Grüne geißeln rote Mehrheitsbeschaffer

Im Taltontheater stimmten Wuppertals Grüne sich mit prominenten Gästen auf ein turbulentes Politikjahr ein.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Es gehört zum guten Ton, dass die Mitbewerber auf dem kommunalpolitischen Parket sich zu Neujahrs- oder Fühjahrsempfängen gegenseitig die Ehre geben. So war es jetzt auch bei den Grünen. Man kennt sich, man schätzt sich. Aber schon kurz nach der Begrüßung werden die Töne rauer. Auch das hat Tradition. „Eine große Koaliton sollte auf Zeit gebildet werden“, sagte Fraktionschef Marc Schulz.

Den Grünen dauert die rot-schwarze Zusammenarbeit im Stadtrat schon viel zu lang. „Darunter leidet die politische Kultur in der Stadt“, klagte Schulz. und geißelte die Sozialdemokraten als Wurzel des Übels. „Wir haben vor Kommunalwahl mit der SPD gesprochen und dachten am Wahlabend, wir hätten es geschafft. Aber die SPD hat es dann vorgezogen, weiter Mehrheitsbeschaffer zu sein für Oberbürgermeister Peter Jung und Stadtkämmerer Johannes Slawig.“

Das Tischtuch scheint zumindest vorerst zerschnitten zu sein. Die Grünen suchen einen anderen Weg ins Zentrum der Macht. Sie schreiten Seit an Seit mit Wuppertals Liberalen und der Bürgerinitative 3.0. Die will einen unabhängigen Kandidaten aufstellen. „Dieser Prozess ist einmalig in Deutschland, und wir Grünen sind stolz darauf, ein Teil davon zu sein.“

Schulz’ Kollegin im Fraktionsvorstand, Anja Liebert, zementierte die Haltung der Grünen zum Projekt Döppersberg. Der Verkauf des Gründstückes an den Investor, der Primark nach Wuppertal holt, bereite der Partei zwar „große Bauchschmerzen“, aber am grundsätzlichen Ja der Grünen zum Umbau ändert das nichts. „Es ist das entscheidende Projekt für den Öffentlichen Personennahverkehr in Wuppertal“, sagte Liebert. „Menschen nach oben, Autos nach unten.“

Vom Billig-Textilhändler Primark fordern die Grünen, dass er dem vom Bundesentwicklungshilfe-Minister Gerd Müller initiierten Bündnis für Fairness beitritt.