Immer mehr Herztode Wie der Sommer auch in Wuppertal Herzkranke belastet

Wuppertal · Andre Altermann kann beruhigen.

Viel trinken ist an heißen Tagen wichtig.

Foto: dpa/Jana Bauch

Im Sommer ist besondere Vorsicht geboten. Heiße Temperaturen machen dem Körper zu schaffen – gerade dem älterer und herzkranker Menschen. „Sommerliche Hitze und schwüles Wetter können besonders für Menschen mit Bluthochdruck oder Herzproblemen gefährlich werden. Nach wie vor ist der plötzliche Herztod die häufigste Todesursache in Deutschland – jedes Jahr sterben 65 000 Menschen daran“, teilt die AOK Rheinland/Hamburg mit. Demnach würden sich Herzerkrankungen auch auf das Arbeitsleben auswirken. „In den vergangenen 20 Jahren haben Koronare Herzkrankheit (KHK), Herzinfarkt und Herzschwäche (Insuffizienz) zu immer mehr Fehlzeiten geführt. 2023 sind bei allen drei Diagnosen Spitzenwerte erreicht worden“, heißt es von der Krankenkasse.

Seit 2004 habe sich die Zahl der Ausfalltage am Arbeitsplatz wegen Koronarer Herzkrankheit um rund 50 Prozent erhöht, von 23,7 Tagen je 100 Versicherte vor 20 Jahren auf 35,5 Fehltage im Jahr 2023. Bei den Fehltagen wegen eines Herzinfarkts (Akuter Myokardinfarkt) gab es laut AOK einen Anstieg um mehr als 70 Prozent – von 6,5 Tagen je 100 Versicherte im Jahr 2004 auf 11,1 Tage im vergangenen Jahr. Besonders stark zugenommen habe die Zahl der Fehltage aufgrund von Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Hier ist der Wert in den vergangenen 20 Jahren um mehr als 150 Prozent in die Höhe geschnellt: Von 4,2 Fehltagen je 100 Versicherte im Jahr 2004 auf 11,0 Tage im Jahr 2023. Diese Auswertungen hat das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGFI) der AOK Rheinland/Hamburg vorgenommen. Eingeflossen sind die Daten von Hunderttausenden Berufstätigen, die bei der AOK versichert sind.

„Gerade bei besonderen Belastungen wie der Sommerhitze ist ein gesundes Herz von enormer Bedeutung. Deshalb benötigen wir neben einer guten medizinischen Versorgung auch umfangreiche, niedrigschwellige Angebote für mehr Aufklärung und Prävention“, sagt Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg.

Andre Altermann, Vorsitzender der Wuppertaler Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und Internist, bestätigt, dass das Thema „Hitze“ aufgrund des Klimawandels immer aktueller wird. „Da wir aber in Wuppertal nun bekanntermaßen moderate und erträgliche Sommertage, gepaart mit Regenphasen haben, ist im Tal sicher keine wesentliche Änderung eingetreten“, beruhigt er. Herzpatienten seien immer gefährdet, „eine bemerkbare Änderung in den letzten Jahrzehnten ist aber in meinem Patientenklientel nicht zu verzeichnen.“

Die Mittelmeerländer beispielsweise hätten seit vielen Jahren mit extremen Hitzeperioden im Sommer zu kämpfen. Dort steige die Zahl der Hitzetoten und natürlich auch unter den Herzkranken konsequenterweise an. „Diese Beobachtungen treffen auf Wuppertal nun erfreulicherweise nicht zu“, so Altermann.

Herzkranke sollten unter anderem die direkte Sonne oder die Mittagszeit im Freien meiden, ausreichend trinken und gegebenenfalls Rücksprache mit ihrem Hausarzt bezüglich einer vorübergehenden Medikationsanpassung halten.

Bei größeren Hitzewellen sollten Herzpatienten besonders auf der Hut sein, heißt es von der Deutschen Herzstiftung. Einerseits gehe viel Flüssigkeit über die Haut verloren. Andererseits werde der Kreislauf durch die vermehrte Durchblutung der Haut bei Hitze mehr gefordert. Beide Faktoren könnten leicht zu überschießenden Kreislaufreaktionen führen.