Staatsanwaltschaft schweigt Getötetes Ehepaar in Wuppertal - Funkstille beunruhigt Anwohner
Die Funkstille der Staatsanwaltschaft im Fall Springmann macht die Menschen nervös.
Ronsdorf. Der gewaltsame Tod des Ehepaars Springmann hat Ronsdorf bis ins Mark erschüttert. Die Anspannung im Stadtteil ist noch immer zu spüren, denn einen Monat nach der blutigen Tat sind ungewöhnlich wenige Fragen beantwortet. Keine Pressekonferenz, kein Medienaufruf, seit fast vier Wochen keine essenziellen Neuigkeiten zu Täter und Tatumständen.
„Es haben sich Viele darüber aufgeregt, dass man nichts Konkretes hört“, sagt die Ronsdorferin Heide Köhler, die Christa und Enno Springmann persönlich kannte. Gerade die Ungewissheit heize die Gerüchteküche im Quartier an. „Wenn die Leute nichts wissen, fangen sie an, zu fantasieren“, sagt Köhler.
Viele Ronsdorfer haben Angst, weil Staatsanwaltschaft und Mordkommission bislang noch immer nicht ausgeschlossen haben, dass es sich bei der Tat um einen Einbruch gehandelt hat — auch wenn einiges dagegen spricht. Die Sorge, dass so ein — angenommener — Einbruch wieder passieren könnte, treibt bereits merkwürdige Blüten. „Es gibt Leute aus der Nachbarschaft, die ihr Haus verkaufen wollen und jetzt keine Interessenten mehr finden“, berichtet Köhler.
Die WZ konfrontierte Staatsanwalt Hauke Pahre mit den Sorgen der Ronsdorfer. Kann ein Einbruch ausgeschlossen werden? „Das ist Täterwissen, das wollen wir nicht preisgeben“, sagt Pahre. Er wiederholt das seit Wochen gebetsmühlenartig. Pahre wirbt um Verständnis: „Wir haben die Entscheidung zu schweigen nicht leichtfertig getroffen, sondern ganz bewusst.“
Er verweist darauf, dass das Anwesen der Springmanns noch immer nicht abschließend von der Spurensicherung analysiert wurde. „Das wird auch noch mindestens eine Woche dauern“, sagt Pahre. Zumindest ein Signal kann er geben: „Wir kommen im Rahmen der Ermittlungen voran.“ Man arbeite weiter unter Hochdruck an dem Fall, die mehr als 20-köpfige Mordkommission sei nicht verkleinert worden.
Es bleiben nur Spekulationen. Nach einem ersten Aufruf sprach die Mordkommission mit Zeugen und Angehörigen. Eine weitere Öffentlichkeitsfahndung blieb bislang gänzlich aus. Es wurde keine Belohnung ausgesetzt. Werden jetzt nur noch vor Ort Beweise gesammelt, für eine Fährte, die schon längst aufgenommen wurde? Dazu gibt es keine offiziellen Antworten.
Auch Christel Auer, Vorsitzende des Ronsdorfer Heimat- und Bürgervereins habe schon „die wildesten Spekulationen“ gehört. „Die Ronsdorfer wollen jetzt mehr wissen“, sagt sie. Doch persönlich ist sie der Ansicht, dass man der Staatsanwaltschaft und ihrem taktischen Schweigen vertrauen soll. Die Ronsdorfer, so ihre Einschätzung, sind von dem Fall Springmann besonders geschockt worden. „Wir fühlen uns in Ronsdorf eigentlich sicher. Wir sind hier noch unter uns. Man kennt sich und achtet aufeinander.“ Umso weniger passe solch eine brutale Bluttat ins Bild.