Historischer Maskenaufzug Goethe-Gesellschaft Wuppertal feiert 270. Geburtstag des Dichters

Maskenaufzug mit Thomas Braus und anderen.

Prof. Dr. Andreas Meier ist Leiter der Goethe-Gesellschaft.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Die Geschichte der Geburtstagsfeiern ist alt und geht bis ins vierte Jahrhundert vor Christus zurück. In dieser Zeit wandelte das Christentum das Fest für eigene Zwecke um. Mit Festen für die Herrscher griff man im 17. Jahrhundert diese Sitte wieder auf. Bis daraus ein Familienfest im heutigen Sinne wurde, sollte es noch einmal rund 100 Jahre dauern.

In diesen Prozess der Entwicklung des wachsenden bürgerlichen Selbstbewusstseins mit der Verbindung der Würdigung des individuellen Alters, fällt exemplarisch Goethes Leben. Am 29. August 1749 geboren, kannte er als Heranwachsender keine großen Geschenke. „Es gab mal eine Brezel oder eine schwarze Hose“, erläuterte Prof. Dr. Andreas Meier, Leiter der Goethe-Gesellschaft Wuppertal, in seiner Einleitung zum Festakt.

Ab dem 15. Lebensjahr begann Goethe regelmäßig mit Freunden zu feiern und am Ende eines Lebensjahres rückblickend zu bilanzieren, Gewohntes zu überdenken, Konsequenzen zu ziehen und bewusst Neues zu beginnen. „Dichtung und Wahrheit“ zu Papier zu bringen, beschloss er an seinem Geburtstag 1808. Er zog die „Summe seiner Existenz“ an diesem Tage, wie er am 23. August 1794 an Schiller schrieb.

1781 begann die Tradition des Weimarer Hofes, seinen Geburtstag zu feiern und im Jahr 1787 gab es im Gartenhaus für den abwesenden, in Italien weilenden Goethe eine Feier, die Schiller gegenüber Christian Gottfried Körner mit „Wir fraßen herzhaft, Göthens Gesundheit wurde von mir in Rheinwein getrunken“ beschrieb.

Sommerfest im Bergischen
Zimmer der Universität

Den 270. Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe feierte die Goethe-Gesellschaft Wuppertal jetzt mit einem Sommerfest im Bergischen Zimmer der Universität. Vollbesetzt konnten die Gäste eine Aufführung erleben, deren Ursprung im Jahr 1810 lag. Aus Anlass des Geburtstages von Großherzogin Louise von Hessen-Darmstadt, Ehefrau von Carl-August von Sachsen-Weimar, setzte Goethe im Schloss zu Weimar am 30. Januar einen Maskenaufzug in Szene. Betitelt mit „Die romantische Poesie“ gab es seither keine nachweisbaren Aufführungen mehr, bis jetzt. Denn die Wuppertaler Schauspieler Thomas Braus, Julia Meier und Konstantin Rickert drückten dem Maskenaufzug ihren individuellen Stempel auf. Kein Maskenaufzug ohne Maske, auch allen Gästen wurde eine, der Zeit entsprechende Perücke überreicht.

So bekleidet, verfolgten sie amüsiert das Spiel. Durch die Jahreszeiten ging es, rasch mit Verkleidungsutensilien gewerkelt, mit Accessoires gewunken, auf Fensterbänke gesprungen, hinter Fenstern agiert. In der Szene „Spielende Kinder“ gingen Braus und Rickert, mit Pudelmützen auf dem Kopf in hohe Stimmlagen.

Viel Applaus gab es für eine eigenwillige, temporeiche und unterhaltsame Interpretation des Maskenaufzuges. Ganz im Sinne Schillers gab es anschließend Speis, Trank und Musik zum lauschigen Ausklang.