Sinfonieorchester Sinfoniker kehren in Stadthalle zurück
Der Lockdown im März traf die Hauptproben, Generaldirektorin Julia Jones konnte gerade noch ihr Zuhause in Portugal erreichen, bevor die Grenzen dicht gemacht wurden. Nun kommt sie wieder nach Wuppertal, das Sinfonieorchester tritt wieder auf, live und vor Publikum.
Diese Woche gibt es gleich drei Konzerte in Kammer- beziehungsweise kleiner Besetzung in der Historischen Stadthalle und im Kulturzentrum Immanuel. Und unter Wahrung der Schutzmaßnahmen.
Auf die vom NRW-Gesundheitsminister angebotene Aufgabe der Abstandsregeln, wenn gleichzeitig genauer rückverfolgt werden kann, wer wo saß, will man verzichten. Ein Testlauf für die nächste Spielzeit soll es sein, erklärt Orchestermanager Benjamin Reissenberger. Die große Unbekannte dabei: die Reaktion des Publikums.
Die ersten beiden Tage im Homeoffice waren noch ganz entspannt, dann aber rollte die Lawine der Abwicklungen geplatzter Konzerte an und begann das ständige Erarbeiten neuer Konzepte, die den ebenfalls ständigen Lockerungen der Landesregierung Rechnung tragen sollen. Dabei, so Reissenberger, gehe es nicht nur darum, was mittlerweile wieder erlaubt, sondern auch was realisierbar sei. Heißt: Sind die pro Musiker vorgeschriebenen Abstände im Probenraum an der Burgunderstraße umsetzbar? Antwort: mittlerweile ja. „Bei sieben Quadratmetern pro Musiker (die seit 15. Juni gelten, Red.) finden 38 Musiker Platz. Das ist schon so etwas wie Orchesterstärke“, findet der Orchestermanager. Beim Konzert auf der Bühne der Stadthalle können 35 Musiker mitmachen.
Nun also der Konzert-Test, der binnen weniger Wochen vorbereitet wurde, nachdem Ende Mai die Erlaubnis für Veranstaltungen mit 100 Leuten gekommen war. Für den Mendelssohn-Saal der Stadthalle werden Karten für 90 Plätze, ein Viertel der Kapazität, verkauft. Am 23. Juni spielt zunächst ein Quintett Schubert (17 Uhr) und dann das Johannisberg Quartett Haydn sowie Mozart. Beim „Uptown Classics Spezial“ am 25. Juni (18.30 Uhr) im Kulturzentrum Immanuel wirken 15 Musiker mit. Auf dem Programm stehen Bach und Mozart. Die Musiker proben eifrig, seien sehr froh, wieder vor Publikum zu spielen, erklärt Reissenberger. Und ihre Musik mit anderen zu teilen, ergänzt Esther Klose, die für Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
Das Digitale begleitet und
vertieft – mehr nicht
Musiziert haben die Sinfoniker zwar auch in den Lockdown-Wochen, aber eben virtuell. Viele verschiedene Konstellationen wurden ausprobiert, dabei darauf geachtet, nicht einfach analoge Formate ins Digitale zu übertragen, sondern „zwischen Möglichem und Nötigen abzuwägen“, so Klose. Mit großer Unsicherheit und langsam wachsendem Technik-Know-How. In den Sozialen Medien konnte so mit dem Publikum weiter kommuniziert werden. „Das wollen wir auf jeden Fall halten und bedienen“, erklärt Klose. Zugleich wolle man von den virtuellen Erfahrungen zehren. Ansonsten aber den Fokus aufs „Livespielen“ legen. „Das Digitale wird uns begleiten und vertiefen.“ Mehr aber auch nicht.
Ende des Sommers beginnt dann die neue Spielzeit. Die Veranstaltungen standen schon vor der Krise fest, der Lockdown ließ sie unrealistisch erscheinen. Vor wenigen Wochen wurde das Programm ins Netz gestellt, auch „als Zeichen der Hoffnung“. Reissenberger: „Wir haben mittlerweile das Gefühl, dass wir darüber sprechen können.“ Gedruckt und damit veröffentlicht werde das fertige Heft aber noch nicht. Der Orchestermanager ist skeptisch, versucht sich mit der Erfahrung zu beruhigen, dass bislang keiner der plötzlichen Lockerungen ein Anstieg der Infektionen folgte. „Wir müssen mit dem Virus leben, damit umgehen und es ernst nehmen“, sagt Klose.
Das muss auch das Publikum, das das Orchester so dringend braucht. Intensive Schutzmaßnahmen sollen ihm das nötige Sicherheitsgefühl geben. Auch im Herbst.