Glaskünstler zeigt sein Atelier

Udo Unterieser präsentiert am Wochenende nicht nur Glasarbeiten, sondern auch Skulpturen von Bildhauerin Susanne Tepper.

Foto: Anna Schwartz

Haßlinghausen. Urige Holzsubstanz und imposante Glaskunstwerke verleihen dem historischen Atelier von Udo Unterieser ohnehin schon eine ganz besondere Atmosphäre. Diese gläsern-hölzerne Symbiose wird am 30. Juni und 1. Juli zusätzlich verstärkt. Zum 14. Mal öffnet der Glaskünstler und Glasrestaurateur die Pforten seiner Schaffenswelt und lädt geladene Gäste wie auch neugierige Erstbesucher zu einem offenen Atelier nach Kershagen. Als Gastkünstler hat sich der 71-Jährige diesmal Holzbildhauerin Susanne Tepper mit ins Boot geholt und vereint so Glas- und Holzkunst.

Auf einer gemeinsamen Kunstausstellung hatte man sich im Vorjahr kennengelernt, ehe sich Unterieser und seine Frau anlässlich ihres gemeinsamen 140. Geburtstag bei Tepper mit einer Holzfigur selbst beschenkten. Die studierte Modedesignerin aus Herten bei Recklinghausen hat sich seit einigen Jahren auf die Fertigung von naturbelassenen Holzskulpturen spezialisiert, die in den nächsten Tagen auch in Kershagen zu bestaunen sind. „Überwiegend sind es Frauen- und Mädchen-Gestalten“, erklärt die 52-Jährige und ergänzt, dass es sich dabei sogar um bis zu 200 Jahre altes Eichenholz handele. Die meisten ihrer Skulpturen sind bemalt und kommen so in bunten Outfits daher. „Das passt sehr gut mit meinen Glaswerken zusammen“, findet Udo Unterieser. Und hebt hervor, dass seine Ausstellung „Leute im gemütlichen Rahmen in Kontakt bringen und alte Bekanntschaften wiederauffrischen“ solle.

Udo Unterieser

Der Sprockhöveler wird außer einer Vielzahl an unterschiedlichen Glasobjekten diesmal mit einer Ausstellung seiner bedeutendsten Entwürfe aufwarten. Diese detailgetreuen Zeichnungen stammen von Original-Aufträgen, die überwiegend der Gestaltung und Restauration von Kirchenfenstern entspringen. Um Unteriesers Spezialgebiet ranken sich viele Geschichten und Anekdoten. So kann der Künstler von einer Vielzahl an besonderen Schmelztechniken, Glasmaterialien, Farbtönen sowie Einbindungen von Symboliken und Historischem berichten. Ferner stehen hinter vielen kirchlichen Auftragsvergaben außergewöhnliche Wünsche, kuriose Interessenkonflikte der Auftraggeber wie auch komplizierte Einigungen mit Denkmalbehörden. „Es ist längst nicht immer einfach. Schließlich muss ich die Leute erst einmal von meiner Arbeit überzeugen und dabei immer auch die andere Seite verstehen“, gibt Unterieser zu bedenken. Außerdem sei die Restaurierung heutzutage deutlich schwieriger geworden, weil es „immer vielfältigere Techniken“ und zugleich „höchstens noch 2000 Töne gegenüber früher bis zu 6000 Tönen“ gegeben habe. Erschwerend hinzu komme, dass die europaweite Konkurrenzsituation wesentlich größer geworden sei.

Bereits 1969 hatte der gelernte Glaser- und Kunstglaser mit der Gestaltung von Fensterscheiben begonnen. Ein Altenheim war damals sein erster Auftraggeber. Zu den unzähligen Prestigeprojekten des umtriebigen Kershageners gehören die Gestaltung der Kirchenfenster der Wuppertaler Synagoge, die Glas-Steelen des Wuppertaler Sternenkinder-Friedhofs sowie ein Bochumer Kirchenfenster aus 5000 verschiedenen Glasstücken. Unterieser ist Ur-Wuppertaler, ist in der Schwebebahnstadt aufgewachsen und hat dort später auch seinen Abschluss an der Werkskunstschule gemacht. Zudem war er dort lange Jahre am Vohwinkeler Gymnasium als Kunstlehrer tätig und betrieb in den 70er Jahren zwischenzeitlich eine Kneipe in Elberfeld.

Seit 1982 lebt er im idyllischen Kershagen und hat als Stadtratsmitglied und Mitbegründer der Sprockhöveler Kunst- und Kulturinitiative auch in seiner neuen Heimatstadt weitreichende Spuren hinterlassen. Als Sprecher der Kunstszene prangert Unterieser an, dass alte Kunstwerke mehr und mehr aus dem Stadtbild verschwinden würden und nennt das Rathaus-Kunstwerk Karl Hellwig, die Kindergarten-Fassade in Schee sowie die künstlerischen Fenster des einstigen Sparkassen-Gebäudes in Haßlinghausen als Negativbeispiele. „Auch Kunst und Kultur gehören zur Daseinsvorsorge, doch hat die Stadt für den Kunstetat keine müde Mark übrig“, mahnt der Künstler, dass die hiesige Kunstszene komplett von Sponsoren abhängig sei und Kunststudium-Absolventen immer häufiger Taxi fahren müssten.