Gottesdienst vor den City-Arkaden Gedenken an die Opfer von Drogen in Wuppertal

Wuppertal · In Wuppertal ist den Drogentoten gedacht worden. Mit einem Gottesdienst vor den Elberfelder City-Arkaden.

Der katholische Seelsorger Herbert Scholl zelebrierte den Gedenk-Gottesdienst für die Drogentote.

Foto: Otto Krschak

Ein Kreuz, gebildet aus weißen Rosen auf einer schwarzen Stoffbahn, symbolisierte am Freitagmorgen den kirchlichen Charakter des Platzes vor den Elberfelder City-Arkaden. Dort fand ein Gedenk-Gottesdienst für die Drogentoten des vergangenen Jahres statt, deren Zahl deutschlandweit auf 1990 – davon fünf in Wuppertal – gestiegen ist.

Eingerahmt wurde die vorübergehende religiöse Stätte von vier Informationsständen, an denen über die Gefahren des Drogenkonsums einschließlich der legalen Substanzen wie Nikotin und Alkohol, auf die Probleme der Suchtkranken, aber auch auf Wege heraus aus der oft tödlich endenden Krankheit informiert wurde.

Der Ende August aus Altersgründen ausscheidende katholische Seelsorger Herbert Scholl, seit Jahren ein verständnisvoller Helfer der Kranken, zelebrierte die nunmehr 18. Andacht dieser Art, die nicht von harmonischen Chorälen, sondern von den harten Gitarrenklängen und den aufrüttelnden Texten von Holger Schmidt begleitet wurden. Auch der hatte seine Erfahrungen mit Drogen gemacht und gibt seine Erkenntnisse unter anderem in der Drogenhilfe-Station an „Gleis 1“ am Elberfelder Hauptbahnhof weiter.

Bestandteile der Andacht waren auch die Ansprachen von Heidrun Behle und Klaudia Herring-Prestin, der Leiterin der Drogenhilfe „Gleis 1“. Sie verlas die Namen der Drogenopfer und zitierte aus den bewegenden Eintragungen ins Gästebuch des „Café Cosa“, Treffpunkt und Beratungsstelle für Betroffene im Wupperpark Ost.

Und dann trat auch Ulrike ans Mikrofon, die sich zu ihrer Alkoholkrankheit bekannte, den Wuppertaler Helferinnen und Helfern für ihre unermüdliche Arbeit und ihre Geduld dankte und später im persönlichen Gespräch erläuterte: „Ich bin zwar seit Jahren trocken, aber es gibt keine ehemaligen Alkoholkranken. Das bleibt man sein Leben lang, weil jeder Griff zum Glas bedeutet, dass man genau da wieder anfängt, wo man zuletzt aufgehört hat.“ Einige Damen neben ihr nickten verständnisvoll an einem Stand, der vom Stadtverband Kreuzbund betrieben wurde und an dem einige Herren Rede und Antwort standen. Die am weitesten verbreitete Sucht bei älteren Menschen ist das scheinbar unstillbare Verlangen nach Alkohol, mit dem man Einsamkeit, Armut und Trübseligkeit seines Daseins zu verdrängen sucht. Umstände, die durch die coronabedingte Kontaktlosigkeit noch verstärkt wurden.

Hier haken in Wuppertal, wo laut dem gleichfalls anwesenden Sozialdezernenten Stefan Kühn viel für Suchtkranke getan wird, laut Wilfried Denkert, dem Vorsitzenden des Stadtverbandes Kreuzbund, insgesamt neun Selbsthilfegruppen, darunter auch eine „Altfrauengruppe“, ein, hören zu, geben Ratschläge und seelischen Halt für die, die der Sucht zu entkommen suchen.

Beteiligt an der nachdenklich stimmenden Veranstaltung waren der Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe e.V. (ffs), die Elterninitiative für akzeptierende Drogenarbeit JES NRW (vertreten durch Vorstandsmitglied Guido Rupior) und JES Wuppertal (vertreten durch den Leiter Volker Dörsam) als Beratungsstelle für Drogenprobleme, die Aids Hilfe Wuppertal und der Verein für Psychosoziale Selbsthilfe und Angehörigengruppen.

Sinn dieser Zusammenkunft, die 25 Jahre lang von der Elterninitiative für praktizierende Drogenarbeit in Wuppertal organisiert und dann an den ffs übergeben wurde, mit nicht betroffenen und oft verständnislosen Bürgern ins Gespräch zu kommen, aber auch, über die Angebote, die es für Konsumierende und ihre Angehörigen in Wuppertal gibt, zu informieren. So auch darüber, dass viele Suchtkranke in Ermangelung von Hilfe gezwungen sind, sich ihr Rauschgift von Dealern zu verschaffen, die die Drogen „strecken“ und mit dem verunreinigten Stoff den frühen Tod der Kranken verursachen.

Dass sie in ihrer Arbeit fast immer gegen Windmühlenflügel ankämpfen, ist den unerschütterlichen Helferinnen und Helfern bewusst. Zum Glück entmutigt es sie nicht.