Moderne Sprache Gendern oder nicht gendern? - Diskussion in der Wuppertaler Citykirche
Professor Roland Kaehlbrandt und Journalist Ulrich Tückmantel wollen sich über den Zankapfel geschlechtergerechtes Deutsch austauschen. Der Eintritt ist frei.
„Sprache lebt“, sagt Professor Roland Kaehlbrandt und verfolgt die Entwicklung mit wissenschaftlichem Interesse. Er ist verliebt in Deutsch und gewinnt seiner Muttersprache ständig neue Schönheiten ab. Das hat er in Büchern wie „Deutsch – eine Liebeserklärung“ (Untertitel: „Die zehn großen Vorzüge unserer erstaunlichen Sprache“) dokumentiert.
Deutsch ist schön. Das empfindet auch Ulrich Tückmantel so, der als sprachgewaltiger und sprachfertiger Journalist einst Chefredakteur der Westdeutschen Zeitung war und heute als Sprecher der Bezirksregierung Münster fungiert. Tückmantel weiß Deutsch nicht nur zu schätzen, er weiß auch, damit umzugehen. Und er ist bereit für Veränderungen. In den sozialen Medien propagiert er den „Leitfaden für gendergerechte Sprache“, den seine Behörde just in diesen Tagen ins Werk gesetzt hat.
Spätestens an dieser Stelle dürften sich die Geister scheiden. Kaehlbrandt und Tückmantel sind erklärte Freunde der deutschen Sprache. Aber gendern? Geschlechtergerechtes Deutsch ist ein Zankapfel. Jüngst hat der Westdeutsche Rundfunk (WDR) eine weitere Umfrage zum Thema gestartet, nachdem er in den vergangenen Jahren gleichsam zum Motor der Bewegung geworden war. Nun wissen sie in der Chefetage des Senders, dass annähernd zwei Drittel der Hörer und Seher vom Gendern nichts halten. Dabei gibt es zwar wieder deutliche Unterschiede in den Altersgruppen, aber eine breite Mehrheit ist auf jeden Fall nicht daran interessiert, dass per Strich, Stern, Doppelpunkt oder verbal per Sprachpause kein vermeintlich qualitativer Unterschied zwischen Frau und Mann gemacht wird.
Damit kommen die meisten Zuschauer und Zuhörer des WDR Roland Kaehlbrandt entgegen. Der Stern kommt für den Gelehrten nicht infrage. Er hat für seine Veröffentlichungen eine Regel gefunden. „Die Plurale der Personenbeschreibungen in meiner Rede beziehen sich auf alle Geschlechter, sage ich am Anfang einer Rede“, sagt er. Für längere Texte ist sein Regelwerk als Fußnote gekennzeichnet.
Grundsätzlich bevorzugt der Sprachwissenschaftler Paarbezeichnungen Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer. Das sei zwar umständlich und es gehe ja auch nicht immer um die Sichtbarkeit der Geschlechter. „Manchmal will man doch nur den Beruf nennen. Diese Möglichkeit verlieren wir, wenn wir uns am Ende auf die Paarbezeichnungen einigen sollten“, sagt der Professor. Aber derzeit ist noch keine Einigung in Sicht. „Wir verständigen uns ja gerade nicht im Moment.“ Wenn es eine Entscheidung gäbe, dann wäre aus Sicht Kaehlbrandts die Paarbezeichnung die grammatikalisch richtige. Das sei natürlich umständlich. Und schwierig kann das auch sein. Die Aussage: „Frauen sind die besseren Autofahrer“ wäre grammatikalisch falsch. Wenn es aber hieße „Frauen sind die besseren Autofahrerinnen“, hätte die Aussage keinen Sinn. Das sieht auch Kaehlbrandt. Das Generische verlöre die Sprache, wenn es als biologisch definiert werde. Also wäre bei Frauen am Steuer doch „Autofahrer“ besser, weil es alle Autofahrer umfasst, egal welchen Geschlechts.
Sprache lebt, sie ist ein weites Feld und wichtige Basis des Zusammenlebens einer Gesellschaft. Sprache entwickelt sich. Darüber gilt es zu reden. Professor Roland Kaehlbrandt und Uli Tückmantel tun das am Donnerstag, 16. Februar, ab 19 Uhr in der Citykirche Elberfeld am Kirchplatz. Die Diskussion moderiert Marcus Kiesel vom Verein „Die Politiksprecher“.
Der Eintritt zum „Talk in der Citykriche“ ist frei. Freiwillige Beiträge zur Kostendeckung sind gern gesehen.