Meinung WZ-Kommentar zu den einsturzgefährdeten Häusern: Die Substanz bröckelt

Wuppertal · Prioritätenlisten verdeutlichen, dass das Geld zur Instandsetzung an allen Ecken und Enden fehlt.

olaf.kupfer@wz.de

Foto: Olaf Kupfer/Michael Hollmann

Die Stadthalle in Wuppertal ist vermutlich so etwas wie die Mutter alles Bröckelnden in dieser schönen Stadt. Mindestens als Symbol. Drinnen im historischen Gebäude auf dem Johannisberg wird konzertiert und veranstaltet, außen darben die Fassade und die Dachfiguren vor sich hin. Mittels Befahrungen mit dem Kranwagen werden die Schäden im Blick gehalten. Für 30 bis 40 Millionen Euro etwa dürfte die Stadthalle saniert werden, wahrscheinlich muss die Stadt allein dafür die Kosten tragen. Aber die teure Mutter, die es den Wuppertalern wert sein muss, hat auch Kinder.

Denn es häufen sich die Meldungen, dass Häuser nach statischen Begutachtungen als vom Einsturz gefährdet gelten – und die Straßen davor jeweils gesperrt werden müssen. Das mag man als gute Nachricht werten, weil hier eben nicht gewartet wird, bis die Gebäude einstürzen und Unkalkulierbares passiert. Es ist aber doch eher ein Zeichen für die enorm bröckelnde Substanz einer Stadt mit vorwiegend altem Gebäudebestand, für dessen Sanierung zu oft das Geld fehlt. Ob privat mit jahrelang leer stehenden Gebäuden oder auch öffentlich, wo Prioritätenlisten verdeutlichen, dass das Geld an allen Ecken und Enden fehlt. Die Aufgabe der Stadt ist aber wenigstens, seine Bürger zu schützen und Verkehr möglich zu machen. Langwierige Sperrungen zeugen zu oft vom Gegenteil.