Das „Kabäusken“ In diesem Wuppertaler Geschäft trifft Secondhand auf Antiquitäten

Wuppertal · Der Laden am Wirmhof hat sich als Marke mit sozialem Anspruch etabliert – und mit einem erweiterten Konzept.

Stöbern und Wohlfühlen, das gehört zum Konzept des Kabäuskens. Hier in der oberen Etage sind Möbel und Literatur zu finden.

Foto: Kevin Bertelt/KEVIN BERTELT PHOTOGRAPHY

Wer im Wohnzimmer Platz nimmt, fühlt sich gleich wie zuhause. In der Ecke steht ein Ledersessel, daneben eine orangefarbene Schirmlampe, die einst auch in den Fernsehzimmern von Oma leuchtete und die im Trend um Retro-Chic und Vintage-Design wieder jüngere Generationen anspricht. Lampe und Sessel sind gut platziert, schließlich erstreckt sich ein großes Bücherregal entlang der smaragdgrünen Wand. Dan Brown, Charlotte Link, John Grisham: Hier sind reihenweise Klassiker versammelt, aber auch Literatur, die sich Wuppertal widmet.

Vom Ledersessel bis zum eleganten Schrankkoffer

Das Wohnzimmer gehört zur Einrichtung des „Kabäuskens“, das im November 2023 am Wirmhof eröffnete. Der Begriff bezeichnet eine kleine Hütte und ist liebevoll gemeint für diesen Laden, der vorher „Tafelboutique“ hieß. Als Dependance der Wuppertaler Tafel wird er zusammen mit dem lokalen Netzwerk Agere unter Leitung von Figan Sarikaya betrieben. Das Sortiment setzt sich einerseits aus Second-Hand-Waren wie Bekleidung, Brettspielen und Möbeln zusammen und kombiniert dies mit Designprodukten lokaler Künstler, unter anderem ergänzt durch gerettete Lebensmittel und eine Sortimentsauswahl des Fairtrade-Konzerns Gepa, der seinen Hauptsitz in Vohwinkel hat.

„Die Zahl der Kunden ließ nach, eine Erneuerung des Konzeptes war nötig“, sagt Urs Diederichs, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Tafel. „Jetzt läuft es.“ Im Unterschied zum Sozialkaufhaus, in dem Kunden ihre Bedürftigkeit durch einen Ausweis nachweisen müssen, ist das Karbäusken für alle offen. Zudem setzt es sich in der Zusammenstellung der Produkte von der klassischen Tafel ab, da es auch hochwertigere Stücke im Sortiment hat. Den wuchtigen Schrankkoffer aus Büffelleder mit Schreibtisch und Schubladen für 1200 Euro findet man normalerweise in Antiquitätenläden, ebenso die Registrierkasse, die im Schaufenster steht und für 860 Euro angeboten wird. Sammlerstücke.

Doch unabhängig davon, welche Produkte zum Sortiment gehören, geht auch hier der Gewinn an die Wuppertaler Tafel und die Kindertafel. Neben Privatpersonen spenden auch Unternehmen, hinzu kommen Produkte, die auf Kommission gekauft werden, sowie B-Ware. Das Netzwerk ist vielfältig und reicht von der Wuppertaler Designmanufaktur Ligarti, die unter anderem Emaille-Tassen und Kunstdrucke anbietet, bis zum Schwebebahn-Gin der Weinhandlung Oellingrath.

Alice Pfleger stöbert im Bücherregal. Alle zwei Wochen schaut sie vorbei. „Ich suche immer Läden, in denen ich alternativ einkaufen kann.“ Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei das Karbäusken mit seinem neuen Konzept viel aufgeräumter, die Waren kreativer zusammengestellt. „Man kann sich auch nur mal umschauen, aber meistens finde ich etwas Nettes“, sagt sie und widmet sich einer Kommode der 1981 gegründeten Möbeldesign-Marke Kare aus Bayern. Urs Diederichs hingegen interessiert sich für einen alten Reisekoffer, entscheidet sich am Ende aber für einen mit einem filigranen Notenschlüssel verzierten Löffel, den er im Erdgeschoss gefunden hat. „Ein Geschenk.“ Dazu den Nordsee-Roman „Die kleine Inselbuchhandlung“ von Janne Mommsen.

Drei Mitarbeiter sind zurzeit für das Kabäusken tätig, darunter Aylin Demirel. Sie war zuvor schon ehrenamtlich aktiv und ist nun zusammen mit ihren Kollegen nicht nur für die Kunden, sondern auch die Gestaltung des Ladens zuständig. Und für das Upcycling von Möbeln, an dem sie besonders Gefallen findet. Zurzeit arbeitet sie einen Fliesentisch auf, bevor er zum Verkauf steht.

„Es ist wie eine Wundertüte“, beschreibt Urs Diederichs das Sortiment: Neben den Erwartungen wie Second-Hand-Bekleidung, die buchstäblich von den Strümpfen bis zum Hut reicht und Accessoires wie Handtaschen und Schmuck steht auch das Modell eines X-Wing Starfighters aus der Filmreihe „Star Wars“ im Schaufenster. Noch so ein Sammlerstück. Und so hat die Tafel zusammen mit dem Agere-Netzwerk unbewusst eine Weisheit umgesetzt, die Jedi-Meister Yoda in „Das Imperium schlägt zurück“ geäußert hat: „Tue es oder tue es nicht. Es gibt kein Versuchen.“ Sie hatten den Mut. Sie haben es getan. Und es funktioniert.

Das Kabäusken, Wirmhof 16, hat dienstags bis samstags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.