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Kirche in Wuppertal Gretchens Frage und Baumbarts Antwort

In Wuppertal fallen Bäume. Es ist schon an der Berliner Straße geschehen und am Von-der-Heydt-Platz. Lebendiges und schattenspendendes Grün ist staubigem Grau und sandigem Ocker gewichen. Die Sonne brennt nun unerbittlich auf das Pflaster.

Dr. Werner Kleine - Freisteller

Foto: Christoph Schönbach

Nun soll es auch die Platanen am Döppersberg treffen. Keine Frage – es gibt gute Gründe für die Säge. Die Pilzkrankheit „Massaria“ soll die Platanen am Döppersberg befallen haben – neben architektonischen und bautechnischen Gründen ein Grund mehr, das Grau und Ocker der Stadt um eine weitere Nuance anzureichern. Und natürlich haben die bautechnisch versierten Planer des Döppersberg hier sicher schon weitergedacht: Wo man den Asphalt vor allzu großer Auskühlung schützt und seine Erhitzung fördert, verdunsten Regentropen schließlich bevor sie den Boden erreichen. Das wiederum löst das Problem der nur einen Steinwurf entfernten Undichtigkeit des Daches der Bahnhofs-Mall. Was glauben Sie denn?

Bevor Verschwörungstheoretiker jetzt noch anfangen, an solche Zusammenhänge zu glauben, sei der Hinweis erlaubt, dass das alles natürlich Quatsch ist. Trotzdem zeigt die Reaktion vieler Wuppertalerinnen und Wuppertaler, dass ihnen die Bäume am Herzen liegen. Und das zu Recht! Die Atmosphäre am Von-der-Heydt-Platz etwa hat sich in jeder Hinsicht verändert. Davon ist nicht nur das Mikroklima betroffen; der Stadtplatz selbst hat auch ein wenig seine Seele verloren. Bäume sind halt stille Freunde, die eine Stadt in besonderer Weise lebenswert machen.

Freilich geloben auch die Stadtplaner, dass sie an einem möglichst weitreichenden Erhalt des Baumbestandes interessiert sind. Das darf man ihnen glauben. Die alte Gretchenfrage an Goethes Faust, wie dieser es denn mit der Religion halte, wird vom Gretchen der Gegenwart allerdings neu akzentuiert: „Wie haltet ihr es mit dem Klima?“

Die Frage allein reicht, um in wilde Hysterie auszubrechen. Greta Thunberg, die möchte, dass alle die Panik spüren, die sie und ihre Generation mit Blick auf die eigene Zukunft befällt, hat ihr Ziel offenkundig erreicht. Anders kann man sich jedenfalls nicht erklären, dass erwachsene Menschen jeden Anstand meidend mit oft unverhohlenem Hass über ein 16-jähriges Mädchen herfallen und nach dunklen Flecken auf einer nie behaupteten weißen Klimaweste suchen, sich über ihre Behinderung oder gar über ihre Frisur mokieren. Es ist einfach zum Fremdschämen! Dabei ist die Frage, wie die Menschen in Zukunft leben wollen, nur allzu berechtigt – und zwar völlig unabhängig davon, ob der Klimawandel nun menschengemacht ist oder nicht.

In J.R.R. Tolkiens Herrn der Ringe ist die Rodung des Fangorn-Waldes, der Heimat Baumbarts, der Anfang vom Ende derer, die sich im Besitz der Macht wähnen. Anders schildert dagegen die Johannes-Offenbarung die Besonderheit des himmlischen Jerusalem, in dem ein Baum eine zentrale Rolle spielt: „Zwischen der Straße der Stadt und dem Strom, hüben und drüben, steht ein Baum des Lebens. Zwölfmal trägt er Früchte, jeden Monat gibt er seine Frucht; und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker.“ (Offenbarung 22,2) Wo Bäume sind, da ist eben Leben; da wird die Stadt lebenswert!

Für Pessimismus ist es längst zu spät. Überhaupt sollten Christen Hoffnungsmenschen sein. Statt über CO­2-Steuern zu debattieren und das Menetekel des Weltuntergangs zu beschwören, würde man besser über offensivere Varianten nachdenken. Wie wäre es mit einer Belohnung für jede und jeden, die einen Baum pflanzen. Man stelle sich vor, für jede Neupflanzung gäbe es zehn Euro... wahrscheinlich wären die Gärten wieder voll von Obstbäumen. Auch der Von-der-Heydt-Platz würde keinem Urnen-Gräber-Feld gleichen, sondern allein schon deshalb frisch ergrünen, weil der Kämmerer sich über die zusätzlichen Einnahmen freuen könnte.

Es ist wieder Freitag. Die Zukunft beginnt heute. Wenn morgen die Apokalypse einträte – es lohnt sich, heute noch ein Bäumchen zu pflanzen.