Fußball-WM: Endspiel zwischen Panama und Ägypten

Kolumnist Uwe Becker findet, die Fifa hätte für Italien und die Niederlande ruhig ein bisschen mauscheln können.

Foto: Joachim Schmitz

Als mir die Kassiererin im Supermarkt nach einem 86-Euro-Einkauf zwölf Tütchen mit Fußballbildern unserer DFB-Elf in die Hand drückte, wurde ich wieder schmerzlich an den Abstieg des HSV aus der 1. Bundesliga erinnert, und auch daran, dass ich mir von der Fifa organisierte Veranstaltungen eigentlich nicht mehr anschauen wollte. Bei den Sammelkarten hatte ich dann auch direkt Joachim Löw, Niklas Süle und Benedikt Höwedes doppelt, was mich schon direkt tierisch nervte. Ich gehe aber auch viel zu selten in dieses Lebensmittelparadies, um rechtzeitig vor der WM das dazugehörige Sammelalbum voll zu bekommen, auch wenn es insgesamt nur 36 Bilder sind.

Begrabt mein

Herz in Wuppertal

Wenn in der kommenden Woche dann die Fußballweltmeisterschaft der Männer in Russland beginnt, werden sich auch wieder die Damen und Herren für Fußball interessieren, denen dieser Sport ansonsten relativ egal ist. Wenn auf großen Stadtplätzen beim Public Viewing sich volltrunkene junge Männer und schwer angeheiterte Mädchen nach einem Tor für Deutschland in die Arme fallen, dann ist es wieder so greifbar, wie damals beim heimischen Sommermärchen 2006, dieses wunderbare Zusammengehörigkeitsgefühl.

Da klatscht und jubelt dann auch der liberale Grüne und der orthodoxe Linke, wenn Erdogans Musterschüler Mesut Özil und Ilkay Gündogan die Viererkette von Korea schwindelig spielen. Aber auch der sehr, sehr konservative Wähler vom rechten Rand drückt dann mal beide Augen zu, wenn der halbe Spanier, Mario Gómez García, uns mit einem sensationellen Seitfallzieher ins Viertelfinale schießt oder Jerome Boateng mit einem harten, humorlosen Kopfstoß die Titelverteidigung klarmacht.

Ich hoffe, bei der WM geht alles mit rechten Dingen zu, und die Dopingvorwürfe gegen russische Spieler werden nicht bestätigt. Denn sollte Russland die Brasilianer im Halbfinale mit 7 zu 1 besiegen, dann wäre wohl etwas faul im Staate Dänemark. Was mich ein wenig traurig stimmt, ist die Nichtteilnahme von Italien und den Niederlanden, hier hätte die Fifa doch mal ein bisschen mauscheln können, so wie es bei der Vergabe von Weltmeisterschaften üblich ist.

Ich wünsche mir - verrückt aber wahr - ein Endspiel zwischen Panama und Ägypten, aber nicht in Moskau, sondern auf der Krim, auch wenn das für politische und sportliche Irritationen sorgen würde. Die ukrainische Halbinsel hat auf jeden Fall mehr Sonnentage als Moskau, das sollte man bei den schlimmen Unwettern überall nicht unterschätzen. Die Überschwemmungen hier in Wuppertal werden leider nicht die letzten gewesen sein.

Dazu hatte ich kürzlich wieder einen Albtraum: Wuppertal wurde von einer ganz furchtbaren Flutkatastrophe heimgesucht. Zunächst bestellte ich im Internet statt Sandsäcken versehentlich einen braunen Sitzsack. Geliefert wurde mir dann aber ein knallrotes Gummiboot. Auch der Ölberg in Elberfeld stand unter Wasser. Nach ein paar Tagen beschwerten sich Anwohner, dass am St. Anna-Gymnasium morgens chaotische Zustände herrschten, weil Mütter ihre Kinder in Schlauchbooten mit Außenbordmotor bis auf den Schulhof fuhren.

Kurze Zeit später erfand ein Öko-Tüftler vom Arrenberg ein großes Schwarmschlauchmobil, mit dem die Kinder dann zusammen zur Schule geschippert wurden. 2020, pünktlich zu Friedrich-Engels 200. Geburtstag, wurde Wuppertal zur Hansestadt ernannt.