Mehrere Bundesländer betroffen Großrazzia gegen mutmaßliche Schleuser auch in Wuppertal

Kempten/Salzgitter · Mit einer großen Razzia sind Ermittler am Dienstag in mehreren Bundesländern gegen eine internationale Schleuserbande vorgegangen. Wuppertal ist einer von acht Orten in Deutschland, in denen Hausdurchsuchungen durchgeführt worden sind.

Einsatzkräfte der Bundespolizei stehen bei einem Einsatz in einem Wohngebiet in Salzgitter, Niedersachsen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Foto: Julian Stratenschulte

Am Dienstag hat es innerhalb einer Großrazzia gegen eine Schleuserbande Hausdurchsuchungen unter anderem in Wuppertal gegeben. Die Ermittler waren in mehreren Bundesländern unterwegs und vollstreckten bei dem Einsatz elf Durchsuchungsbeschlüsse und sieben Haftbefehle in Berlin, Salzgitter, Twistringen bei Bremen, Osnabrück, Hamm, Duisburg, Wuppertal und Marburg. Sie stellten umfangreiches Beweismaterial sicher, darunter auch die für die Schleusung genutzten Smartphones. Mehr als 400 Bundespolizisten waren im Einsatz.

Die Staatsanwaltschaft in Kempten im Allgäu verdächtigt 19 Beschuldigte zwischen 21 und 44 Jahren, seit mindestens April 2019 Menschen über die sogenannte Balkanroute gegen hohe Summen eingeschleust zu haben. Die mutmaßlich 140 Geflüchteten seien überwiegend aus Syrien. Dabei sollen sich die mutmaßlichen Täter in mindestens 23 Fällen des gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern schuldig gemacht haben. Ausgangspunkt der Schleusertätigkeit der Bande sei nach jetzigem Ermittlungsstand die Stadt Füssen im Allgäu, sagte ein Sprecher der Kempter Staatsanwaltschaft.

Auf die Schliche kam die Bundespolizei der Bande, als sie im August 2019 einen Schleuserfahrer auf der Autobahn 7 bei Füssen nahe der Grenze zu Österreich festnahm. Zusammen mit Ermittlern aus mehreren europäischen Ländern und von Europol konnte die Staatsanwaltschaft Kempten den mutmaßlichen Kopf der Bande in Österreich ausfindig machen und im Dezember 2020 festnehmen lassen. Dessen Auslieferung sei beantragt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Kempten. Er rechne damit, dass bis zur Entscheidung über die Auslieferung von Österreich nach Bayern noch einige Wochen vergehen.

Die Schleuser seien überaus planvoll und sehr professionell vorgegangen, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Sie hätten sogenannte Scouts eingesetzt: Diese fuhren den Schleuserfahrzeugen voraus und meldeten Polizeikontrollen. Die Grenze hätten die Geflüchteten oftmals zu Fuß überquert. Der Bandenchef habe das Ganze über sein Smartphone aus sicherer Entfernung koordiniert.

(dpa/boot)