Fahrradstadt Gathe: Busspur wird freigegeben

Elberfeld. · Radfahrer müssen nicht mehr zwischen Autos und Bussen fahren. Sicherheit soll erhöht werden.

Für Radfahrer soll es auf der Gathe sicherer werden. Sie sollen bald auch auf der Busspur fahren dürfen.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Die Busspur an der Gathe ist vom Verkehrsausschuss für Fahrradfahrer freigegeben worden. Das hatte die Verwaltung vorgeschlagen – nachdem mehrere Bürgeranträge zu dem Thema eingegangen waren und es im vergangenen Jahr einen Auftrag gegeben hatte, alle Busspuren auf Freigabe zu prüfen. Der Fall war lange immer wieder Thema für Politik, Verwaltung und Stadtwerke.

Aus Sicht der Radfahrer ist das ein längst überfälliger Schritt. Denn bisher ist die Spur vielfach ohnehin von Radfahrern genutzt worden, die dadurch Abstand zu den Autos auf der Gathe gesucht haben – illegal. „Aber es ist gelebte Realität“, betont Christoph Grothe von der IG Fahrradstadt, der auch schon Anträge zur Freigabe geschrieben hat – er erinnert sich an solche aus den Jahren 2014 und 2016.

Es wird eine Vorschrift umgesetzt, nicht Gewohnheitsrecht

Hier wird aber nicht einfach Gewohnheitsrecht legitimiert. Die Verwaltung ist dazu gesetzlich angehalten. Seit 2009 ist es Vorschrift, dass Radfahrer auf Busspuren fahren müssen, wenn es keinen gesonderten Radweg gibt. Wenn die Stadtwerke dagegen Einwände haben, muss die Busspur aufgehoben werden.

Die Politik hat sich lange herumgeschlagen mit dem Thema. Im Juni 2018 hat der Verkehrsauschuss gefordert, dass die Stadtwerke alle Busspuren auflisten und die mögliche Freigabe der einzelnen Spuren überprüfen. Die Gathe gilt aber als Sonderfall - und wird gesondert behandelt und als Einzelfall entschieden.

Die Stadt hat die Strecke in Abschnitte unterteilt: Die Busspuren werden freigegeben an den Strecken Uellendahler Straße zwischen Eckernförderstraße und Wiesenstraße sowie von Wiesenstraße bis Albrechtstraße. An der Morianstraße werden die Busspuren von Karlstraße bis Wilhelmstraße, Wilhelmstraße bis Rommelspütt und Grabenstraße bis Schwanenstraße aufgehoben. Erstere ist ohnehin für den Lieferverkehr freigegeben und deswegen häufig zugeparkt, die anderen beiden sind keine eigentlichen Busspuren sondern Anfahrten zu Haltestellen.

Für Christoph Grothe von der IG Fahrradstadt ist die Freigabe „wie Weihnachten“, scherzt er im Telefonat mit der WZ. Er merkt ernsthaft an, dass die Radfahrer lange darauf gewartet hätten. „Es ist ein überfälliger Schritt“. Radfahrer waren bisher angehalten, auf dem Streifen neben der Busspur zu fahren - zwischen Autos und Bussen. Das wurde immer als zu eng und riskant gesehen.

Da die Stadtwerke mit der Öffnung der Busspuren Uellendahler Straße und Gathe zwischen Wiesenstraße und Albrechtstraße nicht einverstanden waren, hätte die Busspur aufgelöst werden müssen. Das hätte aber zu noch größeren Problemen für den ÖPNV geführt – so dass die Spuren erhalten bleiben. „Die Stadtwerke nehmen das zur Kenntnis“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Sabine Schnake von den Stadtwerken führte das im Verkehrsausschuss am Donnerstagabend aus. Die Stadtwerke befürchten durch die Radfahrer auf der Busspur eine Behinderung der Busse. „Auf der Gathe fahren alle vier Minuten Busse“, sagte sie. Da könnten Radfahrer zu Verzögerungen führen, gerade wenn es Richtung Uellendahler Straße bergauf gehe, könnten der Radverkehr langsamer werden und so negativ Einfluss nehmen. Auch habe man bei der Frequenz Sicherheitsbedenken. Allerdings merkte sie an: Sie sei dagegen, Verkehrsteilnehmer aus dem Umweltverbund gegeneinander zu stellen.

Sie sagte trotzdem, die Stadtwerke würden die Auswirkungen beobachten und gegebenenfalls melden. Volker Dittgen (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses, machte den Vorschlag, die Verzögerungen aufzuzeichnen.

Anja Liebert (Grüne) ergänzte zur Verteidigung der Radfahrer, dass dann auch die Verzögerungen durch parkende Autos und Lieferverkehr festgehalten werden müssten.

Sedat Urguman (SPD) betonte, dass die Politik nur anders entscheiden könne, wenn Daten vorliegen. Annahmen und Befürchtungen reichten nicht aus, um die Freigabe abzulehnen. „Aber wenn es zu Störungen kommt, müssen wir Lösungen finden“