Reiner Rhefus über den „Sänger der Freiheit“ Gustav Adolf Uthmann und sein Denkmal im Barmer Nordpark
Wuppertal · Vor 100 Jahren starb der „Sänger der Freiheit“, wie die Arbeitergesangsbewegung ihn liebevoll nannte. Ein Rückblick.
Vor 100 Jahren, am 22. Juni 1920, starb Gustav Adolf Uthmann, der „Sänger der Freiheit“, wie man ihn in den Kreisen der Arbeitergesangsbewegung liebevoll nannte. Uthmann, ein gelernter Färber und musikalischer Autodidakt, lebte zeitlebens in Barmen und erlangte schon zu Lebzeiten als Komponist und Dirigent von Arbeiterchören beträchtlichen Ruhm.
Gustav Adolf Uthmann wurde 1867 als Sohn eines „kleinen“ städtischen Beamten geboren. Seine Mutter war musikbegeistert und förderte die musischen Fähigkeiten des Sohnes. Der Vater verstarb früh, die Mutter erblindete. Adolf Uthmann verließ die Schule, um zum Unterhalt der jüngeren Geschwister beizutragen. Als Färber kam er mit dem proletarischen Milieu in Berührung. Zugleich bildete er sich musikalisch fort, lernte Musiktheorie, nahm Gesangsunterricht und wurde Chorleiter. Als Dirigent von Arbeiterchören übernahm er die politischen Ziele der Arbeiterbewegung. Er komponierte Lieder und vertonte Gedichte von Ferdinand Freiligrath und Georg Herwegh. Sein Werk umfasste schließlich zirka 300 bis 400 Lieder und Kompositionen. „Zum Lichte empor“ (1905) oder „Tord Foleson“ (1905), gehörten zu den beliebtesten Liedern der Arbeitergesangsbewegung, sie wurden gelegentlich von Massenchören (700 Sänger) aufgeführt.
Am 22. Juni 1920, mit 52. Jahren, starb Uthmann unerwartet an Blutvergiftung und Lungenentzündung. Sein Grab auf dem Friedhof Bartolomäusstraße wurde in die Liste der Grabstätten „verdienter Bürger“ aufgenommen. Auf Betreiben der Barmer Arbeiterchöre wurde ihm 1930 ein Denkmal im Nordpark errichtet. Zu der Einweihung – verbunden mit den Jahrestreffen der deutschen Arbeiterchöre – reisten zirka 10 000 Arbeitersänger und –sängerinnen aus dem In- und Ausland nach Barmen.
Uthmanns Lieder blieben auch in den 1920er und 1930er Jahren lebendig. Selbst in den USA benannten sich die Chöre von deutschstämmigen Sozialisten nach ihm. In Berlin, Duisburg, Wien und anderswo wurden Straßen nach ihm benannt. Bei würdigen Feiern der Arbeiterorganisationen gehörten Werke von Uthmann zum festen Bestandteil des Programms. So etwa im November 1920, zur SPD-Feier anlässlich des 100. Geburtstages von Friedrich Engels in den Sälen der Concordia.
Auch im November 1945, als im kriegszerstörten Wuppertal der 125. Geburtstag Engels in der Elberfelder Stadthalle begangen wurden, bildeten die pathetischen Werke von Uthmann den musikalischen Mittelpunkt. Der Festredner, der spätere Wuppertaler Oberbürgermeister Hermann Herberts, forderte damals eine würdige Erinnerung für Friedrich Engels. Vier Monate später wurde die Friedrich Engels-Allee eingeweiht.
Doch nun kam die pathetische Musik Uthmanns außer Mode. 1967, zum 100. Todestag, wurde noch einmal ein bundesweit ausgerichtetes Gedenkkonzert in der Elberfelder Stadthalle gegeben. Heute erinnern Straßennamen in Wien, Berlin, Mainz, Dresden oder Duisburg an den „Sänger der Freiheit“ – und eben das Denkmal im Nordpark.