„Gammelzüge“ im Einsatz
Auch in Wuppertal sind nach wie vor S-Bahnen unterwegs, die mehr als 30 Jahre alt sind. Das soll sich 2008 ändern.
Wuppertal. Sie wurden angefordert, als an der Verspätungsfront vor drei Jahren größte Not herrschte. Jetzt sind sie in erster Linie nur noch ein Ärgernis: Nach eigenen Angaben setzt die Bahn AG auch im Großraum Wuppertal nach wie vor S-Bahn-Züge ein, die mehr als 30 Jahre alt sind und bei Fahrgästen immer wieder für Kritik sorgen, was Optik und Sauberkeit betrifft. Sie sollen in den nächsten Jahren ausgemustert werden - verspricht die Bahn AG.
Und auch die WZ-Leser geizten nicht mit Kritik: Neben Leserbriefen wurde mehr als 900-mal im Online-Forum der Westdeutschen Zeitung abgestimmt. Mit einem eindeutigen Ergebnis: Gut 80 Prozent der Teilnehmer zeigten sich mit "ihrer" Bahn unzufrieden und bemängelten neben Verspätungen auch den desolaten Zustand vieler Züge im S-Bahn-Verkehr.
Und der kommt nicht von ungefähr: Im Jahr 2004 forderte die Bahn mehr als 30 Jahre alte Triebwagen aus Süddeutschland mitsamt Wartungspersonal an, um im NRW-Linienverkehr kurzfristig Verspätungen abzufangen. Dem Vernehmen nach waren auch Züge aus München darunter, die zu den Olympischen Spielen 1972 angeschafft worden waren.
"Vor drei Jahren waren uns diese zusätzlichen Züge eine wertvolle Hilfe", heißt es auf WZ-Nachfrage bei der Bahn AG in Düsseldorf, die bei dieser Geschichte von einem "alten Hut" spricht. Natürlich habe man die Züge vom Typ "ET 420" auch im Raum Wuppertal eingesetzt und werde dieses Material nun "Zug um Zug" ausmustern.
Von den damals 15 angeforderten Oldtimer-Zügen seien derzeit noch sechs landesweit im Einsatz, heißt es bei der Bahn. Was neue S-Bahn-Züge betrifft, stecke man "derzeit noch mitten in der Beschaffung" und könne noch keine näheren Angaben zur Planung machen.
Was länge fährt, wird endlich gut: In Zeiten, in denen der S-Bahn-Verkehr rund um Wuppertal in erster Linie durch Verspätungen und Verschmutzungen für Schlagzeilen sorgt, sind gute Bahn-Nachrichten Mangelware. Und auch die Ankündigung, dass die Bahn ab dem nächsten Jahr neue S-Bahn-Wagen in Betrieb nimmt, werden die leidgeprüften Bahnkunden erst einmal mit Vorsicht genießen. Viel zu oft ist ihr Vertrauen ins Unternehmen Zukunft in den vergangenen Jahren bitter enttäuscht worden, und viel zu oft haben sie für desaströse Leistungen viel Geld bezahlt.
Dennoch lässt die zaghaft angekündigte und längst überfällige Modernisierung der S-Bahn-Flotte im regionalen Zugnetz hoffen: Darauf, dass die gekürzten Vertragszahlungen durch den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr Wirkung zeigen und darauf, dass die Bahn sich endlich wieder zu ihren stark genutzten S-Bahn-Linien bekennt. Mit der S 8 zwischen Wuppertal, Düsseldorf und Mönchengladbach und der S 9 zwischen Wuppertal, Essen und Haltern führen gleich zwei der wichtigsten Bahn-Achsen durch Wuppertal. Dass auf diesen Strecken neue Züge zum Einsatz kommen müssen, steht außer Frage, denn sie werden tausendfach genutzt und hoffentlich nicht sofort wieder durch Sprayer unter "Beschuss" genommen.