Große Kunst fürs Taschengeld

Bei der Aktion „Kunst fürs Taschengeld“ sind erwachsene Kunden nicht erwünscht. Kauf noch bis Donnerstag möglich.

Elberfeld. Einmal Mäuschen spielen dürfen. Im Journalismus gibt es solche Glücksmomente, so am Wochenende im Hindemith-Saal der Historischen Stadthalle, wo an der Tür die strikte Anweisung steht: "Kunstmarkt nur für Kinder, Erwachsene verboten!" Die forschen Schritte hinein führen allerdings zu einer Enttäuschung. Im Saal sitzt einzig Stefanie Wüstemann, unverkennbar erwachsen, und sagt, dass sie bisher, womöglich wetterbedingt, nur wenige Kinder zu Besuch hatte.

Immerhin gibt das Gelegenheit, ausgiebig über den Kunstmarkt zu plaudern. An den Stellwänden hängen etwa 60 Lithographien anerkannter Künstler und warten auf junge Käufer. Zum Grundtarif von 38 Euro - dem, was sonst schnell mal für Schnickschnack draufgeht - dürfen die Kinder nach eigenem Geschmack, unbeeinflusst vom Kennerblick Erwachsener und vom womöglich ruhmreichen Namen des Künstlers, ein schmuckes Bild kaufen.

Über die Identität der Künstler ist selbst Stefanie Wüstemann nicht unterrichtet, das werde erst bei Aushändigung der gekauften Werke am 12. Dezember verraten. Aber sie weiß, dass bisher Bild Nummer 212 mit vier Verkäufen ganz oben auf der Hitliste steht.

"Game over" heißt diese Lithographie und zeigt einen schwarzen Windjammer in der Seenot blauer Wellen. Am Strand liegt das Gerippe eines Wals, dessen Spiel bereits vorbei ist. Die zwölf Jahre alte Ioana, die mit ihrem Bruder Nicolas (acht Jahre) und der Schwester Aruna (sechs Monate) schließlich doch frischen Wind in den Saal bringt, bleibt auch an diesem Bild hängen. Aber eigentlich suche sie doch eher was Wildes mit Farbklecksen. Sie habe ein kleines Kunstatelier im Keller verrät sie pfiffig und marschiert aufmerksam von Bild zu Bild, um sich dann ausgerechnet in einem ganz finsteren Werk zu verlieren.

Doch vorschnelle Käufe sind nicht Ioanas Sache. Nach erneutem Rundgang entscheidet sie sich doch für etwas Buntes, das einen Ehrenplatz über ihrem Bett erhalten wird. Nicolas bleibt wortwörtlich beim Bodenständigen. Sein Bild zeigt einen Stuhl, der in der Erde verwurzelt ist. Nur Aruna schaut mit ihren sechs Monaten weniger die Bilder als die Decke an. Schwester Ioana fällt dazu ganz ernüchternd ein: "Die kann man nicht kaufen."