Baustelle Aralandia: Das Netz spannt sich über die künftige Vogelhalle

Wuppertal · Die Form der Riesenvoliere ist schon gut erkennbar. Im Inneren entsteht eine Landschaft.

Andreas Haeser-Kalthoff testet das Netz der Aralandia-Voliere.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Noch ist die künftige Vogelflughalle eine Baustelle. Unter den sieben großen geschwungenen Stahlbögen bilden verschachtelte Gerüstbauten einen Irrgarten, verziert mit leuchtend orangefarbenen Bändern. Die Gerüste brauchen die Netzknüpfer, die derzeit in bis zu zehn Metern Höhe die löchrige Außenhaut der Voliere über die Bögen spannen – ein wesentlicher Schritt zur Fertigstellung des Projekts „Aralandia“. Ab Ostern 2020 sollen Besucher hier Aras, Sittiche und Flamingos wie in freier Natur erleben können.

2,5 Millimeter sind die feinen Stahlseile dick, die mit Metall-Ösen zu mehreren Quadratmeter großen Netzen verbunden sind. Geliefert wurden sie in Rollen, mit einem Kran in die Höhe gehoben, dann als große Rechtecke mit Kabelbindern zwischen Spannseile aufgehängt. Jetzt müssen sie von Hand mit Ösen verknüpft werden.

„Das Netz ist
wunderbar transparent“

Die Stärke des Netzes war eine besondere Herausforderung, soll es doch Knabber-Angriffe von Ara-Schnäbeln aushalten. Andreas Haeser-Kalthof, Zoo-Biologe und Geschäftsführer des Zoovereins, erklärt: „Das hier ist das technisch Machbare. Noch dicker wäre nicht herzustellen, das Netz wäre dann nicht mehr flexibel.“ Gleichzeitig müssen die Maschen klein genug sein, um ein Durchschlüpfen der kleineren Sittiche zu verhindern. Andreas Haeser-Kalthoff freut sich, wie unauffällig das Netz ist: „Das ist wunderbar transparent.“ Durch die Maschen sind Bäume und Himmel weiterhin gut zu sehen.

In der Voliere sollen Flamingos leben, Sittiche und Aras viel Platz zum Fliegen haben. Und vor allem die Aras sollen hier zu Paaren zusammenfinden. Im Rahmen des Zuchtprogramms kommen junge Papageien nach Wuppertal, bis sie hier in der größeren Gruppe ihre Lebenspartner gefunden haben. Dann kehren sie paarweise in die Zoos zurück, um dort für Nachwuchs zu sorgen.

Damit sich die Vögel wohlfühlen, wird die Freiflughalle als Landschaft gestaltet. Sie ist unterhalb der Bögen schon in Ansätzen angelegt: Vorn und nah am draußen vorbeiführenden Weg liegt zum Beispiel der Flamingoteich mit zwei Inseln (Futter- und Brutinsel). Noch ist alles nur nackter eckiger Beton, der noch natürliche Formen bekommen wird. In der Mitte der Voliere ragen zwei große Ahornbäume in die Höhe und durch das Netz.

Kunstbäume, Felsenlandschaften und viele Pflanzen, auch exotische, sollen die Landschaft füllen. „Man wird hier richtig entführt werden“, verspricht Andreas Haeser-Kalthoff. Belebt wird die Landschaft außerdem durch Pudus, Mini-Hirsche, nicht größer als Hasen.

Betreten werden die Besucher die Freiflughalle durch eine Schleuse. „Das wird ausgeklügelte Technik sein“; sagt Andreas Haeser-Kalthoff. „Wir müssen sicher gehen, dass keine Vögel in die Schleuse geraten.“ Von dieser führt der Weg, begleitet durch einen kleinen Bach, nach links zum Stallgebäude, in dem die Besucher durch eine Scheibe das innere Quartier der Vögel sehen und auch einen Blick in die Futterküche werfen können. Die Vögel können von dort jederzeit durch Flugklappen ins Freie unter dem Netz. Die Besucher gehen ebenfalls zurück in die Voliere, werden diesmal auf der hinteren Seite entlang geführt, vorbei an künstlichen Felsen und Pflanzen. Bei Interesse können sie auch den geschwungenen „Abenteuersteg“ nutzen; der eine erhöhte Aussicht bietet.

Der Weg endet in einem kleinen Besucherzentrum rechts von der Voliere, in dem der Zoo über das Zuchtprogramm für die Aras, über Natur- und Artenschutz informieren wird. „Wir wollen eine Geschichte erzählen“, erläutert Andreas Haeser-Kalthoff mit Blick auf die Verbindung von Voliere und Besucherzentrum. „Wir wollen zeigen, dass hier Lebensraum von Tieren an den Lebensraum von Menschen angrenzt. Wir wollen erklären, dass wir den Menschen nicht vertreiben, sondern mit ihm Natur- und Artenschutz betreiben wollen.“ Das werden Schautafeln anschaulich zeigen. Platz ist auch für eine Tafel aller Netzpaten, die Geld für das Aralandia-Projekt beigesteuert haben.

Wer eine Stärkung braucht, erhält im Besucherzentrum auch einen Kaffee und kann sich auf einer kleinen Terrasse ausruhen.