Gruß vom Wuppertaler Finanzamt: Sie sind verstorben
Karl Otto Franke erhält Aufforderung, seine Erben anzugeben.
Wuppertal. Dieses Schicksal hat Karl Otto Franke (75) wahrlich nicht verdient. Zeit seines Lebens hat er als Radsportler, als Vorsitzender des Wuppertaler Kneippvereins und als anerkannter Heilpraktiker sowohl auf die eigene als auch auf die Gesundheit anderer großen Wert gelegt. Doch das hat ihn nicht davor bewahrt, vor seinem Ableben für tot erklärt zu werden.
Am 31. August 2011 ist Karl Otto Franke verstorben — davon geht zumindest das Finanzamt Barmen aus, das am 3. Januar einen „Antrag zur Rechtsnachfolge“ an Magdalena Franke, die Ehefrau, schickte. Als Erblasser wird Karl Otto Franke aufgeführt.
„Auf Anhieb haben wir zum Glück nicht verstanden, wer mit „Erblasser“ gemeint war. Doch dann wurde mir klar, der Tote bin ich“, sagt Karl-Otto Franke. Dabei habe er gerade erst am 27. Dezember die Steuererklärung für das Jahr 2010 abgegeben.
Beim Finanzamt Barmen bedauert man den fehlerhaften Bescheid. Den Fragebogen, in dem Angaben zu der Erbengemeinschaft und den Empfangsbevollmächtigten gefordert sind, müssen die Frankes natürlich nicht ausfüllen.
Alexander Hill, Dienststellenleiter des Finanzamtes Barmen, hält es für möglich, dass eine fehlerhafte Meldung beim Finanzamt eingegangen ist, die aus der Umstellung der Lohnsteuerkarten resultiert. „Es hat ja den Fall gegeben, dass bei der Übertragung der Daten von Papier auf den Computer eine ganze Stadt versehentlich religionslos geworden ist. Vielleicht ist auch ein Übermittlungsfehler bei Herrn Franke aufgetreten“, sagt Alexander Hill.
Schon Oscar Wilde hielt Meldungen über sein Ableben für eine maßlose Übertreibung. Ähnlich hält es Karl Otto Franke, der auch in diesem Jahr 2000 bis 3000 Kilometer auf dem Rad zurücklegen will. Sechs Bücher hat er über Themen wie Homöopathie und Chiropraktik bisher verpasst. Seiner neuesten Veröffentlichung „Aus der Praxis — für die Praxis“, nach dem Motto „Totgesagte leben länger“, dürfte nichts im Wege stehen.