Zeugnisübergabe ISS Dome, Stadthalle, Aula: So feiern Wuppertals Abiturienten

Wuppertal · Weil bis zuletzt nicht klar war, wie der Abschluss gefeiert werden kann, wurden Partys in den meisten Fällen abgesagt. Für die Zeugnisvergaben gibt es kreative Lösungen.

Zeugnisübergabe mit reichlich Abstand: Die Abiturienten des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums feierten im ISS-Dome in Düsseldorf.

Foto: Johannes Redetzky

In Zeiten von Corona läuft vieles anders als geplant. Besonders schade ist das für Ereignisse, die einmalig sind, wie der letzte Schultag oder die Verleihung des Abiturzeugnisses. Das Abitur beendet für Hunderte Wuppertaler Schüler in diesen Tagen einen wichtigen Lebensabschnitt. Die Schulzeit ist zu Ende. Normalerweise wird das mit Abibällen und -feiern ausgiebig zelebriert. Nicht in diesem Jahr: Beinahe alle Feiern wurden abgesagt.

Gemeinsam zu feiern, war den Schülern des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums aber wichtig. „Es ist ein Abschied von der Schulzeit, den Mitschülern, den Lehrern und der Schule“, sagte Schulleiter Reinold Mertens. Nach mehreren Optionen hat sich die Schule dafür entschieden, im ISS-Dome in Düsseldorf zu feiern. Dafür wurde ein Sicherheitskonzept für 800 Personen erarbeitet. Die Schüler hielten sich am Samstag unten auf der Spielfläche auf, während die Familien mit großem Abstand auf den Rängen saßen. „Die Erleichterung ist groß, dass etwas stattfindet und dass die Stufe noch einmal zusammenkommen kann“, sagte Mertens. Die Kosten seien sogar geringer als bei einem Abiball, weil es keine Feier mit Sektempfang und Essen gebe.

Andere Wuppertaler Schulen haben nicht so viel Glück. Allein fünf Gymnasien wollten in der Historischen Stadthalle feiern. „Das ist zum Heulen schade“, fasst Heike Janssen, Pressesprecherin der Historischen Stadthalle Wuppertal, die Situation zusammen. Die Stadthalle habe  finanzielle Einbußen. Extrem traurig sei vor allem, dass die Schüler und Schülerinnen ihre Schullaufbahn nicht gemeinsam beenden könnten. „Teilweise werden die Abibälle zwei Jahre lang geplant“, sagt Janssen.

Die Schulen hätten aber andere Wege gefunden, die Zeugnisausgabe zu gestalten. Auf Anzahlungen bleiben die Schulen, die in der Historischen Stadthalle feiern wollten, nicht sitzen. Diese müssen erst sechs Wochen vor der Veranstaltung gezahlt werden. Anders ist das bei anderen Veranstaltern, wie der Schlossfabrik in Solingen.

„Wir können uns keine kostspielige Alternative leisten, weil wir auf 9000 Euro Anzahlung sitzen bleiben“, sagt Claus Wyneke, Schulleiter des Gymnasiums Am Kothen. Da es den Abiturienten wichtig war, gemeinsam die Zeugnisse zu bekommen, werden die Zeugnisse am 26. Juni in der Dreifach-Sporthalle in Barmen ausgegeben. „Die Eltern werden sich solange im Schulgebäude aufhalten und die Zeugnisausgabe per Stream sehen können“, sagt Wyneke. Anschließend soll es draußen Stehtische und Ecken geben, wo die Familien zusammenkommen können. Es sei auch denkbar, Picknickdecken auszubreiten.

Bei der Zeugnisverleihung kommt ein Schichtsystem zum Einsatz

Am Gymnasium Sedanstraße setzt die Schulleitung auf ein ähnliches Konzept. Die 60 Abiturienten bekommen ihre Zeugnisse am 26. Juni in der Aula, während die Eltern in den Klassen über iServ zugeschaltet werden. „Die Eltern können sich wünschen, wer zusammensitzt. Über die Anmeldungen können wir gegebenenfalls Infektionsketten nachvollziehen“, sagt Schulleiterin Hildegard Harwix. Mit der Lösung seien alle zufrieden. Die Feier soll auf den Schulhöfen in mehreren Gruppen ausklingen.

Auch die St. Anna-Schule setzt auf ein Schichtsystem: Die Zeugnisausgabe fand geteilt in drei Veranstaltungen am 20. Juni im Forum der Schule statt. Von den 650 Plätzen wurden nur 150 belegt. Jeder Abiturient durfte zwei Begleitpersonen mitbringen. Damit sich die Gäste nicht begegneten, wurde der Ein- und Ausgang über ein Einbahnsystem geregelt. „Das Programm ist minutengenau geplant, aber würdig“, sagte Schulleiter Benedikt Stratmann vorab. Voraussetzung für die Feier war, dass die Eltern dabei sein können. „Wir haben mindestens acht Jahre mit den Familien zusammengearbeitet, sie gehören dazu“, sagt er.

Am Gymnasium Bayreuther Straße will die Schule den Abiturienten am 25. Juni einen feierlichen Abschied ermöglichen. „Die Abiturienten sind um so viel betrogen worden“, sagt Schulleiterin Britta Jesinghaus-Eickelbaum mit Blick auf Mottowoche und letzten Schultag, die ausgefallen sind. „Die Feier ist im Außengelände geplant, wo man die Eltern gut setzen kann“, sagt die Schulleiterin. Die Ausgabe erfolgt an verschiedenen Stellen durch die Tutoren. Um den Abstand von 1,5 Metern einzuhalten, werden die Zeugnisse auf einen Tisch gelegt. Wenn es regnet, wird die Feier in die Aula verlegt und die Stufe geteilt. „Wir beten zum Wettergott“, sagt Jesinghaus-Eickelbaum.

Das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium setzt einen Tag später auch auf gutes Wetter. Die Verleihung der Abiturzeugnisse findet auf dem Schulhof statt. Die Stühle werden in sogenannte „Familieninseln“ gestellt, die maximal vier Personen pro Familie umfasst. Alle teilnehmenden Personen müssen schriftlich angemeldet werden und ihre Kontaktdaten schriftlich hinterlegen. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes auf dem Schulgelände ist Pflicht. Er darf nur am Sitzplatz abgenommen werden. Anschließend können die Familien mit Sekt und Apfelsaft aus einer „Coronageschenktüte“ auf die Zeugnisverleihung anstoßen.

Im Ganztagsgymnasium Johannes-Rau werden die Zeugnisse am 23. Juni in der Aula ausgegeben. Die Schüler können je zwei Begleitpersonen mitbringen. „Eine Feier kann es nicht geben. Wichtig ist aber, dass wir ein Ritual daraus machen“, sagt Christiane Genschel, Schulleiterin des Ganztagsgymnasiums Johannes-Rau. Die Schüler laufen mit ihren Eltern wie in einem Defilee durch die Aula. „Das ist permanenter Fluss und muss aufgrund der Räumlichkeiten gut organisiert werden“, sagt Genschel. Hinterher können sich die LK-Lehrer mit ihren Schülern in den Klassen treffen.

Das Gynmasium Vohwinkel hat die Zeugnisse bereits am Mittwoch in der großen Pausenhalle verliehen. Nach Angaben von Schulleiter Kai Herrmann kann hier der Abstand von 1,5 Metern am besten gewährt werden. Jeder Abiturient durfte zwei Personen mitbringen. Die Veranstaltung wurde außerdem als Live Stream auf Youtube für die anderen Familienangehörigen übertragen.