Für viele Menschen in Cepni ist Wuppertal die neue Heimat
In der türkischen Kleinstadt kennt jeder Wuppertal und Wuppertaler. 1200 Mitglieder zählt die Cepni-Gemeinde im Bergischen Land.
Wuppertal. Der bekannteste Wuppertaler in der kleinen türkischen Gemeinde Cepni ist nicht etwa der frühere Bundespräsident Johannes Rau, sondern der langjährige Geschäftsführer der Wuppertaler Abfallwirtschaftgesellschaft (AWG), Wolfgang Herkenberg. Bei seinem Besuch in Cepni traf der SPD-Landtagsabgeordnete Josef Neumann auf viele Einheimische, die enge Verbindungen zu Wuppertal haben.
„Wenn ich erzählt habe, dass ich aus Wuppertal komme, haben mir ganz viele Menschen berichtet, dass sie früher bei Happich, Knipex oder bei FAG gearbeitet haben. Und vor allem ältere Männer erinnerten sich an ihre Zeit bei der Müllabfuhr, als Wolfgang Herkenberg ihr Chef gewesen ist“, sagt Josef Neumann. Nahezu jeder in der 2500 Einwohner zählenden Gemeinde habe einen Bezug zu Wuppertal.
Nach Cepni war Neumann gemeinsam mit Özdemir Yakub vom „Gegenseitige Hilfe verein Wuppertal“ aufgebrochen, um sich über den Stand der Renovierung einer alten armenischen Kirche zu informieren, die mit Unterstützung aus Deutschland zu einem ethnischen Museum umgebaut werden soll. „Dieses Projekt ist nicht selbstverständlich in diesen Tagen.“
Seit den 1960er Jahren ist Wuppertal eine wichtige Adresse für die Menschen aus der Zentraltürkei, die als Cepni einen eigenen Volksstamm bilden.
Der Rest der Geschichte ist bekannt: Menschen, die als Gastarbeiter zunächst als preiswerte Arbeitskräfte vor allem auf dem Bau oder bei der Müllabfuhr eingesetzt wurden, schlugen Wurzeln in Deutschland. Einige kehrten zurück und brachten ein Stück Deutschland in ihre Heimat mit. Ein solches Stück Wuppertal hat vier Räder und ist in die Jahre gekommen. In den 1970er Jahren wurde der Stadt Cepni ein Wuppertaler Feuerwehrwagen geschenkt. „Es ist an der Zeit, dieses Geschenk erneuern“, sagt Josef Neumann schmunzelnd.
Eine weitere Überraschung entdeckte er an einem Dorfbrunnen, der den Namen Hermann Fels trägt. „Der Brunnen ist offensichtlich nach einem Wuppertaler benannt worden, der in Cepni gelebt hat.“ Ein Offizieller der Stadt Wuppertal hatte vor mir aber noch nicht den Weg nach Cepni gefunden“, sagt Josef Neumann.
In Wuppertal wurde der „Gegenseitige Hilfeverein“ 1981 von Migranten aus Cepni gegründet. Der Verein mit mehr als 200 Mitgliedern hat seinen Sitz an der Brunnenstraße auf dem Ölberg, wo er wertvolle Arbeit zur Integration vor allem von Frauen leistet. Zudem versteht sich der „Gegenseitige Hilfe Verein“ als offener Treffpunkt für Menschen mit verschiedenen kulturellen Wurzeln. „Die Cepni-Gemeinde in Wuppertal besteht heute aus rund 1200 Personen“, schätzt Neumann.
Seit 2013 besteht eine Comenius-Schulpartnerschaft zwischen dem Berufskolleg Elberfeld und dem Sehit Binbasi Mehmet Aras Çepni Lisesi. Zum Auftakt besuchten 16 Schüler und drei Lehrer aus der Türkei Wuppertal. Es folgte der Gegenbesuch einer Wuppertaler Gruppe.
„Der Wuppertaler Einfluss in Cepni ist spürbar. Man wird dort als Wuppertaler sehr herzlich begrüßt. Und die älteren Menschen erzählen gerne davon, wie sie damals in Deutschland eine ganz fremde Welt vorgefunden haben“, sagt Josef Neumann.