Für den Transport Gründer Manfred Oltmanns sucht tatkräftige Helfer für die Wuppertaler Büchertafel
Wuppertal · Die Kisten werden für den Rentner zu schwer. Er ist auf Hilfe angewiesen.
Manfred Oltmanns ist Ehrenamtler, Idealist und Bücherfreund. Für den Fernsehtechniker war es Ehrensache, dass er nach seinem Schritt in den Ruhestand seine nach wie vor vorhandene Arbeitskraft in den Dienst einer sinnvollen Sache stellen wollte. Deshalb gehörte er vor mehr als 15 Jahren zu den „Geburtshelfern“ der Büchertafel, jener Abteilung der Wuppertaler Tafel am Kleinen Werth, die Buchspenden entgegennimmt, hygienisch bearbeitet, sortiert und dann an Bücherfreundinnen und -freunde für kleines Geld, meist 25 Cent pro Zentimeter Buchrücken, verkauft und den Erlös für die Mahlzeitenausgabe an Bedürftige verwendet. „Außerdem ist der Verkauf von Büchern aus zweiter Hand eine Sache, die der Nachhaltigkeit dient“, weist Oltmanns auf einen weiteren positiven Aspekt der Büchertafel hin.
Aber auch Idealisten und ehrenamtlich Tätige werden älter, und bei Manfred Oltmanns, der für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement im letzten Jahr mit dem „Wuppertaler“ ausgezeichnet wurde, sind es inzwischen 85 Jahre, die auf seinen Schultern lasten. Zwar sitzt er noch an jedem Mittwoch von 9 bis 16 Uhr im großen Ausstellungsraum an des Kasse, misst die Buchrücken ab, kassiert, sortiert auch die Bände je nach Sachgebieten wie Unterhaltungsliteratur, Krimis, Kinderbücher, wissenschaftliche Werke, Kunstbände oder längst verschollen geglaubte literarische Schätze aus dem Bergischen Land vor und ist auch an jedem ersten Sonntag im Monat um 9 Uhr vor Ort, wenn die umsatzstärksten Stunden erwartet werden und sich viele Leseratten vor den Reihen in roten Kisten angebotenen, alphabetisch vorgeordneten Büchern „tummeln“.
Doch eine Tätigkeit fällt Manfred Oltmanns, der für sein „Baby“, die Büchertafel, pro Woche etwa 20 Stunden aufwendet, immer schwerer: Der Transport der Bücherspenden, die im Rauen Werth an der Rampe abgegeben und von da aus in Plastikbehältern zum Aufzug gebracht werden, von wo aus es in den ersten Stock geht. Und auch von da müssen die Plastikkisten in das Büro hinter dem großen Verkaufsraum transportiert werden. Zwar nur jeweils relativ wenige Meter, aber da geht dem älteren Herrn verständlicherweise allmählich die Puste aus.
„Da brauche ich ehrenamtliche, kräftige männliche Helfer, die mir diese Arbeit unter Anleitung abnehmen,“ so Oltmanns, der aber einräumt: „Wenn volle Kisten zu schwer sind, dann können eben nur weniger transportiert werden. Dann muss man eben mehrmals gehen“, und räumt auch ein, dass man sich wegen der zeitlichen Dimensionen der Hilfe natürlich absprechen muss.
Rund 30 000 Bücher im Angebot der Tafel
Dass für diese Arbeit vorwiegend männliche Helfer gewünscht werden, hat nichts mit „machohafter“ Einstellung zu tun. „Hier oben im Verkauf und beim Vorsortieren nach Bücherkategorien helfen mir einige freundliche ehrenamtliche Damen, doch denen ist das Schleppen von Kisten mit bis zu 30 Kilo Inhalt kaum zuzumuten“, erklärt der „Vater der Büchertafel“, der übrigens größten Wert darauflegt, dass nur hygienisch einwandfreie und unbeschädigte Bücher in den Verkauf gehen. Deshalb wird im Büro jedes Buch genauestens einzeln überprüft. Und wenn es sich um ganz neue Exemplare handelt, dann gibt es schon mal ein bis drei Punkte auf den Einband, wobei jeder Punkt einen Euro bedeutet, woraus folgt, dass „normale“ Bücher, die noch gar nicht oder nur einmal gelesen worden sind, bis zu drei Euro kosten können.
„Hier oben in den Kisten auf und unter den Tischen liegen für die Leserinnen und Leser rund 20 000 Bücher bereit. Und unten hinter der Rampe werden es nochmal rund 10 000 sein, die nach und nach in die Verkaufsetage gelangen müssen,“ schildert Oltmanns das Ausmaß, das die Büchertafel im Laufe der Jahre inzwischen angenommen hat.
„Wenn sich da niemand findet, der mich möglichst am Dienstag, einen Tag vor dem Verkauf, bei dem ich ja an der Kasse sitze, unterstützt, dann wird es mit dem Nachschub erheblich hapern. Und die Folge wird sein, dass das Verkaufsangebot der Büchertafel gravierend nachlässt“, malt der Ehrenamtler aus vollem Herzen ein düsteres Szenario an die Wand. Wobei noch anzumerken wäre, dass das natürlich den Erlös erheblich schmälern würde. Und der kommt schließlich der Ausgabe von Mahlzeiten durch die ohnehin mit Schwierigkeiten kämpfenden Wuppertaler Tafel an die bedürftigen Menschen zugute, die an nahezu jedem Tag im Rauen Werth für Essen und Lebensmittel anstehen.