Global Friendship Tour Erinnerung und Dialog auf dem Weg nach Košice

Wuppertal · Die Radler vom Grünen Weg beschäftigen sich mit düsterer Geschichte.

Die Radler kommen in Krakau an.

Foto: Jutta Riemer

„Die Menschen, die nach dem 2. Weltkrieg nach Niederschlesien kamen, verloren ihre Heimat irgendwo weit im Osten. Sie wurden ‚umgepflanzt‘ und mussten versuchen, in ehemals von Deutschen bewohnten Häusern neue Wurzeln zu schlagen. Sie haben damit ein Erbe bekommen, um das sie sich kümmern müssen. Dazu ist es unerlässlich, mit allen zusammenzuarbeiten, denen der Erhalt der Kultur und Tradition am Herzen liegt.“

Mit diesem Zitat aus Magdalena Marucks in Legnica erschienenem Buch „Schlesisches Himmelreich“ begrüßt Wojciek Kondusza, Vorsitzender der Organisation „Erinnerung und Dialog“, die Radler und Radlerinnen der Global Friendship Tour in der polnischen Partnerstadt und bedankt sich für das Unterstützungsangebot aus Wuppertal. „Erinnerung und Dialog“ ist nämlich eine der Initiativen, für die Der Grüne Weg e.V. parallel zur Global Friendship Tour Spenden sammelt.

„Wir haben in unseren Partnerstädten nach Organisationen Ausschau gehalten, die sich für Völkerverständigung engagieren und damit unmittelbar Friedensarbeit leisten“, erklärt Michael Lutz vom Grünen Weg. „Mit einem für den Einzelnen geringen Betrag, mit dem wir uns für die erradelten Kilometer sponsern lassen, können wir in der Summe ein deutliches Zeichen setzen für Solidarität und Mitmenschlichkeit.“

„Erinnerung und Dialog“ könnte auch Motto sein für die laufende Etappe der Wuppertaler Freundschaftstour. In Legnica hatte die Gruppe um die Tourguides Günter Großekappenberg und Jutta Riemer den Staffelstab übernommen und sich gemeinsam mit vier polnischen Radlern und einer Radlerin aus Schwerin auf den Weg Richtung Košice gemacht, der nächsten Partnerstadt auf der Großen Runde.

In so geschichtsträchtigen Orten wie dem ehemaligen Breslau, in Oppeln oder Kattowitz gab es reichlich Gelegenheit, sich mit der vor allem von Nazideutschland belasteten deutsch-polnischen Geschichte auseinanderzusetzen. „Der Überfall auf den Sender Gleiwitz am 31. August 1939 gehörte zu mehreren von der SS fingierten Aktionen, die als propagandistischer Vorwand für den Überfall auf Polen dienten, den Beginn des 2. Weltkriegs“, berichtet Jutta Riemer vom Besuch des ehemaligen deutschen Senders.

Obwohl ein gewisses Kilometerpensum absolviert werden muss, bleibt bei dieser Fahrradtour immer wieder auch Zeit für Besichtigungen. „Wir wollen nicht nur strampeln, sondern uns auch mit Geschichte und Kultur beschäftigen“, so Günter Großekappenberg, der die Etappe geplant hat. Folglich standen auch schlesischen Schrotholzkirchen und Renaissance-Schlösser auf dem Programm. Bitterer Höhepunkt dieser deutsch-polnischen Zeitreise aber war der emotional aufwühlende Besuch im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

„An Zynismus und Menschenverachtung nicht zu überbieten“: Dies ist die einhellige Meinung aller Beteiligten, die mit ihrem Radfahrprojekt mit dazu beitragen wollen, dass so etwas nie wieder passiert.

Am morgigen Freitag wird die Gruppe Košice erreichen und den Staffelstab an die nächste Gruppe des Grünen Wegs weiterreichen.

(wz)