Konzert In der Tuba steckt viel mehr als nur Marschmusik
Das Melton Tuba Quartett trat in der evangelischen Kirche Dönberg auf. Die Formation existiert seit mehr als 30 Jahren.
Mitunter sind es die ungewöhnlichen Auftritte, die neue Einsichten auf die Welt der Kultur vermitteln. So auch am Mittwoch beim Konzert des Melton Tuba Quartetts in der evangelischen Kirche Dönberg: Da erklärt Hartmut Müller – einer der vier Musiker und Mitmoderator des Abends – den leicht amüsierten Zuschauern, dass eine der wohl bekanntesten Opern von Wolfgang Amadeus Mozart „irrtümlicherweise“ als „Zauberflöte“ bekannt geworden sei, eigentlich müsse das Werk aber „Die Zaubertuba“ heißen. Und als Beweis für diese steile These tritt Mitspieler Heiko Triebener denn auch gleich als „Königin der Nacht“ (inklusive schwarzer Perücke und Diadem) auf, um mit seinen Kollegen die weltbekannte Arie der Königin anzustimmen.
Keine distanzierte Erhabenheit klassischer Vortragskunst
Schauspielerei und Verkleidung, Spiel und Schabernack gehören für das Melton Tuba Quartett offenbar dazu. Denn auch wenn – oder vielleicht gerade weil – alle vier Tubisten der 1987 gegründeten Formation ausgebildete klassische Musiker mit Verträgen in deutschen Philharmonien und Sinfonieorchestern sind, geht ihren Auftritten die gesetzt-distanzierte Erhabenheit klassischer Vortragskunst völlig ab.
Das wird schon zu Anfang des vollbesetzten Konzertes deutlich, als Müller zunächst vor die Zuschauer tritt und sagt, dass er heute Abend leider alleine sei. Von seinen Mitmusikern verlassen, müsse er nun eben ein „Solo-Konzert“ geben. Er hoffe, dass die Besucher etwas Zeit mitgebracht hätten – schließlich dauere die Solistenaufführung gut „zwei Stunden länger“ als das Konzert mit den Kollegen, erzählt Müller.
Das Publikum wird
auf den Arm genommen
Das Publikum ahnt es schon: Es soll auf den Arm genommen werden, denn natürlich kommen die drei übrigen Tubisten mit ein paar Minuten Verspätung durch das Hauptportal der Kirche – mit dem „Washington Post March“ erinnern sie daran, dass ihr Instrument oft und gerne bei Märschen zum Einsatz kommt.
Dass die Tuba allerdings deutlich mehr kann, als nur der Marschbegleitung zu dienen oder als Begleitinstrument in Sinfonieorchestern eingesetzt zu werden – das möchte das nach dem Instrumentenhersteller Melton benannte Quartett mit seinem Wirken erreichen. Damit hat sich die Formation ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland erarbeitet - ist sie nach eigenen Angaben doch die einzige ihrer Art, die ausschließlich aus klassisch ausgebildeten Profimusikern besteht. Die Auftritte absolviert das Quartett neben ihrer beruflichen Haupttätigkeit in den Orchestern.
Hartmut Müller spielt
im Sinfonieorchester
Der Region sind die vier verbunden, weil Hartmut Müller im Wuppertaler Sinfonieorchester angestellt ist. Sein Mitspieler Ulrich Haas hat eine Anstellung bei den Duisburger Philharmonikern, Heiko Triebener ist Mitglied der Bamberger Symphoniker, Jörg Wachsmuth für die Dresdner Philharmonie im Einsatz. Sein erstes Konzert gab das Quartett in der Klosterkirche Lennep, der Auftritt in der Dönberger Kirche wurde nun durch den Posaunenchor der evangelischen Gemeinde vermittelt.
Die Bandbreite des Repertoires ist groß und umfasst klassische Stücke ebenso wie Volkslieder, Popsongs oder Medleys etwa aus Agentenfilmen. Auch den musikalischen Herausforderungen stellen sich die vier Profimusiker immer wieder gerne: Das wird etwa deutlich, als sie den „Hummelflug“ von Nikolai Rimski-Korsakow anstimmen, bei dem es wegen der vielen Sechzehntelnoten auf Fingerfertigkeit und Präzision ankommt.