Geldmangel: Friedhöfe mit Stolperfallen
Den Friedhofsbetreibern in der Stadt geht das Geld aus. Die Defizite werden von Jahr zu Jahr größer.
Wuppertal. Schlaglöcher sind auf Wuppertals Straßen nichts ungewöhnliches. Es fehlt Geld in den städtischen Kassen, um die Fahrbahnen zu ebnen. Anderer Ort, dieselben Probleme: auch auf vielen Friedhöfen prägen aufgeplatzter Asphalt und hochstehende Gehwegplatten das Bild. Bereits vor einem Jahr hat die WZ darüber berichtet.
Verbessert habe sich seitdem, zumindest in den Augen von Björn Teschemacher, nichts. Seine Mutter liegt auf dem evangelischen Friedhof in der Kirchhofstraße. "Hecken Bäume und Wege sind ungepflegt. Dabei hatte man mir zugesagt, dass neues Personal eingestellt werden würde."
Doch den Betreibern der Friedhöfe, den jeweiligen Kirchengemeinden, fehlt Geld, um die Anlagen besser zu pflegen. "Natürlich darf es keine Stolperkanten geben", sagt Pfarrer Manfred Alberti, der Vorsitzender des Wuppertaler Arbeitskreises für Friedhofsfragen ist. Aber Geld für neues Personal fehlt. Der Grund dafür sind sinkende Einnahmen. "Ein Friedhof muss sich selbst tragen", so Alberti. Nur was durch Bestattungsgebühren und Nutzungsrechte für Gräber rein kommt, kann für den Unterhalt des Friedhofs ausgegeben werden.
"Langfristig haben wir Probleme, die Friedhöfe überhaupt erhalten zu können. Im vergangenen Jahr hatten wir ein riesen Defizit", so Alberti weiter. Mehrere tausend Euro groß sei es und werde derzeit noch aus Rücklagen gedeckt, "aber auch die sind irgendwann aufgebraucht". Die zunehmende Zahl von Urnenbeisetzungen sind ein Grund für Defizite. Die sind später nicht nur pflegeleichter, sondern auch preiswerter als klassische Erdbestattungen.
Viele Angehörige, so erklärt die Verwalterin des evangelischen Friedhofs in Sonnborn, Petra Piorek, den häufig verwahrlosten Eindruck der Friedhöfe, kümmern sich nicht um die Grabstätten. "Einige haben das Nutzungsrecht und lassen das Grab verwildern, andere geben das Nutzungsrecht auf und wir müssen das Grab auf unsere Kosten räumen."
Während vor einigen Jahren noch vier oder fünf Personen für die Pflege des Friedhofs beschäftigt wurden, sind es heute 2,5 Kräfte. Der letzte städtische Friedhof liegt in Ronsdorf. 180.000 Euro kostet der Unterhalt jährlich. 80 Prozent werden über Gebühren finanziert, den Rest muss die Stadt zuschießen.
Manfred Alberti beschäftigt sich seit Jahren mit Sepulkralkultur. Die befinde sich im Wandel. Für Friedhöfe könnte es bedeuten, dass es nicht nur weniger geben wird, sondern dass sie auch kleiner werden: Außenflächen werden nicht mehr belegt, Innenbereiche werden durch Hecken abgetrennt und müssen dort nicht mehr gepflegt werden. Waren Grabstätten früher zugleich Statussymbol der Familie, seien sie heute oft nur noch eine Notwendigkeit.