt schon Primeln und Tulpen gekauft“, erklärt der Blumenhändler. Topfpflanzen würden generell besser laufen als sonst.

Ein weniger erfreuliches Bild bietet sich aus Sicht der Händler von Heizöl und -gas. Zwar kommt der schnee- und eisfreie Winter auch den Fahrern der schweren Tankfahrzeuge, die häufig nicht leicht erreichbare Grundstücke anfahren müssen, gelegen. Doch die Auftragslage bei den Brennstoffhändlern ist aufgrund der milden Temperaturen mehr als angespannt. Die privaten Heizöl- und Gastanks der Kunden sind noch gut gefüllt. „Für den Verbraucher ist der warme Winter gut, für uns Händler ist das natürlich problematisch“, fasst Armin Schneider, Chef des mittelständischen Unternehmens Schneider-Gas in Nächstebreck, die Situation treffend zusammen.

Für gute Aussichten — im wahrsten Sinne des Wortes — sorgt das Wetter derzeit im Botanischen Garten. Denn wie singt Eliza Doolittle im Musical „My Fair Lady“: „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blüh’n.“ Bei Temperaturen im zweistelligen Bereich, kann Spanien durchaus durch Wuppertal ersetzt werden.

Wenn Frank Telöken aus dem Fenster seines Büros auf der Elisenhöhe über den Botanischen Garten blickt, ist die Natur zwar derzeit noch nicht viel weiter als in einem kälteren Winter, doch auf einem seiner Streifzüge durch Park- und Gartenanlage entdeckt er bereits die ersten Triebe von Schneeglöckchen. „Voll da, mit ihren gelben Blüten, ist zum Beispiel die Zaubernuss“, erzählt er. Die Blüten dieses - auch unter dem Namen Hamamelis bekannten - Strauches sehen aus wie ein Pflanzen-Feuerwerk. Auch der Duftende Schneeball aus der Pflanzenfamilie der Moschuskrautgewächse zeige bereits seine weißen bis leicht rosafarbigen kugelförmigen Blütenstände.

Sorgen um die Natur oder die Pflanzen, die nun „zu früh“ dran sind, müsse man sich übrigens nicht machen, erklärt Telöken. „Das Grün der Zwiebel- und Knollenpflanzen hat zum Beispiel einen Art Frostschutz in den Blättern eingelagert“, sagt der Leiter des Botanischen Gartens. Generell würde die Natur zum Zwecke der Arterhaltung viel mehr Blüten und in der Folge auch Samen produzieren als benötigt. Dem frühen Frühling folgt also eventuell ein früher Sommer.

Auf seiner Morgenrunde durch den Zoo hat Kurator André Stadler in den vergangenen Tagen unerwartete Töne vernommen. „Kohlmeise, Blaumeise, Amsel und Buchfink singen bereits ihre Frühlingslieder. Kein Wunder bei Temperaturen fast durchgängig über zehn Grad“, berichtet André Stadler. Auch vielen Zootieren scheint der Frühling im Winter zu gefallen. Da bei vielen Gehegen die Schieber zum Außengehege offen sind, haben die Tiere die Wahl, ob sie drinnen oder draußen sein wollen. „Und bei frühlingshaften Temperaturen von 12 Grad sind nicht nur die Elefanten lieber länger draußen als im Elefantenhaus“, sagt Stadler, der aber skeptisch bleibt: „Der Winter wird noch kommen.“ Bereits am morgigen Sonntag könnte es mit der Wintermilde vorbei sein.