Kirche „Das ist eine enorme Belastung für unsere Gemeinde“

Die Kirche am Kolk ist immer noch eingerüstet. Die Bereitstellung der Gelder für die Sanierung zieht sich hin.

Der mehr als 250 Jahre alte Kirchturm an der Morianstraße ist immer noch hinter einem Baugerüst verborgen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Eigentlich sollten die Arbeiten am Turm der Alten Kirche am Kolk bis Frühjahr 2019 abgeschlossen sein. So hatten die Verantwortlichen zu Beginn 2018 gehofft. Passiert ist seitdem nicht viel. Weiterhin bleibt der mehr als 250 Jahre alte Kirchturm an der Morianstraße hinter einem Baugerüst verborgen und bröselt vor sich hin.

„Wir hoffen jetzt im Frühjahr anzufangen“, sagt Pfarrerin Sabine Dermann. Der Bund hat 500 000 Euro für die Sanierung zugesagt, das Land 100 000 Euro. Eigentlich schon vergangenes Jahr – aber die Bereitstellung der Gelder zieht sich hin. Nachdem die evangelische Kirchengemeinde schon zu Beginn einen ausführlichen Antrag geschrieben hatte und sich auch der Unterstützung von Bundes- und Landtagsabgeordneten versichert hatte, verlangt die Bezirksregierung abermals einen Antrag mit aktualisierter Kostenschätzung. „Es wundert mich jetzt nicht mehr, dass manche Gelder nicht abgerufen werden“, sagt Sabine Dermann angesichts des komplizierten Ablaufs.

Die Baukosten sind währenddessen weiter gestiegen. Eigentlich hatten die Planer die Vorhaben extra abgespeckt, um die Kosten von 1,5 Millionen auf 1,23 Millionen Euro zu reduzieren. Inzwischen kostet auch die geschrumpfte Variante 1,5 Millionen Euro. Unter anderem, weil der Turm wieder von Tauben verdreckt wurde und gesäubert werden muss. 30 330 Euro haben die Wuppertaler und diverse Firmen sowie die Bezirksvertretung für die Sanierung des stadtprägenden Kirchturms gespendet. Bleiben 869 670 Euro, die die Kirchengemeinde aufbringen muss. „Das ist eine enorme Belastung für unsere Gemeinde“, sagt Sabine Dermann. Doch das Presbyterium hat sich entschlossen, die Arbeiten jetzt anzugehen, damit der Turm nicht weiter verfällt.

Das Problem: „Die Lutheraner waren damals einfache Industriearbeiter, die hatten wenig Geld“, erklärt Baukirchmeister Rüdiger Raschke. Deshalb haben sie offensichtlich teilweise einfach die Steine benutzt, die sie beim Bau der Kirche ausgegraben haben. Der Kirchturm besteht aus zwei Mauern, zwischen die Kies geschüttet wurde. Die vorderen Steine kann man heute oft problemlos herausziehen.

Drei Katastrophen setzten im Laufe der Jahre dem Turm zu: 1943 zerstörte der Bombenangriff auf Elberfeld die Kirche bis auf die Grundmauern, während der Turm stehen blieb. 1973 explodierte dann bei Abeler Gas während der Abfüllung von Feuerzeugen. Das Dach und die Fenster der Kirche wurden durch die enorme Druckwelle zerstört. Ein Jahr später steckten Brandstifter die gerade erst wieder aufgebaute Kirche an und sorgten für ein großes Feuer. Die Hitze und die Druckwellen schädigten insbesondere die Eckquader des Turms. Deshalb muss jetzt ein Großteil der Steine ersetzt werden. Die Sicherung dafür treibt die Kosten in die Höhe. „Von den Ecksteinen müssen 90 Prozent, von den Wandsteinen 20 Prozent ausgewechselt werden“, sagt Rüdiger Raschke. Die Kirchengemeinde hofft jetzt, dass sie die Landes- und Bundesgelder schnell bekommt und die spezialisierten Handwerksfirmen dann auch zügig die Arbeit aufnehmen.