Gesucht: Wuppertaler Gesichter fürs indische Kino
Für eine Bollywood-Filmproduktion wird in der Stadthalle gedreht – mit Diplomaten und Demonstranten aus dem Tal.
Wuppertal. Für eine Weltfriedenskonferenz im August werden die mächtigsten Staats- und Regierungschefs der Erde im August nach Wuppertal reisen. Reporter und Fernsehübertragungswagen werden dafür auf dem Johannisberg ihre Posten beziehen; Demonstranten vor der Historischen Stadthalle in Zelten campieren. In echt? Nein - aber im Film. Im Streifen "Mujjahir" des indischen Regisseurs Prashant Chadha, gedreht zum Teil in Wuppertal.
Eine der Film-Demonstrantinnen wird voraussichtlich Susanne Hoffmann sein. Die Chance, dass ihr Stern am Bollywood-Himmel aufgehen wird, steht nicht schlecht. Immerhin wurde die 35-Jährige (Jury-Zitat: "Du siehst aus wie ein Musicalstar") gestern beim Casting für die Kino-Produktion von Casterin Bam Hueske angeheuert. Am Wochenende des 7. und 8. Augustes ist es soweit, dann wird Regisseur Chadha höchstpersönlich von Mumbai zum Dreh ins Bergische reisen.
Schauspielerisches Talent braucht die 35 Jahre alte Komparsin für ihr Filmdebüt nicht - denn das Wichtigste, wonach die Scouts Ausschau halten, ist mehr oder weniger das westliche Aussehen der Schauspieler, die Diplomaten, Journalisten und Polizisten mimen werden. Und dabei spielen Klischees, welche die Inder vom Westen haben, die Hauptrolle. Es sei häufig der Fall, dass Europäer "der Bösewicht in indischen Filmen sind", sagt die Casting-Chefin. Was das Filmteam ins Tal verschlagen hat? Der Drehort Stadthalle sei ideal, weil sie einen "typisch-europäischen Prachtbau" in den Augen der indischen Kinogänger verkörpere.
Den Ruf nach Bollywood hat auch Kirsten Putsch (40) ereilt. Begeistert hat sie jeden Bollywood-Film, der es auf den europäischen Markt geschafft hat, gesehen. Ihr Star ist der indische Schauspieler Shahrukh Khan. Sein Lächeln sei es, so hieß es gestern am Wupperbeach, das Frauenherzen in Neu-Delhi wie in Wuppertal höher schlagen lasse. Und auch Susanne Hoffmann legt für das Bewerbungsfoto ein perlweißes Lächeln auf, während sie ein Schild mit der Nummer 24 in der Hand hält. Vielleicht wird das ja ihre Glückszahl. "Berühmt möchte ich nicht werden, ich will ja auch nur einen Blick hinter die Filmkulissen werfen."
Kandidat Rooly Ngimbi dagegen kann dem "Bollywood-Kitsch", wie er es nennt, nichts abgewinnen - er hat sich spontan als Wupperbeach-Gast für die Casting-Teilnahme entscheiden. Ob er lieber Ban Ki-Moon als UN-Generalsekretär Konkurrenz machen oder in die Rolle eines Diplomaten schlümpfen möchte, weiß er noch nicht. Er sagt trotzdem: "Vielleicht werde ich ein Star in Indien - und werde es nie erfahren." Bei Susanne Hofmann sind die Chancen auf Ruhm jedenfalls gut - sie ist so gut wie engagiert, sagt Casterin Hueske.