Handball Bundesliga Gunnarsson soll ein BHC-Wunder schaffen

WUPPERTAL · Zu spät entschied sich der Bergische HC in der Handball-Bundesliga für einen Trainerwechsel. Die Hintertür über die Lizenzen ist gering

Arnor Thor Gunnarsson ist der neue Trainer, hier mit den BHC-Verantwortlichen Philipp Tychy und Jörg Föste (r.).

Foto: JA/Andreas Fischer

Enttäuscht schritt Max Darj am vergangenen Sonntag durch die Katakomben der Kölner Arena. Dem Kreisläufer war beim Final-Turnier um den Pokal des Deutschen Handball-Bundes mit seinen Füchsen Berlin nur der vierte und damit letzte Platz geblieben. Kein Titel, noch nicht einmal eine Medaille. „Das ist extrem frustrierend. Wir haben es in beiden Spielen nicht geschafft, über die vollen 60 Minuten eine gute Leistung abzurufen.“ Zu allem Überfluss bekommt der Schwede nun auch noch schlechte Nachrichten von seinen Freunden aus dem Bergischen Land. Der Bergische HC, dessen Trikot Darj von 2017 bis 2022 trug, steht vor dem Abstieg in die zweite Liga. „Was beim BHC passiert, tut mir unfassbar leid. Ich trage diesen Verein in meinem Herzen. Vielleicht gibt es ja noch eine Chance“, sagte der 32-Jährige unserer Zeitung.

Diese Chance aber ist sehr klein. Sechs Spiele vor Schluss beträgt der Rückstand auf das rettende Ufer bei der im Handball üblichen Zwei-Punkte-Wertung fünf Zähler. Am Dienstag zog Geschäftsführer Jörg Föste die Reißleine und entließ den von ihm nach Meinung vieler Insider viel zu lange gestützten Trainer Jamal Naji (37). Ein Schritt, der spätestens nach den desaströsen Darbietungen in Leipzig (22:33/29. Februar) sowie gegen Gummersbach (24:31/10. März) und der dann wegen Länderspielen folgenden zweiwöchigen Liga-Pause hätte erfolgen müssen. Föste jedoch schien ein Trainer-Wechsel der falsche Impuls zu sein, der 63-Jährige setzte auf eine interne Aussprache. Mit dem Ergebnis, dass in der Folge auch die wichtigen Duelle mit den direkten Konkurrenten Stuttgart und Eisenach verloren wurden.

Im Spiel beim Tabellen-Schlusslicht HBW Balingen-Weilstetten (Freitag, Anwurf 19 Uhr) wird das Team nun von den bisherigen Assistenztrainern Arnor-Thor Gunnarsson und Markus Pütz sowie Sport-Koordinator Fabian Gutbrod betreut. „Wir arbeiten als ein Mann. Wir sind alle drei schon sehr lange beim BHC und brennen für den Verein. Diese Freude wollen wir auf die „Platte“ übertragen“, sagt Gunnarsson. Von 2012 bis 2023 lief der Isländer in über 350 Spielen für den BHC als Rechtsaußen auf, er erwarb nebenher sämtliche Trainerscheine und wäre von daher bereits viel früher eine Option gewesen. Seine erste Trainingseinheit zumindest sorgte gleich für Begeisterung. „Es war unheimlich viel Energie drin“, meinte der 36-Jährige. Durchaus ein Indiz, dass es – wie von Insidern kolportiert – im Verhältnis zwischen Naji und den Spielern rumpelte.

Bob Hanning: „Ich bin
in großer Sorge“

In Balingen muss nun zunächst zumindest der vorletzte Platz abgesichert werden. Der nämlich könnte dem BHC den Klassenerhalt durch die Hintertür ermöglichen. Am Mittwoch gab die Liga bekannt, dass dem Handball-Sport-Verein Hamburg die Lizenz nur unter der Bedingung erteilt wurde, dass eine bestehende Liquiditätslücke bis spätestens 3. Mai geschlossen werden muss. Wird diese Bedingung nicht innerhalb der gesetzten Frist erfüllt, gilt die Lizenz als nicht erteilt. Schon für die vergangene Saison hatte der HSV eine Personal-Auflage bekommen. So durften nur neue Spieler verpflichtet werden, wenn diese nachweislich gegenfinanziert sind. 2016 war dem Vorgängerverein nach dessen Insolvenz mitten in der Saison die Lizenz entzogen worden, es folgte der Zwangsabstieg. 2021 stieg der HSV wieder in die Bundesliga auf.

Dort wird er wohl zumindest nächste Saison auch bleiben. Zum einen will die Liga den Standort Hamburg nicht verlieren – zum anderen sollen Geldgeber bereitstehen, die ihr Engagement jedoch von zwei Personalien hinter den Kulissen abhängig machen. „Ich glaube, der HSV löst das Problem. Es geht da um zu viel“, sagte Bob Hanning im Gespräch mit der WZ. Der gebürtige Essener ist Geschäftsführer der Füchse Berlin, stieg aber einst als Trainer im Jahre 2000 mit dem SR Solingen in die Bundesliga auf und blickt deshalb beunruhigt zum BHC. „Ich bin in großer Sorge. Es war nicht damit zu rechnen, dass die Mannschaft ihr Potenzial nicht würde abrufen können. Es gibt Clubs mit deutlich weniger Potenzial, doch der BHC steht zurecht da, wo er steht. Ich fürchte gar, er wird eher noch Letzter als dass er Eisenach einholt“, sagte Hanning. „Vielleicht kommt ja durch den Wechsel auf der Bank doch noch etwas Bewegung rein.“